Kommentar
14:35 Uhr, 23.01.2006

Konsolidierung beendet Jahresendrally

Letztendlich bedurfte es eines externen Auslösers wie in Japan, um die Aktienmärkte in die überfällige Konsolidierung zu führen. Als Folge von Bilanzmanipulationen beim Internetbroker Livedoor korrigierte der japanische Aktienmarkt mit 3,4% - gemessen am Topix – besonders stark. „Der auf hohem Niveau tendierende Ölpreis sowie eine veränderte Wahrnehmung bei der US-Gewinnberichterstattung mussten für weitere Konsolidierungsgründe herhalten“, sagt COMINVEST Fondsmanager Klaus Breil. Die Weltaktienmärkte verloren in der letzten Woche 1,8% und gaben ihren Gewinn seit Jahresbeginn somit fast wieder vollständig ab. „In den USA litt besonders die Technologiebörse Nasdaq mit -3% unter den enttäuschenden Gewinnberichten“, so US-Experte Breil. In Deutschland verzeichnete der DAX mit -2,8% die größten Kursverluste, während sich die Segmente MDAX (unverändert) und TecDAX (+1,6%) positiv absetzen konnten.

In den USA macht sich eine Enttäuschung bei den Gewinnberichten breit. Noch zu Beginn der Berichtssaison konnte beim S&P 500 mit einem Indexgewinn von 13,5% gegenüber dem Vorjahresquartal gerechnet werden. Mittlerweile haben sich die Schätzungen auf knapp unter 13% reduziert. Gute Berichte wie von IBM, Intel-Konkurrenten AMD, Pfizer oder vereinzelten Finanzwerten wirkten sich nur im einzelnen positiv aus.
In dieser Woche berichten eher Unternehmen aus den traditionellen Sektoren, was eine leichte Verbessung des Sentiments erhoffen lässt. Es berichten: Bank of America, Ford Motor, Texas Instruments (Montag), 3M, Johnson & Johnson, McDonald’s (Dienstag), Abbott Laboratories, Bristol-Myers Squibb (Mittwoch), Dow Chemical, General Motors, Microsoft (Donnerstag), Halliburton (Freitag).
Auch in Europa nimmt die Berichterstattung so langsam Fahrt auf: Philips (Montag), Infineon, ST Microelectronics, Vodafone (Dienstag), Altana, BBVA (Mittwoch), Siemens, Nokia, Air Liquide, Dt. Telekom (Donnerstag). Bei Infineon gab es bereits am letzten Freitag eine Gewinnwarnung. Ansonsten sollten die Berichte in Europa tendenziell besser aufgenommen werden können.

Aus technischer Sicht ist mit der letztwöchigen heftigen Konsolidierung die seit Oktober letzten Jahres anhaltende „Jahresendrally“ als beendet anzusehen. In einem ersten Konsolidierungsschritt sind Kurse um 5250 Dax-Punkte (steilere aufwärtsgerichtete Trendlinie) denkbar. Nach dann einsetzenden Erholungen sollte die Korrektur in einem weiteren Schritt bis an den längerfristigen Aufwärtstrend bei 4900/5000 heranführen. Dieser Korrekturprozess kann durchaus noch weite Teile des 1. Quartals in Anspruch nehmen. Insgesamt kann das mittelfristig positive Bild der Aktienmärkte bei einem solchen moderaten Korrekturverhalten weiter aufrecht erhalten bleiben.

In der kommenden Woche stehen für den Rentenmarkt wichtige Indikatoren zur Veröffentlichung an. In den USA sind dies vor allem die Auftragseingänge für Gebrauchsgüter sowie die erste Schätzung für das Wachstum im vierten Quartal. Bei beiden Zahlen erwartet COMINVEST im Vergleich zum Konsens schlechtere Zahlen. Auch in Euroland kommen mit dem Indikator der Belgischen Zentralbank und dem ifo-Index wichtige Indikatoren, die ein leichtes Abwärtsrisiko besitzen. Von der Binnennachfrage werden mit einem verbesserten GfK-Konsumentenvertrauen hingegen eher freundliche Nachrichten erwartet. Bei den am Freitag zur Veröffentlichung anstehenden Geldmengen-Zahlen werden vor allem die weiter freundlichen Daten zur Kreditvergabe im Vordergrund stehen, da diese eine wichtige Begründung für die erwartete Verschärfung der EZB-Geldpolitik sind. Vor dem Hintergrund eines technisch eher verschlechterten Bildes erwarten wir in Summe eine Seitwärtsentwicklung am Rentenmarkt mit Kursen um die 121,50 beim aktuellen Bund-Futures Kontrakt.

Quelle: ADIG

Die ADIG Allgemeine Deutsche Investment-Gesellschaft mbH, Fondstochter der Commerzbank, wurde 1949 gegründet. Das verwaltete Fondsvermögen beträgt mehr als 22,6 Mrd. Euro in 90 Publikumsfonds. Die Aktivitäten der ADIG werden unter dem Dach der COMINVEST Asset Management GmbH geführt.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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