Konjunkturdaten sorgen für Verstimmung
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Deutschland/Europa
Weiteres Aufwärtspotenzial: Die Entwicklung an den europäischen Aktienmärkten war im Berichtsmonat per saldo ebenfalls rückläufig. Auch diesseits des Atlantiks sorgten wichtige Konjunkturindikatoren für Verstimmungen. Allen voran waren es nachgebende Frühindikatoren wie Ifo-Geschäftsklimaindex und ZEW-Index, welche Zweifel an der Nachhaltigkeit des makroökonomischen Erholungsprozesses aufwarfen. Die Kursrückschläge wurden durch die Terroranschläge von Madrid noch verstärkt. Zuletzt beruhigte sich jedoch das Geschehen und die Märkte konnten erneut Kurssteigerungen verzeichnen, zumal auch der gegenüber dem US-Dollar schwächere Euro für Entlastungen sorgte. Allerdings blieb die Monatsbilanz negativ. Der DAX beispielsweise wies ein Minus von vier Prozent aus, während der TecDAX sogar knapp sechs Prozent an Wert verlor.
Die jüngste Korrektur an den europäischen Aktienmärkten wird unseres Erachtens den weiteren Erholungsprozess an den Börsen nicht gefährden. Vielmehr gehen wir davon aus, dass mit den Kursrückschlägen ein Großteil der Konjunkturenttäuschungen eingepreist wurde und zukünftig der Weg für weitere Aufwärtsbewegungen frei sein wird. Trotz nunmehr gedämpfter Aussichten erwarten wir in Europa eine Fortsetzung des wirtschaftlichen Aufschwungs und sehen damit noch Kurspotenzial an den Aktienmärkten. In Deutschland sollten zudem die begonnenen Strukturreformen für eine letztendlich freundliche Stimmung an den Aktienbörsen sorgen. Nach der Rallye der Mid und Small Caps besitzen gegenwärtig die höher kapitalisierten Titel ein nennenswertes Aufholpotenzial. Auch dürften Werte aus traditionellen Wirtschaftszweigen gegenüber Wachstumsaktien wieder in der Gunst der Anleger steigen.
Osteuropa
Kurssteigerungen: An den osteuropäischen Börsen kam es im Berichtsmonat zu erfreulichen Kurssteigerungen. Spitzenreiter war wieder einmal der russische Aktienmarkt, welcher gemessen am RTS-Index Zuwachsraten von über zwölf Prozent verbuchen konnte. Die Wiederwahl Putins, der bereits im Vorfeld sein neues Kabinett vorgestellt und damit den Markt überzeugt hatte, verstärkte Hoffnungen auf eine Fortsetzung des Reformprozesses. Darüber hinaus stimulierten weiterhin positive Wirtschaftsdaten das Geschehen. So wird für das laufende Jahr ein BIP-Anstieg von 6,4 Prozent prognostiziert, wobei auch in den nächsten drei Jahren das Wachstum p.a. rund sechs Prozent betragen soll. Ferner dürften sich die ausländischen Direktinvestitionen bis 2007 auf etwa 14 Mrd. USD mehr als verdoppeln. Kapitalflucht wird wohl in 2004 erstmals kein Thema sein. Kräftige Aufwärtsbewegungen verzeichnete auch die Börse in Budapest. In Ungarn lag der BIP-Zuwachs im vierten Quartal 2003 bei 3,5 Prozent (gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum), was im Gesamtjahr zu einem über den Erwartungen liegenden Anstieg von 2,9 Prozent führte. Mittlerweile gehen auch wir davon aus, dass 2004 ein Wachstum von 3,5 Prozent möglich sein wird. Unterstützt wurde die ungarische Börse zudem durch Äußerungen der Zentralbank, die nunmehr positive Tendenzen in der konjunkturellen Entwicklung des Landes sowie bei der Eindämmung des Budgetdefizits sieht. Hierdurch könnte Ungarn das Vertrauen ausländischer Investoren zurückgewinnen, wodurch sich eine Basis für weitere Zinssenkungen (im Berichtsmonat wurde der Leitzins um 25 Basispunkte auf 12,25 Prozent gesenkt) ergeben würde. Während die tschechische Börse ebenfalls deutlich nach oben strebte, verzeichneten polnische Aktien vergleichsweise moderate Aufwärtstendenzen. Trotz insgesamt positiver Wirtschaftsdaten, die für 2004 auf ein BIP-Wachstum von rund fünf Prozent deuten, haben die mit der Rücktrittsankündigung des Ministerpräsidenten Miller aufgekommenen politischen Unsicherheiten keine weiteren Kurssteigerungen zugelassen.
