Korea heute
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Wer sich seit längerem nicht mehr mit Korea beschäftigt hat, sollte wieder einmal einen genaueren Blick auf die drittgrößte Volkswirtschaft Asiens werfen. Korea ist auf dem besten Wege, sich zu einer stabilen und gesunden Volkswirtschaft zu entwickeln. Nach Jahren des rasanten Wirtschaftswachstums verfügt das Land nun über Währungsreserven in Höhe von mehr als 250 Milliarden USD, die starke Exportwirtschaft zeigt sich von der Aufwertung des Won unbeeindruckt, und der KOSPI-Index liegt konsistent über der Marke von 2.000 Punkten. In der folgenden Analyse untersuchen wir die wichtigsten Treiber der jüngsten Wirtschaftsund Aktienmarktentwicklung in Korea sowie die damit verbundenen Risiken und geben einen Aktienmarktausblick.
Eine ausgewogene und breiter aufgestellte Wirtschaft
Mit dem Wandel von einer produktionsabhängigen Wirtschaft zu einer diversifizierteren Wirtschafts struktur hat Korea seine Nische auf dem Weltmarkt gefunden. So ist es Korea insbesondere gelungen, ein besseres Gleichgewicht zwischen inländischer Nachfrage und Nettoausfuhren zu erreichen. Untersuchungen von Morgan Stanley zeigen, dass die Nettoexporte und Produktionskomponenten (d.h. Anlageinvestitionen) im Jahr 2006 nur noch 30% zum BIP beitrugen, während der Anteil des privaten Verbrauchs und der öffentlichen Investitionen bei 55% bzw. 15% lag. Als eine der bedeutendsten asiatischen Volkswirtschaf ten verfügt Korea inzwischen über ein relativ gut diversifiziertes Exportportfolio. Auf Länderebene haben die koreanischen Exportunterneh men gute Fortschritte beim Erschließen der Schwellenländermärkte gemacht und die Abhängigkeit von der US-Wirtschaft deutlich reduziert. Auf Branchen ebene hat sich die Fokussierung der koreanischen Exporte auf die Informationstechnologie als Mythos erwiesen. Tatsächlich handelt es sich nur bei 30% der gesamten Exporte um Technologieprodukte inkl. Halbleiter, Elektrogeräte, Computer & Computerzubehör, Mobiltelefone, Telekommunikations- & AV-Produkte sowie LCDs. Nun, da Korea in der Weltwirtschaft Fuß gefasst hat, forciert das Land seine wirtschaftliche Weiterentwicklung – um eine wissensintensive Wirtschaft aufzubauen, die durch Anpassung der Investitions bedingungen, rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen an globale Standards eine noch bessere Integration in die Weltwirtschaft ermöglicht.
Gründe für die Aktienmarktrally
Der koreanische Aktienmarkt hat eine starke Performance hingelegt. Der KOSPI-Index ist seit Jahresanfang um 40% gestiegen. Wir halten die positive Entwicklung der Unternehmenserträge für den wichtigsten Antriebsfaktor der jüngsten Rally. Seit der asiatischen Finanzkrise vor 10 Jahren haben die koreanischen Unternehmen beeindruckende Erfolge bei der Restrukturierung gemacht und ihre Wettbewerbsfähigkeit durch Umsetzung struktureller Reformen und effektiver Unternehmenskulturen gestärkt. Die etwa fünfjährige Restrukturierungsphase zahlt sich jetzt aus. Heute zeigt sich, dass die koreanischen Unternehmen mehrere wichtige Ziele erreicht haben: i) Profitabilitäts- anstatt Umsatzwachstum durch Erhalt profitabler Kerngeschäftsbereiche und Aufgabe unprofitabler Unternehmenseinheiten; ii) eine geringere Fremdkapitalabhängigkeit, da sich der starke Rück gang der Zinszahlungen deutlich positiv auf Ertrag, Eigenkapitalrendite und die Gesamtkapitalrendite auswirkt; und iii) eine erhöhte Trans parenz in der Unternehmensführung durch Umsetzung solider Corporate-Governance-Strukturen.
Damit haben die Restrukturierungs anstrengungen der Unterneh men zu deutlich erhöhter Profitabilität und steigenden Aktien kursen geführt.
