Kommentar
15:11 Uhr, 09.03.2005

Kräftige Produktion unterstreicht gute Perspektiven

1. Die Produktion im deutschen produzierenden Gewerbe ist im Januar außergewöhnlich kräftig um 3,1 % mom gestiegen. Dies ist der stärkste Vormonatsanstieg seit Februar 1995. Damit wurden die Erwartungen der von Bloomberg befragten Volkswirte (Median: 0,6 % mom) und selbst unsere optimistischere Prognose (0,8 % mom) übertroffen. Das Vorjahresniveau wird damit kalender- und saisonbereinigt um 3,5 % überschritten.

2. Die Bauproduktion blieb mit einer Zunahme um 0,7 % mom trotz des starken Dezemberanstiegs (5,9 % mom) auf Expansionskurs. Dies war auf die für das Baugewerbe günstigen Witterungsbedingungen zurückzuführen. Die Durchschnittstemperatur im Januar lag deutlich über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre, und auch die Bauunternehmen meldeten in der ifo-Umfrage ungewöhnlich wenige Behinderungen der Bautätigkeit aufgrund von Witterungseinflüssen. Die Energieproduktion ging um 2,8 % mom zurück, während die industrielle Erzeugung um 3,8 % zunahm.

3. Ein kräftiges Plus in der Industrie hatte sich schon abgezeichnet, das heute gemeldete Aumaß ist dennoch eine positive Überraschung. Die Auftragseingänge im Dezember und Januar waren kräftig, nicht nur wegen der Großaufträge. Letztere beeinflussen die Produktionstätigkeit nicht nur im Folgemonat, sondern verteilen sich in der Regel über mehrere Monate. Dieses Mehr an Nachfrage traf auf bereinigte Lager. Der Lagerabbau hatte im vierten Quartal 2004 noch die Produktionstätigkeit negativ beeinflusst, da die Nachfrage aus den Lagern bedient wurde. Nun werden die Neuaufträge auch produktionswirksam. Auch die Umfragen unter den Einkaufsmanagern hatten auf eine starke Entwicklung schließen lassen.

4. Alle industriellen Hauptgruppen hatten eine Ausdehnung ihrer Produktionstätigkeit zu vermelden. Erfreulich ist nicht nur der starke Anstieg der Investitionsgüterproduktion um 4,9 % mom nach zwei Monaten mit nicht unbedeutenden Rückgängen, sondern auch die starke Ausdehnung der Erzeugung bei den Vorleistungsgüterproduzenten (3,1 % mom) und den Konsumgüterproduzenten (3,3 % mom) nach jeweils schon guten Produktionsdaten im Dezember. Gerade im Bereich der Konsumgüter muss man dieses Plus auf die Inlandsnachfrage zurückführen, denn zuletzt waren die Auslandsaufträge zwei Mal in Folge rückläufig, während die Inlandsaufträge vier Mal in Folge spürbar zunahmen.

5. Die heutigen Daten markieren einen exzellenten Start in das Jahr 2005. Zusammen mit dem statistischen Überhang würde bei einer Stagnation in den Monaten Februar und März dennoch ein Quartalswachstum von 3,2 % erreicht werden. Mit großer Wahrscheinlichkeit bringt der Februar aber eine Gegenbewegung. Belastende Momente gibt es jedenfalls: So erscheint ein Rückpralleffekt auf den starken Januar möglich, ferner herrschten deutlich schlechtere Witterungsverhältnisse und schließlich kam es zu partiellen Produktionsstillständen in der Automobilindustrie aufgrund von Lieferschwierigkeiten von Dieselpumpen. Doch das Polster vom Januar ist so dick, dass man wohl heute schon von einem guten ersten Quartal für die Industrie ausgehen kann. Eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal um ½ % qoq ist damit erreichbar.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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