Russland und Ungarn bleiben Anlagefavoriten: Dem russischen Aktienmarkt stehen wir nach wie vor positiv gegenüber. Neben einem robusten wirtschaftlichen Umfeld, erfreulichen Unternehmensmeldungen, einem für das Land günstigen Rohstoffzyklus und der Wiederwahl Putins dürfte die Börse auch weiterhin von kräftigen Liquiditätsströmen profitieren, die eine Anlage suchen. Darüber hinaus sollte sich ein reger News-Flow etwa mit Reformprogrammen auf Wirtschafts- und Unternehmensseite positiv auf das Marktgeschehen auswirken. Neben Russland favorisieren wir sowohl kurz- als auch langfristig den ungarischen Aktienmarkt. Mit einem KGV von weniger als zehn auf Basis der Gewinnschätzungen für 2004 ist der Markt niedrig bewertet. Darüber hinaus bahnt sich in Ungarn eine Konjunkturerholung an, die das Börsengeschehen mehr und mehr stimulieren dürfte. Des Weiteren sind wir zuversichtlich, dass der neue Finanzminister die Budgetprobleme lösen und insbesondere mit Blick auf die Währung verlorenes Vertrauen zurückgewinnen kann. Wirtschaftliche Erholungstendenzen werden auch für Polen erwartet. Allerdings gehen wir davon aus, dass ein Großteil der positiven Nachrichten bereits vom Markt eingepreist ist, sodass wir nur noch begrenztes Aufwärtspotenzial sehen. Außerdem ist die polnische Börse gemessen an einem KGV von etwa 16 auf Gewinnbasis 2004 recht hoch bewertet. Auch dürften politische Unsicherheiten den weiteren Kurssteigerungen enge Grenzen setzen.
USA
Längerfristig konstruktiv: Die US-Aktienbörsen präsentierten sich im März in einer per saldo geschwächten Verfassung. Mangels bedeutender Unternehmensmeldungen war das Augenmerk der Marktteilnehmer auf die Konjunkturseite gerichtet, wo teilweise enttäuschende Daten wie etwa die leichte Eintrübung im Konsumentenvertrauen Zweifel an der weiteren Dynamik des Wirtschaftsaufschwungs aufkommen ließen. Darüber hinaus blieb die Lage am Arbeitsmarkt der größte Sorgenfaktor. Während so die Stimmungslage bereits eingetrübt war, führten die Terroranschläge von Madrid zu weiteren Kursrückschlägen. Erst gegen Monatsende beruhigte sich die Situation und ein Teil der Verluste wurde aufgefangen. Zuletzt notierte der Dow-Jones-Industrial-Average bei rund 10.360 Zählern, gut zwei Prozent unter dem Ultimo-Stand des Vormonats. Der technologieorientierte NASDAQ-Index büßte ebenfalls nahezu zwei Prozent seines Wertes ein.
Die jüngste Korrektur an den US-Aktienmärkten sollte nicht überbewertet werden. Zwar gehen auch wir von einer insgesamt nachlassenden Konjunkturdynamik aus, doch ist unseres Erachtens eine Fortsetzung des weltweiten Wirtschaftsaufschwungs nicht gefährdet. Allerdings erscheint gerade in den USA übertriebener Optimismus unangebracht, denn mit Blick auf das Konsumverhalten der Privaten, die wichtigste Wachstumsstütze, können sich mit einem Nachlassen des Steuersenkungseffekts durchaus noch negative Überraschungen einstellen. Hingegen dürften die im April auf Unternehmensseite anstehenden Quartalsergebnisse überwiegend positiv und somit Markt stützend ausfallen. Vor diesem Hintergrund ist mit weiterhin erhöhten Volatilitäten zu rechnen. Die längerfristigen Perspektiven an den US-Aktienbörsen beurteilen wir jedoch insgesamt konstruktiv. Dabei gehen wir davon aus, dass die Einzeltitelselektion mit Blick auf Unternehmensqualität und Nachhaltigkeit der Ertragsentwicklung wieder an Bedeutung gewinnen wird.
Fernost
Korrekturbewegungen: Nach den kräftigen Kurssteigerungen der letzten Monate kam es im März zu Konsolidierungsbewegungen an den asiatischen Aktienmärkten. Die Terroranschläge von Madrid verstärkten noch die nachgebende Tendenz. Zu den größten Verlierern zählte die Börse in Thailand, wo im wenig touristischen Süden des Landes Unruhen unter der moslemischen Bevölkerung das Geschehen belasteten. Während sich Inländer vom Markt fernhielten, waren ausländische Investoren auf der Verkäuferseite zu finden. Ebenfalls im Minus tendierten taiwanesische Aktien. In Taiwan war der Wahlausgang mit Enttäuschung aufgenommen worden. Gerüchte um Wahlmanipulationen und eine nochmals anberaumte Auszählung der Stimmzettel sorgte am Markt für nachdrückliche Irritationen. Insbesondere Werte mit starker Geschäftsorientierung nach China mussten deutliche Kurseinbußen hinnehmen. Zu den wenigen positiven Ausnahmen zählte hingegen die Börse in Malaysia. Hier war das Wahlergebnis wie erhofft ausgefallen und mit dem neuen Präsidenten Badawi verdichten sich die Hoffnungen auf ein Eindämmen der Korruption sowie ein Vorantreiben verschiedener Infrastrukturprojekte.
