Kommentar
07:27 Uhr, 14.05.2004

Konjunkturelle Besserungstendenzen in Japan

Der japanische Aktienmarkt hat sich in diesem Jahr trotz zuletzt gesehener heftiger Kurskorrekturen per saldo deutlich besser behauptet als seine Pendants in den USA und Europa. Ausschlaggebend für die positive Entwicklung waren vor allem die sich zunehmend verfestigenden konjunkturellen Besserungstendenzen, welche dem Markt Auftrieb verliehen. Während die Wirtschaftsbelebung zunächst exportgetrieben war, kamen im weiteren Verlauf erste Anzeichen hinzu, dass auch die Binnennachfrage anspringt und damit die notwendigen Voraussetzungen für ein solides Wachstum geschaffen werden. Mittlerweile ist die Arbeitslosenrate wieder unter fünf Prozent gefallen, die Industrieproduktion ist insgesamt deutlich gestiegen und die Ausgaben der privaten Haushalte sowie die Hausbaubeginne haben sich recht gut entwickelt. Im jüngsten Tankan, dem quartalsmäßig veröffentlichten Konjunkturbericht der japanischen Notenbank, hat die BoJ ebenfalls einen ermutigenden Ton angeschlagen, wobei sie vor allem die Verbesserung der Stimmungslage innerhalb der japanischen Wirtschaft hervorhob. Neben den makroökonomischen Impulsen konnte der Aktienmarkt auch von positiven Unternehmensmeldungen profitieren. Dank der durchgeführten, tiefgreifenden Restrukturierungen hat sich die Geschäftssituation japanischer Firmen deutlich gefestigt und die zuletzt für das Fiskaljahr 2004 (31.03.) veröffentlichten Ergebnisse lagen oftmals über den Erwartungen. Der über weite Strecken gegenüber dem US-Dollar feste Yen hatte nicht die befürchteten negativen Auswirkungen auf die Ertragslage japanischer Gesellschaften gezeigt. Alles in allem eine Aufbruchstimmung am Markt, die insbesondere von ausländischen institutionellen Investoren für Aktienkäufe genutzt wurde. Zwischenzeitlich aufkeimende Konjunkturbefürchtungen in den USA oder die Terroranschläge von Madrid sorgten in diesem positiven Umfeld nur kurzfristig für Belastungen. Anfang April beendete der Nikkei Index erstmals wieder seit August 2001 die Börsensitzung oberhalb der 12.000er Marke.

Mit den jüngsten Erwartungen einer bevorstehenden Leitzinsanhebung in den USA geriet auch der japanische Aktienmarkt in den Sog der nachgebenden Weltbörsen. Zusätzlich belastend wirkten sich die Maßnahmen der chinesischen Regierung zur Drosselung der boomenden Konjunktur aus. Die hierdurch entstehenden Ängste, dass China seine Rolle als Wachstumsmotor für die fernöstliche Region verliert, verstärkten zusätzlich den Verkaufsdruck. Auch die zahlreichen Margin Calls trugen zu der Kurstalfahrt bei. Der Nikkei Index durchbrach nicht nur die 12.000er, sondern auch die 11.000er Linie, wobei er zwischenzeitlich einen heftigen Tagesverlust von knapp fünf Prozent hinnehmen musste. Trotz der Kurseinbrüche konnte der Nikkei Index für dieses Jahr noch ein leichtes Plus ausweisen, während etwa der DJIA oder der DAX Verluste hinnehmen mussten.

