Kommentar
08:18 Uhr, 13.07.2004

Konjunkturdaten zuletzt unter den Erwartungen

Die zuletzt in den USA veröffentlichten Konjunkturdaten lagen zwar überwiegend unter den Erwartungen. An den Rentenmärkten blieben die Renditen davon jedoch weitgehend unbeeindruckt. Die Aussicht auf nur moderate Zinserhöhungen in den USA ließ dagegen den Euro auf über 1,24 US-Dollar steigen.

An den Rentenmärkten hat nach den Kursgewinnen der Vorwochen noch keine Gegenbewegung eingesetzt. Die Renditen zehnjähriger US-Treasuries gaben dabei binnen eines Monats um mehr als 30 Basispunkte nach. Im gleichen Zeitraum legte der Euro gegenüber der US-Währung um vier Cent zu. Ein wichtiger Grund für diese Trends am Renten- und Devisenmarkt war die nachlassende Zinserhöhungsfantasie in den Vereinigten Staaten. Mit den zuletzt schwächer als erwartet ausgefallenen Konjunkturdaten hat nach Ansicht vieler Marktteilnehmer die Wahrscheinlichkeit für eine aggressive Zinserhöhungspolitik der Federal Reserve Bank spürbar nachgelassen. Vor allem der ISM-Einkaufsmanagerindex für den Servicesektor war im Juni deutlich rückläufig. Mit Spannung blicken die professionellen Marktauguren deshalb auf die in dieser Woche zur Veröffentlichung anstehenden Wirtschaftszahlen, erhoffen sie sich von ihnen doch Aufschluss darüber, wohin die konjunkturelle Reise in diesem Jahr noch geht. Trotz der zuletzt etwas schwächeren Zahlen ist größerer Pessimismus jedoch nicht angebracht. Die makroökonomische Situation der USA bleibt aus unserer Sicht nach wie vor weitgehend intakt. Wir sehen für die zweite Jahreshälfte zwar eine etwas nachlassende Dynamik, an der grundsätzlichen Annahme eines kräftigen Aufschwungs halten wir jedoch fest. Vor diesem Hintergrund erscheinen uns die gegenwärtigen Renditen am US-Rentenmarkt auch eher zu niedrig, sodass wir insbesondere am langen Ende der Zinskurve mittelfristig wieder mit Gegenbewegungen in Richtung höherer Renditen rechnen. Für den hiesigen Anleger wurden die jüngsten Kursgewinne am US-Bondmarkt jedoch durch die Schwäche des US-Dollar geschmälert. Zweifel an kräftigen Zinserhöhungen durch die FED ließen die relative Attraktivität von US-Anlagen und damit die Nachfrage nach US-Dollar wieder sinken. Die am Dienstag vorgesehene Bekanntgabe der US-Handelsbilanzzahlen für Mai könnte dabei erneut für erhöhte Volatilität beim Euro-USD-Wechselkurs sorgen.

In der Eurozone ergaben die jüngsten Datenveröffentlichungen kein einheitliches Bild. Positive Überraschungen wurden insbesondere aus Deutschland vermeldet, wo neben dem starken Plus bei den Auftragseingängen auch ein deutlicher Zuwachs in der Industrieproduktion für eine Stimmungsaufhellung sorgte. Dazu passt auch, dass der Internationale Währungsfonds (IWF) und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ihre Wachstumsprognosen für Deutschland in 2004 auf 1,8 Prozent nach oben korrigierten. Trotz dieser erfreulichen Zahlen bleibt die Binnennachfrage indes die Achillesferse der heimischen Wirtschaft. Dass sich daran auch so schnell nichts ändern wird, ist nicht zuletzt auf die bislang nur geringen Fortschritte am Arbeitsmarkt zurückzuführen. Die Verabschiedung der Reformkonzepte Hartz III und IV dürfte erst auf längere Sicht Wirkung zeigen.

Auf europäischer Ebene enttäuschten vor allem die im Mai rückläufigen Einzelhandelsumsätze. Die im Juli schwächeren Einkaufsmanagerindizes für die Industrie und den Dienstleistungssektor geben auch keine Hinweise auf eine baldige Trendwende im Konsumbereich. Mit Zinsanhebungen durch die Europäische Zentralbank ist vor diesem Hintergrund jedenfalls in absehbarer Zeit nicht zu rechnen. Dies erklärt auch die festen Renditen am Rentenmarkt. Im weiteren Jahresverlauf dürften die Renditen am lagen Ende jedoch im Gefolge der US-Entwicklung wieder anziehen. Wir empfehlen daher weiterhin schwerpunktmäßig Kurzläuferfonds wie den UniEuroKapital, UniKapital oder UniEuroKapital Corporates, da diese von Renditesteigerungen weit weniger betroffen sind. Als Ergänzung, um die durchschnittliche Rendite im Portfolio anzuheben, bieten sich Bonds aus Osteuropa (UniEuroAspirant) oder Unternehmensanleihen (UniEuroRenta Corporates A) an.

Ausblick: Da das Thema Inflation an den Kapitalmärkten in den letzten Monaten erheblich an Bedeutung gewonnen hat, dürften den in dieser Woche zur Veröffentlichung anstehenden Verbraucherpreisindizes aus den USA und der Eurozone größere Aufmerksamkeit zuteil werden insbesondere auch im Hinblick auf die Einschätzung der Geldpolitik in beiden Wirtschaftsräumen. Daneben werden in den USA weitere wichtige Konjunkturdaten wie die Industrieproduktion und das Verbrauchervertrauen bekannt gegeben.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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