Konjunktur: Weltweiter Aufschwung setzt sich fort
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Die Konjunkturindikatoren waren in den letzten Wochen uneinheitlich. Grundsätzlich lässt sich aber feststellen, dass der Aufschwung – wenn auch etwas verlangsamt – anhält. Dabei ist das Wetter ein nicht zu unterschätzender Faktor: In Europa, dem Osten der USA und Teilen Chinas ist der Winter in diesem Jahr besonders streng.
In den USA verbessert sich die Lage insbesondere im industriellen Sektor. Im Dezember erreichte der ISM-Index der Industrieproduktion seinen höchsten Stand seit April 2006 und deutet damit auf ein freundlicheres Stimmungsbild in der Wirtschaft hin. Auf der Verbraucherseite ist das Bild allerdings uneinheitlicher. Im Januar stieg das Verbrauchervertrauen zwar auf den höchsten Stand seit September 2008, aber die Einzelhandelszahlen für Dezember enttäuschten. Auch die Zahl der Arbeitsplätze ging – entgegen Prognosen – im Januar leicht zurück. Andererseits fielen die Arbeitslosenzahlen etwas. Der US-Wohnimmobilienmarkt schnitt indes schlechter ab als erwartet, u. a. aufgrund des Abbaus von Steuervorteilen bei Hauskäufen.
Warten auf Lösung für Griechenland
In Europa beherrschten die eskalierenden Schuldenprobleme Griechenlands die Schlagzeilen. Die Märkte befürchteten einen Staatsbankrott des Mittelmeerlandes. Entsprechend sank der Risikoappetit in der Eurozone, während die Risikoprämien auf Staatsanleihen anderer Wackelkandidaten im Euro-Raum stiegen. Länder wie Spanien, Portugal und Irland weisen ebenfalls massive Haushaltsdefizite auf. Europäische Aktien erlebten dramatische Kurseinbrüche (insbesondere Finanzwerte), während der Euro weiter gegenüber dem Dollar abrutschte. Die Europäische Union diskutiert derzeit mögliche Rettungspläne für Griechenland, um schwere Konsequenzen für die Wirtschafts- und Finanzsysteme der Eurozone abzuwenden. Zweifelsohne wird man eine Lösung für das schuldengeplagte Land finden. Dabei wird Griechenland strenge Auflagen akzeptieren und weitreichende Reformen umsetzen müssen.
Die Wirtschaftsindikatoren der Eurozone sind weiterhin recht positiv. Das Vertrauen von Verbrauchern und Industrie in den Aufschwung hält an. Wenn auch der vergleichsweise harsche Winter die Produktions- und Absatzzahlen vorübergehend schwächen könnte, deuten die meisten Indikatoren doch auf einen nachhaltigen Aufschwung hin.
Wie sich von der anhaltend niedrigen Kreditnachfrage ablesen lässt, halten sich die Unternehmen mit Investitionen noch sehr zurück. Der Anstieg der Auslastung von Industriekapazität (bis zu 72 %) könnte jedoch der Vorbote einer baldigen Erholung der Investitionstätigkeit sein. Die Auftragslage verbesserte sich im siebten Monat in Folge, während die Lagerbestände auf den niedrigsten Stand seit 15 Jahren gefallen sind. Im weiteren Jahresverlauf sollte es daher reichlich Gelegenheit für Bestandsaufstockungen geben. Fraglich ist jedoch weiterhin, ob der Aufschwung auch die Inlandsnachfrage ankurbeln wird. Trotz gestärkter Zuversicht in der Wirtschaft sehen sich die Verbraucher im Euro-Raum immer noch steigenden Arbeitslosenzahlen gegenüber (10 % im Dezember). Die Tatsache, dass zahlreiche Länder den Gürtel enger schnallen (geringere Staatsausgaben, höhere Steuern) könnte das Binnenwachstum belasten.
China ergreift logische Schritte
Die Märkte reagierten zunächst negativ auf einige Entwicklungen in China. Die chinesische Regierung bemüht sich, das Kreditwachstum zu drosseln, indem sie die Mindestreserveanforderungen für Banken erhöht. Das kommt durchaus nicht überraschend und ist ein vernünftiger Schritt, da eine extrem lockere Geld- und Fiskalpolitik zu einem steilen Anstieg der Wirtschaftstätigkeit in China geführt hat. Wir erwarten indes keine drastischen Maßnahmen zur Abkühlung der Wirtschaft; China wird die Dinge nach und nach angehen und vor allem auf Sektorenebene intervenieren (wie z. B. am Wohnimmobilienmarkt). Und schließlich kam Chinas schnell steigende Inflation (bis zu 2 % im Dezember) für manchen Anleger überraschend. Dieser Trend war aber wohl vor allem durch die höheren Lebensmittelpreise infolge des kalten Wetters bedingt. In den letzten Wochen sind die Lebensmittelpreise wieder gefallen und die Inflationsrate für Januar lag bei nur 1,5 %. Im Sommer rechnen wir indes mit einem allmählichen Anstieg der Inflation auf einen Spitzenwert von 5,5 %. Insgesamt dürfte sich die Inflationsrate für 2010 um durchschnittlich 4 % bewegen. Es gibt also keinen Grund zur Annahme, die Inflation könnte aus dem Ruder laufen.
Quelle: ING Investment Management
ING Investment Management ist der globale Asset Manager der ING Gruppe. Mit annähernd 375 Milliarden Euro Assets under Management, vertreten in 37 Ländern mit mehr als 3.700 Mitarbeitern, ist ING Investment Management (ING IM) weltweit auf Platz 27 im Asset Management.
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