Kommentar
12:18 Uhr, 30.11.2009

Konjunkturausblick spricht nur noch für neutrale Aktiengewichtung

Die Aktienmärkte haben sich in den letzten beiden Wochen durchweg seitwärts bewegt. Unsere bislang positiven Konjunkturerwartungen haben sich verschlechtert, und unser Aktienmarktausblick ist jetzt nur noch neutral. Unsere Überraschungsindikatoren sind gefallen, und wir rechnen nicht mehr mit einem stärkeren Wachstum als der Marktkonsens. Auch die Gewinnaussichten in den Emerging Markets haben sich eingetrübt. Jetzt, da die Berichtssaison zu Ende geht, richten die Marktteilnehmer ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Konjunktur. Der S&P 500 stieg am 17. November auf ein Jahreshoch, konnte das hohe Niveau aber nicht halten.

Bei unserer Übergewichtung von Emerging-Market-Aktien haben wir Gewinne mitgenommen und die Verkaufserlöse in japanische, europäische und amerikanische Aktien sowie in US-Staatsanleihen investiert. Insgesamt bleiben wir in Aktien übergewichtet und in japanischen, europäischen und amerikanischen Aktien neutral positioniert. Vor allem wegen der Untergewichtung inflationsindexierter Anleihen sind wir im Rentenbereich nach wie vor untergewichtet. In Unternehmensanleihen mit Investmentqualität sind wir neutral positioniert, in hochverzinslichen Unternehmensanleihen übergewichtet.

Wir halten den starken Aufschwung in den USA noch immer für ein vorübergehendes Phänomen. Die jüngsten Frühindikatoren signalisierten für die kommenden ein bis zwei Quartale ein recht starkes Wachstum. Die tatsächliche Industrieproduktion fiel aber unerwartet schwach aus, und auch im verarbeitenden Gewerbe gab es einen leichten Rückgang. Dies könnte eine technische Reaktion auf das zuletzt starke Wachstum gewesen sein, aber ebenso gut ein Signal dafür, dass die Industriekonjunktur ihren Höhepunkt überschritten hat. Die Daten vom Wohnimmobilienmarkt waren uneinheitlich. Die Zahl der genehmigten Bauanträge ging ebenso deutlich zurück wie die der Baubeginne. Die Verkäufe von Altimmobilien schossen in die Höhe, da sich die Hauskäufer beeilten, um Steuererleichterungen in Anspruch nehmen zu können. Die Umsätze könnten weiter fallen, doch möglicherweise stützen die Verlängerung der Anreizprogramme und ein Rückgang der Hypothekenzinsen den Markt.

Das Wachstum des US-BIP im 3. Quartal wurde von 3,5% auf 2,8% (annualisiert) revidiert. Auch der private Verbrauch, die Bauinvestitionen (im Dienstleistungssektor wie in der Industrie) sowie Investitionen in den Wohnungsbau und in den Aufbau der Lagerbestände wurden nach unten revidiert. Staatsausgaben sowie Ausrüstungs- und Softwareinvestitionen wurden hingegen heraufrevidiert. Die Daten signalisieren zwar noch immer einen Aufschwung, doch zweifeln wir an seiner Nachhaltigkeit. Im Vergangenheitsvergleich ist das Verbrauchervertrauen noch immer schwach. Lässt man den volatilen Automobilabsatz und die Benzinumsätze unberücksichtigt, steigen die Einzelhandelsumsätze leicht. Mehr ist angesichts der schwachen Arbeitsmärkte auch nicht zu erwarten.

Die Einkaufsmanagerindizes im Euroraum haben sich weiter verbessert. Die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe sind jetzt schon sechs Monate in Folge gestiegen. Die tatsächliche Produktion hat um 0,3% zugelegt. Das Euroraum- BIP stieg im 3. Quartal um 1,5% (annualisiert) und damit weniger stark als das US-BIP. Dennoch war das 3. Quartal das erste positive Quartal seit dem 2. Quartal 2008 – was belegt, dass die Rezession im Euroraum vorüber ist. In Spanien, das unter einem Zusammenbruch des Wohnimmobilienmarkts und mangelnder Wettbewerbsfähigkeit leidet, schrumpft die Wirtschaft weiter. Mit einem BIP-Wachstum von 4,8% (annualisiert) schnitt Japan im 3. Quartal von allen Industrieländern bislang am besten ab. Auch der Export entwickelte sich gut, und der private Verbrauch profitierte von Konjunkturprogrammen. Aufgrund der Deflation ging das BIP nominal aber etwas zurück.

Die Anleiherenditen in den USA und im Euroraum sind in den letzten zwei Wochen zurückgegangen. In den USA könnte die Inflation in den nächsten Monaten erheblich steigen, weil die Rohölpreise in diesem Jahr stark zugelegt haben. Der Anstieg der Kerninflation dürfte aber nicht von Dauer sein, da die wichtigsten Produzentenpreise und die Lohnstückkosten rasch fallen. Die Federal Reserve sieht keine Inflationsgefahren und dürfte die Zinsen unserer Ansicht nach mindestens für weitere sechs Monate unverändert lassen. Die EZB wird die Zinsen erst dann erhöhen können, wenn die Geldmärkte auch ohne starke Unterstützung wieder reibungslos funktionieren. Zinserhöhen stehen deshalb nicht unmittelbar bevor.

Quelle: Fortis Investments

Fortis Investments ist die unabhängige internationale Asset-Management-Tochter der Fortis-Gruppe. Mit über 40 Investmentzentren, 500 Investmentspezialisten und über 2.000 Mitarbeitern ist Fortis in mehr als 30 Ländern vertreten. Das weltweit verwaltete Vermögen beträgt 170 Milliarden Euro (Stand: 31. Dezember 2008).

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