Konjunktur und Ölpreis beherrschen das Marktgeschehen
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Das Geschehen an den US-Aktienmärkten war bislang in diesem Jahr von kräftigen Kursschwankungen geprägt, wobei die Halbjahresbilanz letztendlich negativ ausfiel. Obwohl die konjunkturelle Entwicklung mit einem BIP-Anstieg im ersten Quartal von revidiert 3,8 Prozent insgesamt robust war, schickten Sorgen bezüglich einer im weiteren Verlauf deutlich nachlassenden Wachstumsdynamik die Märkte immer wieder auf Talfahrt. Hinzu kam, dass sich ein gewisser Inflationsdruck aufbaute, der Befürchtungen hinsichtlich einer härteren Gangart in der Geldpolitik hervorrief. Dies erwies sich bislang jedoch als gegenstandslos, denn die FED erhöhte den Tagesgeldsatz weiterhin in maßvollen und frühzeitig signalisierten Schritten von 25 Basispunkten auf zuletzt 3,25 Prozent. Neben den makroökonomisch bedingten Unsicherheiten kamen auch von Unternehmensseite gemischte Signale. Schwer zu tragen hatten die Märkte vor allem an der Erkenntnis, dass die Gewinnprognosen für das laufende Jahr oftmals zu hoch angesetzt waren, sodass Korrekturbedarf bestand. Vor allem im High-Tech-Bereich überwogen entsprechende Ängste. Ein weiterer, gravierender Belastungsfaktor war der kräftige Anstieg des Ölpreises. Pro Barrel WTI kletterten die Notierungen in der Spitze bis auf über 60 USD, was Befürchtungen hervorrief, dass sich hierdurch der private Konsum, die wichtigste Konjunkturstütze, abschwächen wird. Der Dow Jones Industrial Average (DJIA) sank bis auf nahezu 10.000 Punkte, bevor sich die Situation wieder erholte. Ermutigende Konjunkturdaten wie zuletzt etwa der Anstieg im Verbrauchervertrauensindex oder ein positiver Lagebericht im "Beige Book" der FED erweckten Hoffnungen, dass die jüngste Konjunkturabkühlung keine nachhaltige Wachstumsschwäche zur Folge haben wird. Der DJIA konnte wieder Boden gutmachen, doch ließen hohe Ölpreisnotierungen keine durchgreifende Erholung zu.
Für das erste Halbjahr musste der DJIA einen Verlust von nahezu fünf Prozent hinnehmen, im technologieorientierten NASDAQ Index betrug das Minus sogar mehr als fünf Prozent. Anleger aus dem Euroraum konnten sich dennoch freuen. Angesichts der Stärke des US-Dollar gegenüber dem Euro verbuchten sie kräftige Währungsgewinne, welche die Kursverluste mehr als ausglichen. Während etwa zu Jahresanfang für einen Euro 1,36 USD bezahlt wurden, lag der Wert Mitte das Jahres bei rund 1,21 USD und ist mittlerweile auf unter 1,20 USD abgerutscht. Für den DJIA und den NASDAQ Index bedeutet die Umrechnung in Euro statt eines Verlustes einen Halbjahreszuwachs von rund sieben bzw. gut sechs Prozent.
Robuste Wirtschaft letztendlich als Stütze
Die zuletzt überwiegend erfreulichen Konjunkturdaten weisen unseres Erachtens darauf hin, dass das Wachstumstempo der US-Wirtschaft nicht weiter nachlassen wird. Alan Greenspan hat sich diesbezüglich ebenfalls positiv geäußert und gleichzeitig darauf hingewiesen, dass der Preisauftrieb zum Stillstand gekommen ist. Beruhigende Worte für die Märkte, welche vor dem Hintergrund einer insgesamt robusten Entwicklung eine sich gegenüber 2004 verlangsamende Aufwärtsdynamik größtenteils eingepreist haben dürften. Wir rechnen im weiteren Verlauf mit unverändert soliden BIP-Steigerungsraten und einem Jahreszuwachs von etwa 3,5 Prozent. Auch von Unternehmensseite sind hinsichtlich der Ertragssituation kaum noch negative Überraschungen zu erwarten. So dürften die Gewinnprognosen nach den jüngsten Revisionen nicht mehr weiter zurückgenommen werden, was das Marktgeschehen stützen sollte. Insofern gehen wir davon aus, dass im laufenden Jahr, wenn auch unterbrochen von zwischenzeitlichen Schwächephasen, noch Aufwärtspotenzial an Wall Street besteht.