Weiterhin positive Einschätzung: Trotz der jüngsten Korrekturen sind wir für die Entwicklung an den fernöstlichen Emerging Markets weiterhin positiv gestimmt. Vor allem ein vergleichsweise erfreuliches makroökonomisches Umfeld, das sich infolge der Konjunkturerholung in den USA, einem der wichtigsten Handelspartner der Region, weiter verbessern dürfte, sollte das Geschehen stimulieren. Zusammen mit den immer noch befriedigenden Bewertungsrelationen ergeben sich unseres Erachtens Rahmenbedingungen, die eine Anlage an den fernöstlichen Märkten weiterhin attraktiv machen. Nach wie vor profitieren die asiatischen Aktienmärkte von einer insgesamt hohen Liquidität, die nach Anlagen sucht. Gerade US-Investoren wenden sich aufgrund des schwachen Dollar einerseits und des Aufwertungspotenzials asiatischer Währungen andererseits nach Fernost und erwerben hier vor allem Blue-Chips. Darüber hinaus dürften die asiatischen Börsen mehr und mehr zum Anlageziel global operierender Fonds werden, die vor allem an Indexwerten interessiert sind. Mit Blick auf China teilen wir die von einigen Marktteilnehmern geäußerten Befürchtungen hinsichtlich einer nennenswerten Konjunkturabkühlung nicht. Wir gehen vielmehr davon aus, dass das Land der Wachstumsmotor für die gesamte Region bleiben wird.
Japan
Deutlich aufwärts: Der japanische Aktienmarkt konnte im März, zum Ende des Fiskaljahres 2003/2004, per saldo kräftige Kurssteigerungen vorweisen, wobei sich wiederum ausländische Investoren als Käuferschicht hervortaten. Vor allem zunehmende Hoffnungen, dass neben der Exportindustrie nun auch die Binnenkonjunktur zu einer Erholung ansetzt, stimulierten das Geschehen. So ist die Arbeitslosenrate mittlerweile wieder unter fünf Prozent gefallen, die Industrieproduktion ist trotz des Rückgangs im Februar insgesamt deutlich gestiegen und die Ausgaben der privaten Haushalte sowie die Hausbaubeginne haben sich recht gut entwickelt. Im jüngsten Tankan, dem Konjunkturbericht der Bank of Japan, wird zudem die Verbesserung der Stimmungslage innerhalb der japanischen Wirtschaft hervorgehoben. Erste Gewinnmitnahmen in den über weite Strecken favorisierten Bereichen Finanzdienstleister, Immobilien und Einzelhandel konnten die insgesamt positive Entwicklung kaum beeinträchtigen. Der Nikkei-Index notierte zuletzt bei etwa 11.715 Punkten, womit im Monatsvergleich ein Plus von rund sechs Prozent erzielt wurde. Für das Fiskaljahr ergab sich ein Zuwachs von 47 Prozent.
Weiteres Kurspotenzial vorhanden: Der weiteren Entwicklung am japanischen Aktienmarkt stehen wir positiv gegenüber. Vor allem das sich bessernde wirtschaftliche Umfeld, welches erste Anzeichen eines Anspringens der Binnennachfrage zeigt, dürfte die zukünftige Markttendenz stimulieren. Aber auch auf Unternehmensseite lassen sich zahlreiche erfreuliche Entwicklungen erkennen. So weisen die durchgeführten Restrukturierungen hinsichtlich der Gewinnsituation deutliche Erfolge auf und werden von Investoren zunehmend honoriert. Insgesamt hat der japanische Aktienmarkt gerade für ausländische Institutionelle innerhalb ihrer Global Asset Allocation wieder einen höheren Stellenwert erhalten, der in Zukunft noch ausgebaut werden dürfte. Vor diesem erfreulichen Hintergrund würden wir Phasen der Schwäche zu Aktienkäufen nutzen. Eine Verschnaufpause des Marktes könnte kurzfristig anstehen, sollten die Gewinnmitnahmen in binnenwirtschaftlich orientierten Unternehmen anhalten. Auch stehen im April die Fiskaljahresergebnisse sowie Prognosen für die weitere Entwicklung der Unternehmen an, die am Markt durchaus zu Rückschlägen führen können. Zu unseren Favoriten zählen weiterhin Titel aus den binnenwirtschaftlich orientierten Branchen Einzelhandel, Maschinenbau, Bau, Immobilien und Dienstleistungen. Darüber hinaus können nach unserer Auffassung erste vorsichtige Käufe in deutlich zurückgebliebenen Branchen wie etwa dem Telekomsektor vorgenommen werden.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 110 Milliarden Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2003. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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