Fundamentale Nachricht
08:27 Uhr, 19.10.2018

Konsequenz und Geduld in einer sich wandelnden Welt

Der Ansatz von Jupiter-Fondsmanager Alexander Darwall ist es, das Innenleben starker Unternehmen zu verstehen und nicht auf Marktzyklen zu spekulieren.

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London (GodmodeTrader.de) - Wir leben in Zeiten immenser Veränderungen: Veränderte Konsumgewohnheiten, demografische Herausforderungen und disruptive Technologien wirken sich auf nahezu alle Branchen aus. Aufgrund dieser Komplexität sind wir nach wie vor überzeugt, dass ein konsistenter, wiederholbarer und flexibler Anlageprozess der beste Investmentansatz bleibt, wie Alexander Darwall, Fondsmanager des Jupiter European Growth SICAV bei Jupiter Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

„Im Rahmen der Strategie des Jupiter European Growth halten mein Team und ich rund 35 Unternehmen, die wir als ‚besonders‘ einschätzen. Wir versuchen nicht den Markt zu timen, sondern suchen nach strukturellen, antizyklischen Gewinner-Aktien, von denen wir glauben, dass über den gesamten Marktzyklus erfolgreich sein können“, so Darwall.

Diese speziellen Firmen sollten über einige Schlüsseleigenschaften verfügen. Die meiste Zeit beschäftige man sich mit dem Management und den Vorständen, um genau zu verstehen, wie sie ihr Geschäft führten. Sie investierten nur in Unternehmen, von denen sie überzeugt sind, dass sie eine passende, langfristige Vision und ein angemessenes Investitionsniveau haben. Zudem sollte eine vernünftige Nachfolgeplanung und idealerweise ein konstruktives Spannungsfeld zwischen dem Aufsichtsrat und dem CEO vorhanden sein, heißt es weiter.

„Wir suchen nach Erfolgsmustern in Geschäftsmodellen, positive Branchenstrukturen und im wahrsten Sinne nachhaltige Unternehmen, die ein nachvollziehbares, profitables Geschäft haben. Außerdem mögen wir Unternehmen, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und Preise beeinflussen können, sowie über flexible Geschäftsmodelle verfügen“, so Darwall.

Diese Unternehmen seien in der Regel global tätig und befänden sich in Branchen mit hohen Eintrittsbarrieren. Interessant seien auch Geschäftsmodelle, die von Disruption profitierten. Sei es durch veränderte Konsumgewohnheiten, technologische Entwicklung oder Regulierung. Der gesamte Investmentprozess basiere auf diesem grundsätzlichen Wissen über das Geschäft und das Management, heißt es weiter.

„Die Frage, die sich mein Team und ich kontinuierlich stellen, ist: Wird dieses Unternehmen erfolgreich sein oder scheitern, wenn technologische Herausforderungen auftreten, oder wenn sich das Konsumverhalten oder das Branchenumfeld verändert? Die nachfolgenden Beispiele sind Branchen, die unserer Meinung nach spannenden Chancen durch Veränderungen und Disruption bieten“, so Darwall.

  1. Die Kreuzfahrtindustrie

Die Kreuzfahrtindustrie werde von drei Global Playern dominiert, die Eintrittsbarrieren seien sehr hoch. Um in dieser Branche Fuß zu fassen, benötige ein Unternehmen eine riesige Menge an Kapital. Allein der Bau eines einzigen Kreuzfahrtschiffs könne eine Milliarde Dollar kosten und dabei sei es mit einem Schiff nicht getan. Außerdem sei ein starker Markenname erforderlich, um sich einen globalen Kundenstamm aufzubauen und ein flexibles Vertriebsmodell zu etablieren, heißt es weiter.

„Flexibilität ist auch in anderer Hinsicht ein wesentliches Merkmal der Kreuzfahrtindustrie. Wenn ein Land in eine Rezession gerät, kann das Unternehmen mehr Kunden aus anderen Ländern gewinnen. Oder wenn eine Route geändert werden muss, z.B. weil sie aus der Mode kommt, kann das Unternehmen Schiffe anderweitig einsetzen. Diese Flexibilität, verbunden mit hohen Eintrittsbarrieren, macht es Neueinsteigern extrem schwer, mit den Big Playern der Kreuzfahrtindustrie zu konkurrieren. Und die Geschichte hat uns gezeigt, dass das auch in nur wenigen Fällen bislang versucht wurde“, so Darwall.

Auch etablierte Akteure profitierten davon, dass Disruption den Markt erschüttere oder sich das Verbraucherverhalten verändere. Neue Technologien beispielsweise hätten es ermöglicht, das Ertragsmanagement durch ausgefeiltere Buchungssysteme zu verbessern. Darüber hinaus könnten kontaktlose Zahlungsmethoden auf Schiffen die Umstellung erleichtern. Da Unternehmen durch den Buchungsprozess und die Kaufgewohnheiten mehr über ihre Kunden erführen, könnten sie außerdem die Erwartungen der Verbraucher an einen individuelleren Urlaub erfüllen. Die verbesserten Erfahrungswerte könnten zum Teil erklären, warum Kreuzfahrten zunehmend häufiger nachgefragt würden, im Gegensatz zum klassischen Landurlaub, heißt es weiter.

  1. Die Industrie der klinischen Diagnostik

„Das Gesundheitswesen ist ein weiterer Sektor, in dem wir glauben, dass es klare Gewinner-Aktien geben wird. In diesem Fall aufgrund von Disruption und Regulierung in der Branche. Ein interessanter Bereich sind Unternehmen aus der klinischen Diagnostik, die von sich stetig veränderten Technologien und Vorschriften profitieren. Neue Diagnose-Technologien bestimmen in Rekordzeit, ob Patienten eine Infektionskrankheit haben, so dass die Behandlung früher beginnen kann und Krankenhausbetten schneller frei werden“, so Darwall.

Entgegen der zunehmenden Besorgnis über die allgemein ansteigende Antibiotikaresistenz profitierten Diagnostikunternehmen davon, dass sich Gesundheitsbehörden auf der ganzen Welt bemühten, den übermäßigen Einsatz von Breitbandantibiotika einzudämmen. Außerdem trage zur Nachfrage bei, dass die Gesundheitsbehörden sich damit auseinandersetzten, wie Pandemien eingedämmt werden könnten und wie die Ausbreitung von Infektionskrankheiten, z.B. Atemwegserkrankungen und Meningitis, verringert werden könnten. Auch bei der Suche nach neuen Antibiotika spiele die genaue Diagnostik eine Rolle, da Technik bei Studienpatienten die Krankheit exakt isolieren könne. Strukturell gesehen sei in der klinischen Diagnostik vieles interessant. Die Markteintrittsbarrieren beispielsweise seien hoch und jeder neue Marktteilnehmer müsse strenge Vorschriften erfüllen. Hierzu zähle z.B. eine FDA-Zulassung, die mehrere Jahre dauern könne und hohe technologische Standards von bestehenden Anbietern übertreffen müsse, heißt es weiter.

„Ein konsequenter Investitionsansatz hat die besten Chancen ein konsistentes Ergebnis zu erzielen. Deshalb arbeiten wir weiterhin mit den besten Unternehmern von heute zusammen. Unser Ansatz ist es, das Innenleben starker Unternehmen zu verstehen und nicht auf Marktzyklen zu spekulieren. Es gibt viele spannende Möglichkeiten in Europa, die sich aus Veränderungen und Disruption ergeben, und wir arbeiten hart daran, diese zu finden“, so Darwall.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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