Anlagestrategie
Angesichts der überraschenden relativen Stärke des US-Dollar, die bereits seit mehreren Monaten anhält, den hohen Ölpreisnotierungen, die nicht nachgeben wollen, sowie den Zinserhöhungen seitens der FED scheint es kaum verwunderlich, dass die US-Aktienmärkte in diesem Jahr per saldo nicht zulegen konnten. Auch die leicht nach unten revidierten Konjunkturaussichten dürften zu der zurückhaltenden Einstellung der Marktteilnehmer beigetragen haben.
Vor diesem Hintergrund nahmen wir im Portfolio des UniNordamerika in den letzten Monaten eine tendenziell vorsichtige Positionierung ein. Obwohl wir noch Kurspotenzial an Wall Street erwarten, werden wir diese Haltung zunächst beibehalten, zumal auch unter Bewertungsaspekten eine lang anhaltende, ausgeprägte Aufwärtsbewegung derzeit schwerlich zu erkennen ist. Dies heißt allerdings nicht, dass wir in nächster Zeit mit ausgesprochen negativen Kurstendenzen rechnen. Sollte sich unsere Markteinschätzung auf Sicht von 12 bis 18 Monaten bewahrheiten, so halten wir unsere Anlagestrategie eines "Stock-Picking" für viel versprechend.
Im Portfolio des UniNordamerika befinden sich einige Titel wie etwa Altria und Archipelago, die einen erheblichen Anteil am Fondsvermögen darstellen. Beispielsweise binden unsere zehn größten Einzeltitel knapp 40 Prozent der Fondsmittel. Demgegenüber stehen Werte, die entweder aufgrund ihrer ambitionierten Bewertung oder infolge möglicher Korrekturen bei den Gewinnprognosen Kursgefahren ausgesetzt und deshalb im Fonds deutlich untergewichtet sind. Ein Beispiel hierfür ist der gesamte Rohstoffsektor, also Energie- und klassische Minenaktien. Hier lassen wir uns weder von einem kurzfristigen Momentum noch Gewinnfantasien zu Positionsaufstockungen bewegen. Zwar ist uns bewusst, dass diese Titel die Gunst zahlreicher Marktteilnehmer genießen. Da unseres Erachtens jedoch auf Sicht der nächsten Quartale das aktuelle Preisniveau für Rohstoffe und Öl überzogen ist, dürfte sich erheblicher Korrekturbedarf bei den entsprechenden Aktien einstellen.
Eine der großen Überraschungen des ersten Halbjahres stellte der Rückgang der langfristigen Zinsen dar. Diese Entwicklung kam den im Portfolio vergleichsweise hoch gewichteten Finanzwerten zugute. Die positive Tendenz könnte sich in diesem Bereich noch fortsetzen, wenn sich die Konjunkturaussichten in den USA nochmals eintrüben.
Hinsichtlich der Einzeltitelauswahl verfügt nach wie vor Altria, die ehemalige Phillip Morris, über die größte Gewichtung im Fondsvermögen. Sollte der Konzern, wie es von uns erwartet wird, seine Beteiligung an Kraft Corp. veräußern, so ist unser Kursziel hier noch nicht erreicht.
Ein ebenfalls großes Einzelengagement stellt American International Group (AIG) dar. Die turbulenten Ereignisse um die weltweit größte Versicherungsgruppe führten unseres Erachtens zu Kursausschlägen, die fundamental nicht mehr nachzuvollziehen waren. Wir nutzten die kräftigen Rückschläge, um auf günstigem Niveau Positionsaufstockungen vorzunehmen. AIG gab sich zudem zuversichtlich hinsichtlich der weiteren Geschäftsperspektiven in diesem Jahr.
Auf der Verkaufsseite stand in jüngster Zeit die Krankenversicherungsgesellschaft Aetna. Nach einem erfreulichen Kursverlauf sind wir dazu übergegangen, uns von diesem Engagement schrittweise zu trennen.
Ebenfalls zu Verkäufen kam es bei der Apothekenkette CVS.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 122 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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