Risiken – mögliche Auswirkungen eines USAbschwungs auf Korea
Die globale Wirtschaft operiert nicht unabhängig – alle Länder sind in einem gewissen Umfang miteinander verbunden. Kommt es in einem bestimmten Land zu einem Wachstumseinbruch, hat dies unweigerlich Auswirkungen auf andere Länder. Angesichts des von der Subprime-Krise verursachten unsicheren Ausblicks für die US-Wirtschaft könnte sich ein möglicher Abschwung in den USA direkt auf die koreanische Wirtschaft auswirken und alle Bereiche bis hin zum Aktienmarkt erfassen. Dennoch sollte nicht vergessen werden, dass die Abhängigkeit der koreanischen Wirtschaft von den USA aufgrund der erfolgreichen Diversifizierung im Exportgeschäft nachlässt. Im Juli 2007 gingen 68% der koreanischen Ausfuhren in Schwellenländer. Zugleich sind die koreanischen Exporte in die USA deutlich zurückgegangen – von etwa 22% im Jahr 2000 auf etwa 12% im bisherigen Jahresverlauf 2007. Dadurch könnte eine wirtschaftliche Abschwächung in den USA sich zwar erheblich auf Liquidität und Bewertung der koreanischen Unternehmen auswirken – die Folgen wären jedoch in jedem Fall schwächer als dies noch vor wenigen Jahren der Fall gewesen wäre.
Guter Ausblick für den koreanischen Aktienmarkt
Der koreanische Aktienmarkt hat seit Jahresanfang eindrucksvolle Gewinne verzeichnet. Zurückzuführen ist dies vor allem auf die starke Performance der Titel von Rohstoff- und Industrieunternehmen, die von der positiven Entwicklung in den Schwellenländern profitiert haben. Angesichts der robusten Nachfrage aus den Schwellenländern rechnen wir auch 2008 mit weiteren Gewinnen für koreanische Aktien. Dabei sollte es sich nicht um eine temporäre Entwicklung, sondern um eine mehrjährige Wachstumsstory handeln.
Trotz der zuletzt spektakulären Performance des koreanischen Aktienmarkts ist das Bewertungsniveau im Vergleich zu anderen asiatischen Märkten nach wie vor relativ günstig. Für 2007 wird das KGV auf 14 geschätzt, für 2008 auf 12,7. In diesem Jahr ist eine Trendwende bei den Unternehmenserträgen zu beobachten. Wir rechnen in den Jahren 2007 und 2008 mit einem Gewinnwachstum von 15% bzw. 10%. Die aktuelle Phase der Neubewertung am koreanischen Markt dürfte noch 3 bis 5 Jahre dauern. Der Kursabschlag der koreanischen Aktien gegenüber anderen asiatischen Märkten, gemessen am KGV (für die folgenden 12 Monate), verengt sich immer mehr – von ca. 50% im Januar 2001 auf 20% im September 2007. Wir erwarten, dass dieser Bewertungsvorteil weiterhin abnimmt.
Aus wirtschaftlicher Perspektive ist der Ausblick für den Aktienmarkt positiv, gestützt von stabilen Wachstumsraten, hoher Liquidität sowie geringem Inflationsdruck. Als reife und entwickelte Volkswirtschaft beeindruckt Korea mit einem revidierten BIP-Wachstum von 5% für das zweite Quartal sowie konstanten BIP-Wachstumsraten seit dem vierten Quartal 2006. Wir rechnen weiterhin mit Wachstumsraten um die 5%, solange es nicht zu einer drastischen Abschwächung der Binnennachfrage kommt, was wir für unwahrscheinlich halten. Die hohen Kapitalzuflüsse in den koreanischen Markt gründen vor allem auf dem starken Interesse der inländischen Investoren, da sich die niedrigen Zinsen positiv auf die Stimmung am Aktienmarkt ausgewirkt haben. Obwohl die Gesamtinflation tendenziell steigt, sind die Anstiegsraten gering und haben den Zielkorridor der Regierung von 2,5% bis 3,5% noch nicht er reicht. Wir rechnen damit, dass die Teuerung das untere Ende dieses Korridors im Jahr 2008 erreichen wird. Damit stellt das günstige gesamtwirtschaftliche Umfeld in Korea ein solides Rückgrat für die Aktienmarktentwicklung dar.
Fazit – Korea heute
Seit der Finanzkrise vor 10 Jahren hat Korea erfolgreich eine Reihe von Hürden genommen. Das Land verfügt inzwischen über eine ausgewogenere und stärker diversifiziertere Wirt schafts struktur. Als eine der größten asiatischen Volks wirtschaften hat Korea ebenfalls erhebliche An strengungen zur fundamentalen Gesundung der koreanischen Unternehmen mit entsprechenden Führungsstrukturen und -ansätzen unternommen. Damit spiegelt die jüngste Wert ent wicklung der koreanischen Aktien die positiven Veränderungen der koreanischen Wirtschaft und der Unternehmensfundamentaldaten wider. Als Volkswirtschaft, die sich stets an externe Veränderungen angepasst hat, dürfte Korea auch die nächsten Herausforderungen meistern.
Quelle: INVESCO
INVESCO zählt als Teil der AMVESCAP Gruppe zu den führenden Asset Managern weltweit. Zusammen mit den Schwesterunternehmen verwaltet INVESCO weltweit über 490 Milliarden Euro (Stand: 31.5.2007). Über 5.000 Mitarbeiter, darunter rund 500 Investmentspezialisten, sind in 19 Ländern im Einsatz.
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