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14:31 Uhr, 16.08.2024

KONJUNKTUR IM BLICK/Ende der geldpolitischen Sommerpause

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones) - "Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß", dichtete einst Rainer Maria Rilke. Gemessen an den Finanzmarktbewegungen war dieser Sommer sicher ein ganz großer. Das hatte nicht zuletzt damit zu tun, dass die Bank of Japan die Sommerpause mit einer Zinserhöhung störte. Nun legen aber auch die übrigen geldpolitischen Akteure ihre Handtücher zusammen, denn in der kommenden Woche steht einiges auf dem Kalender. An buchenswerten Konjunkturdaten gibt es lediglich die erste Veröffentlichung der Einkaufsmanagerindizes (PMIs) für August und den Index des EU-Verbrauchervertrauens.

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat sich nach seiner Sitzung am 18. Juli nicht dazu verleiten lassen, für seine September-Sitzung eine Zinssenkung in Aussicht zu stellen. Bis dahin würden noch zu viele wichtige Daten veröffentlicht, die das Bild ändern könnten, hieß es. Nach dem seither bekannt gewordenen unerwarteten Inflationsanstieg im Juli steht nur noch ein weiterer wichtiger "Datenpunkt" an: Der von der EZB selbst erhobene Tariflohnindex für das zweite Quartal. Dieser hatte im ersten Quartal zum allgemeinen Missvergnügen eine Beschleunigung des Tariflohnanstiegs von 4,5 auf 4,7 Prozent angezeigt.

Die EZB achtet besonders auf die Löhne, weil sie die ohnehin hohe Inflation der Dienstleistungspreise weiter antreiben könnte. Die EZB veröffentlicht den Index am Donnerstag (11.00 Uhr).

Weitere mit Blick auf die nächste Ratssitzung im September relevante Termine sind in dieser Woche die Veröffentlichung der endgültigen Verbraucherpreisdaten für Juli (Dienstag, 11.00 Uhr), die Ergebnisse der EZB-Konsumentenumfrage (Freitag, 10.00 Uhr) und nicht zuletzt das Sitzungsprotokoll vom 18. Juli. Die EZB hatte am 18. Juli wie erwartet beschlossen, ihre Zinsen vorerst unverändert zu lassen. Das Sitzungsprotokoll (Donnerstag, 13.30 Uhr) wird möglicherwiese zeigen, wie laut Forderungen nach einer Zinssenkung im September waren.

Geldpolitisches Symposium in Jackson Hole beginnt

Die bedeutendste geldpolitische Konferenz der Welt steht in diesem Jahr unter dem Motto "Reassessing the Effectiveness and Transmission of Monetary Policy". Die genaue Agenda ist noch nicht öffentlich. Die Fed hat aber schon mitgeteilt, dass ihr Chairman Jerome Powell am Freitag ab 16.00 Uhr eine live übertragene Rede zum Konjunkturausblick halten wird. Der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Philip Lane, wird ebenfalls am Freitag ab 18.25 Uhr an einem Panel zu oben genanntem Thema teilnehmen.

Ein in jüngster Zeit viel diskutiertes Thema war die Wirksamkeit großvolumiger Anleihekäufe durch Zentralbanken (Quantitative Easing - QE) unter verschiedenen Rahmenbedingungen und zu unterschiedlichen Zwecken sowie die Auswirkungen des anschließenden Bilanzabbaus (Quantitative Tightening - QT). Eröffnet wird das Symposium offiziell bereits am Donnerstag.

Zinsentscheidungen gibt es in der Woche in Schweden (Montag, 9.30 Uhr), in China (Dienstag, 3.00 Uhr) und in der Türkei (Dienstag, 13.00 Uhr)

Europäische Einkaufsmanagerindizes sinken im August

Die Aktivität der europäischen Wirtschaft dürfte auch im August ein uneinheitliches Bild gezeigt haben. Während sie im Dienstleistungssektor wuchs - und das dürfte für das Wirtschaftswachstum ausschlaggebend sein -, nahm sie im verarbeitenden Gewerbe erneut ab, möglicherweise sogar beschleunigt. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass der Dienstleistungs-PMI des Euroraums auf 51,7 (Juli: 51,9) Punkte gesunken, aber der Industrie-PMI auf 46,0 (45,8) Punkte gestiegen ist. Die Daten werden am Donnerstag (10.00 Uhr) veröffentlicht.

Der Index des EU-Verbrauchervertrauens wird am Donnerstag (16.00 Uhr) veröffentlicht und der Frühindikator der deutschen Exporte in Nicht-EU-Staaten im Juli auf Donnerstag (8.00 Uhr).

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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