Nach den letzten Ereignissen ist es unseres Erachtens wahrscheinlich, dass der japanische Aktienmarkt zunächst einmal unter heftigen Ausschlägen eine Seitwärtsbewegung einschlagen wird. Für die innerhalb einer Bandbreite von etwa 10.400 bis 11.800 Nikkei-Punkten hohen Volatilitäten sprechen unter anderem die noch ausstehenden Quartalsergebnisse der Unternehmen. Bereits seit geraumer Zeit ist festzustellen, dass die Bewertungs- und somit Ertragsfrage wieder einen hohen Stellenwert bei der Beurteilung einer Gesellschaft einnimmt. Insofern werden gute Unternehmensergebnisse deutlich vom Markt honoriert, während enttäuschende Zahlen mit kräftigen Kursabschlägen quittiert werden. Darüber hinaus stellt die konjunkturelle Entwicklung auch weiterhin einen bedeutenden Einflussfaktor für die Marktentwicklung dar. Zwar deuten alle Daten auf einen Erholungsprozess hin, doch bedarf dieser noch weiterer Bestätigung. So müssen etwa die jetzt zur Veröffentlichung anstehenden Zahlen wie etwa die Angaben über die Investitionstätigkeit der Unternehmen unterstreichen, dass die Wirtschaftsbelebung an Kraft gewinnt. Auch ein mit den jüngsten Irak-Ereignissen geschwächter US-Präsident Bush wirft mit Blick auf die anstehenden Präsidentschaftswahlen Fragen zur weiteren konjunkturellen Entwicklung in den USA und damit in Japan auf. Bleiben noch die Spekulationen hinsichtlich einer Leitzinserhöhung in den USA sowie die Vorgänge in China, welche zeitweise für Verunsicherungen sorgen können. Alles in allem ein derzeit gemischtes Bild, dass jedoch bei weiterhin positiven Konjunkturmeldungen an Klarheit gewinnen dürfte. Die Seitwärtsbewegung des Marktes kann sich dann als Bodenbildung für einen erneuten Kursaufschwung herausstellen, der uns noch attraktives Potenzial bescheren sollte. Auch von Unternehmensseite sind durchaus positive Ergebnisüberraschungen denkbar. Bei den Gewinnprognosen für das laufende Fiskaljahr lagen die Annahmen japanischer Firmen bezüglich der Währungs- und mittelfristigen Konjunkturentwicklung im sehr konservativen Bereich (so wird beispielsweise das Yen/Dollar-Verhältnis mit 105 bei aktuell 113 kalkuliert), was durchaus noch Raum für eine Anhebung der Gewinnprognosen schafft. Insgesamt stehen wir der japanischen Börse mittelfristig weiterhin positiv gegenüber, wobei wir davon ausgehen, dass der Markt gerade für ausländische Institutionelle innerhalb ihrer Global Asset Allocation seinen höheren Stellenwert beibehalten wird.

Anlagestrategie und Dispositionen

Angesichts unserer per saldo konstruktiven Einstellung gegenüber dem japanischen Aktienmarkt nutzen wir Phasen der Marktschwäche für selektive Positionsaufstockungen im UniJapan. Zu unseren Favoriten zählen weiterhin Titel aus binnenwirtschaftlich orientierten Branchen, die von einem Anspringen der inländischen Nachfrage in besonderem Maße profitieren dürften. Derzeit präferieren wir vor allem Finanzwerte, doch gehören zu unseren bevorzugten Engagements auch Titel aus den Bereichen Konsum/ Einzelhandel, Bau, Immobilien und Dienstleistungen.

Im Zuge der Maßnahmen kam es in jüngster Zeit zu Bestandserhöhungen in dem Sachversicherer Millea, der von einer sich bessernden Konjunktur und damit Aufwärtstendenzen am Aktienmarkt profitieren dürfte.

Desweiteren engagierten wir uns in Suzuki Motor, einem PKW-und Motorradhersteller. Das Unternehmen verfügt über eine sehr gute Ergebnissituation und kann durch ein erfolgreiches Geschäft in Indien auf vielversprechende Gewinnperspektiven verweisen.

Neu im Portfolio des UniJapan ist Don Quijote, ein Einzelhandelsunternehmen, das sich die Deregulierungen innerhalb der Branche zunutze gemacht hat, indem es Öffnungszeiten bis weit in die Nacht hinein anbietet.

Zu den Neuengagements zählte auch der Pharmagroßhändler Alfresa, ein gewinnstarkes Unternehmen, das sich mit dem Aufkauf von Konkurrenten weiteres Wachstumspotenzial verschafft und gleichzeitig die Konsolidierung im Bereich der Pharmagroßhändler vorantreibt.

Positionsreduzierungen nahmen wir hingegen im Maschinenbausektor vor. Hier erschien vor dem Hintergrund der Entwicklungen in China ein Abbau der Übergewichtungen ratsam. Unter Gewinnmitnahmen kam es beispielsweise zu Bestandsverringerungen in Mitsubishi Electric, Fanuc und Sumitomo Heavy.

UniJapan: Die von uns in den nächsten Wochen erwartete volatile Seitwärtsbewegung am japanischen Aktienmarkt werden wir in Phasen der Schwäche dazu nutzen, um auf günstigem Niveau selektiv unser Engagement in japanischen Titeln auszubauen. Damit dürfte UniJapan angemessen positioniert sein, um an den weiteren Aufwärtsbewegungen des Marktes in erfreulichem Ausmaß zu partizipieren. Allerdings ist zu beachten, dass die Performance des Fonds nicht ausschließlich von der Kurstendenz an der japanischen Börse bestimmt wird, sondern dass auch die Euro/Yen-Entwicklung maßgeblich auf das Fondsergebnis einwirkt. UniJapan erzielte per heute für dieses Jahr eine Wertsteigerung von 2,5 Prozent, während der Nikkei Index im gleichen Zeitraum einen Zuwachs von 1,4 Prozent verbuchen konnte.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 110 Milliarden Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2003. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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