Konjunkturstimmung wird freundlicher
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Die Konjunkturstimmung ist in der zurückliegenden Woche freundlicher geworden und hat an den Rentenmärkte zu leichten Kursverlusten geführt. In Amerika wurde das BIP des ersten Quartals abermals heraufgesetzt und in Europa zeigten mehrere Konjunkturbarometer wieder aufwärts. Die amerikanische Notenbank FED hat erwartungsgemäß die Leitzinsen auf nun 3,25 Prozent angehoben und den Fortgang des bisherigen Zinserhöhungskurses erklärt.
USA - Konjunktur doch besser als gedacht
Vor einem Jahr erhöhte die amerikanische Zentralbank ihre Zielrate für die Fed Funds von 1,00 auf 1,25 Prozent und ging damit zu einer strafferen Geldpolitik über. In der vergangenen Woche wurde nun mit der inzwischen neunten Anhebung der Leitzins auf 3,25 Prozent heraufgeschleust. Zudem kündigte Alan Greenspan weitere Erhöhungen an, denn die amerikanische Wirtschaft befindet sich in unverändert robuster Verfassung. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs nach der jetzt endgültigen Berechnung im ersten Quartal 2005 doch recht stark um 3,8 Prozent. Die erste Schätzung von Ende April lautete auf nur 3,1 Prozent und sorgte damals kurzzeitig für dunklere Wolken am Konjunkturhimmel, wovon Treasuries auch profitieren konnten. Das aktuell aber wieder freundlichere Konjunkturumfeld - neben der BIP-Erhöhung hat auch das Verbrauchervertrauen und der Einkaufsmanagerindex zugelegt - setzt US-Papiere indes unter Druck und hat auch jüngst dafür gesorgt, dass zehnjährige Staatsanleihen wieder knapp über vier Prozent rentierten. Historisch betracht ist das allerdings unverändert ein äußerst niedriges Niveau. Vor einem Jahr, also zu Beginn der FED-Straffung, lag die Zehnjahresrendite beispielsweise bei 4,65 Prozent. Die Zinsstrukturkurve hat sich in den letzten zwölf Monaten dadurch spürbar verändert. Betrug der Abstand zwischen kurzfristigen Zinsen (Fed Funds) und langfristigen Zinsen (10-jährige Treasuries) damals noch 365 Basispunkte, so waren es am vergangenen Freitag gerade einmal noch 80 Stellen. Die Kurve hat sich seither also extrem verflacht, was den Schluss nahe legt, dass die Bondinvestoren nur geringe Risiken bei langlaufenden Titeln sehen, allen voran in Bezug auf die Inflationsentwicklung. Spannend ist nun, wie die avisierten Zinserhöhungen der FED auf die Zinsstrukturkurve wirken werden. Würde der bisherige Verlauf auch weiterhin Bestand haben, wäre die Zinsstrukturkurve zum Ultimo annähernd waagerecht, d.h. am kurzen und langen Ende gäbe es ähnlich hohe Verzinsungen. Wir gehen allerdings davon aus, dass sich auch die langfristigen US-Zinsen im Jahresverlauf erhöhen werden und raten deshalb zu großer Vorsicht bei Neuengagements.
Eurozone - Rückgang des Euro stimuliert die Wirtschaft
Auch in der Eurozone hat sich die Konjunkturstimmung etwas aufgehellt. Die Frühindikatoren für Juni zeigten mehrheitlich aufwärts und sorgten am Rentenmarkt für einen leichten Renditeanstieg. Nach dem deutschen ZEW und dem belgischen BNB aus der Vorwoche waren jüngst auch der Ifo-Geschäftsklimaindex und der französische INSEE gestiegen. Die schwächer ausgefallenen Indikatoren aus Italien und den Niederlanden blieben in diesem Umfeld ohne größere Wirkung. Die verbesserte Wirtschaftssituation wird von Volkswirten hauptsächlich auf die Abschwächung des Euro zurückgeführt. Zuletzt notierte die Gemeinschaftswährung sogar unter der wichtigen Marke von 1,20 US-Dollar nachdem zu Jahresbeginn um 1,36 US-Dollar für einen Euro gezahlt werden mussten. Was den europäischen USA-Urlauber sicherlich betrübt, kommt der heimischen exportorientierten Wirtschaft zu Gute. Das hat auch den Zinssenkungsdruck auf die Europäische Zentralbank verringert. Zwar werden solche Forderungen nicht abebben, momentan aber haben sie kein hohes Gewicht. Erstens, weil die monetären Daten für Mai in der Eurozone eine beschleunigte Zunahme der Geldmenge M3 und auch des Kreditwachstums anzeigen. Zweitens, weil die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, quasi die Zentralbank der Zentralbanken, in ihrem Jahresbericht die bedeutenden Notenbanken der Welt dazu aufgerufen hat, die expansive Geldpolitik behutsam zu beenden. Die immense Liquidität habe die Risiken erhöht, die die Ausmaße von Aufschwung und Abschwung erheblich verschärfen könnten, warnte die BIZ.
Ausblick - EZB und non-farm payrolls
Diese Woche stehen zwei hochkarätige Termine auf der Agenda. Am Donnerstag tritt der EZB-Rat zu seiner letzten regulären Sitzung vor der Sommerpause zusammen und wird die Zinsen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht verändern. Der Markt wird hier vor allem die anschließende Erklärung nach Hinweisen auf das künftige Vorgehen der Währungshüter untersuchen. Am Freitag steht dann der US-Arbeitsmarktbericht für Juni an. Nach den positiven Konjunktursignalen der vergangenen Tage wird mit einem kräftigen Stellenzuwachs gerechnet. Allerdings mahnt der Blick auf den Vormonat zu einer gewissen Vorsicht. Die mittlere Schätzung für Mai lag bei 180.000 neuen Jobs, tatsächlich waren es aber bloß 78.000.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 122 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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