Kommentar
09:28 Uhr, 04.05.2004

Kräftige Abschläge an den Aktienmärkten

Nach einem volatilen Verlauf beenden die internationalen Aktienmärkte die vergangene Handelswoche mit kräftigen Abschlägen. Positive US-Konjunkturdaten verstärkten die Zinsängste an den Börsen und überlagerten zugleich die überwiegend freundlichen Quartalsergebnisse der Unternehmen.

An den amerikanischenBörsen kam es in der Vorwoche zu deutlichen Einbußen. Anhaltende Spekulationen um eine bevorstehende Zinswende in den USA haben die dortigen Aktienmärkte belastet. Erfreuliche Konjunkturindikatoren sorgten für Befürchtungen bzgl. einer baldigen Leitzinserhöhung. So stiegen das Verbrauchervertrauen sowie der Einkaufsmanagerindex der Region Chicago im April überraschend stark an. Der vom Wirtschaftsforschungsinstitut Conference Board ermittelte Index für das Konsumentenvertrauen kletterte nach vier Rückgängen in Folge von 88,5 Punkten im Vormonat auf 92,9 Punkte. Ferner ist die Zahl der Neubauverkäufe im März auf einen Rekordwert geklettert. Etwas verhaltener fiel hingegen die erste BIP-Schätzung für das erste Quartal aus. Das Bruttoinlandsprodukt ist demnach auf das Jahr hochgerechnet um 4,2 Prozent gewachsen. Volkswirte hatten einen Anstieg um 4,7 Prozent erwartet.

Aus dem Unternehmenssektor wurden zumeist erfreuliche Ergebnisse präsentiert. Gute Quartalszahlen kamen unter anderem vom Medienkonzern Time Warner, der Ölgesellschaft ExxonMobil und dem Konsumgüterhersteller Gillette. Zeitweise legten Comcast-Aktien um mehr als 5 Prozent zu, nachdem der Kabelfernsehanbieter das Übernahmeangebot für den Unterhaltungskonzern Walt Disney im Wert von insgesamt 66 Milliarden Dollar zurückgezogen hat. An der technologieorientierten NASDAQ fiel das Wochenminus besonders kräftig aus. Hier belastete unter anderem Nortel Networks, dessen Aktien um über 28 Prozent einbrachen. Der Telekomausrüster muss die Bilanzen der vergangenen Quartale revidieren und rechnet mit starken Einbußen. Ein Lichtblick war dagegen der Suchmaschinenbetreiber Google, welcher seinen Börsengang vorbereitet. Die erste große Aktienplatzierung eines Internetunternehmens seit dem Platzen der Technologieblase im Jahr 2000 soll demnach 2,7 Milliarden Dollar einbringen.

Sorgen um eine bevorstehende Leitzinserhöhung in den USA aber auch Befürchtungen um eine Abkühlung der chinesischen Wirtschaft haben den japanischen Aktienmarkt Ende vergangener Woche nach unten gedrückt. Vor diesem Hintergrund führten insbesondere Stahlwerte und Aktien von Handelshäusern die Verliererliste an. Technologiewerte verbilligten sich ebenfalls auf breiter Front. Zudem kam es vor den anstehenden Feiertagen zu Gewinnmitnahmen. Vom heutigen Montag bis zum kommenden Mittwoch bleibt die Tokioter Börse wegen der so genannten goldenen Woche geschlossen.

An den europäischen Aktienmärkten trübte sich die Stimmung ebenfalls ein. Technologiewerte gehörten dabei zu den schwächsten Werten, woran die besonders schwachen Vorgaben von der NASDAQ einigen Anteil hatten. Am letzten Montag standen jedoch noch Pharmawerte im Blickpunkt der Markteilnehmer. Aventis hatte am Sonntag nach monatelangem Tauziehen ein kräftig aufgestocktes Übernahmeangebot von Sanofi-Synthélabo angenommen und auch die EU-Kommission hat der Fusion inzwischen mit Einschränkungen zugestimmt. Die Aktien von Sanofi tendierten daraufhin leichter. Ölwerte stießen zeitweise auf gestiegenes Interesse, nachdem sowohl der britisch-niederländische Ölkonzerns Royal Dutch/Shell wie auch BP gute Ergebnisse für das erste Quartal vorgelegt hatten. Insgesamt zeigte sich die Branche relativ robust. In Deutschland rutschte der DAX zum Wochenschluss wieder unter die Marke von 4.000 Punkten, nachdem er am Montag und Dienstag wieder das Niveau seines bisherigen Jahreshochs erreicht hatte. Ein Thema war hierzulande erneut DaimlerChrysler, wobei über eine Auswechselung von Vorstandschef Schrempp spekuliert wurde. Auf die Vorlage der Quartalszahlen der HypoVereinsbank haben die Anleger am Donnerstag wegen Sorgen über die weitere Entwicklung des operativen Geschäfts mit massiven Verkäufen reagiert. Zwar verkündete das Institut stolz, in den ersten drei Monaten des Jahres wieder in die schwarzen Zahlen zurück gekehrt zu sein. Doch die Aktie verlor per saldo mehr als 12 Prozent. Einige Marktteilnehmer äußerten die Befürchtung, dass beim Konzernumbau möglicherweise zu viele Unternehmensteile verkauft worden seien - Aktivitäten, die nun zur Steigerung der Erträge dringend benötigt würden. Ansonsten litten Stahlwerte wie ThyssenKrupp unter Zweifeln an der Fortsetzung des Stahl-Booms in China. Der chinesische Staatsrat hatte zuvor neue Kapitalrichtlinien für einige Branchen angekündigt, um damit einer Überhitzung der Konjunktur vorzubeugen. Siemens-Aktien gaben nach einem pessimistischen Geschäftsausblick ebenfalls spürbar nach.

Mit Spannung werden in dieser Woche die neusten Arbeitsmarktzahlen aus den USA erwartet, welche am Freitag bekannt gegeben werden. Ein starker Anstieg der Beschäftigung würde die Zinsängste wohl weiter schüren und somit die Aktienmärkte belasten. Zuvor jedoch stehen beiderseits des Atlantiks noch andere Konjunkturindikatoren auf dem Programm. So werden in Europa mehrere Dienstleistungs- und Einkaufsmanagerindizes veröffentlicht. Aus den USA kommen unter anderem die ISM-Indizes sowie die Zahl der Auftragseingänge in der Industrie.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 110 Milliarden Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2003. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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