KONJUNKTUR IM BLICK/Außenhandel mit Prozentsalat
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Von Hans Bentzien
DOW JONES--Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal 2025 erstmals seit einem Jahr wieder geschrumpft, was angesichts der waltenden Umstände niemanden wundert. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank gegenüber dem Vorquartal um 0,1 Prozent, nachdem es im ersten Quartal um 0,3 Prozent gestiegen war - was heutzutage schon als fette Wachstumsrate durchgeht. Ausgelöst wurde die Bewegung von vorgezogenen Bestellungen der US-Kundschaft, die vor dem Inkrafttreten hoher Einfuhrzölle schnell zugeschlagen haben. Nun haben wir den Salat: 15 Prozent Importzoll.
Deutsche Ausfuhren steigen im Juni
Im Juni, für den die Statistiker nun erste "harte" Daten vorlegen, hatte dieser Satz noch bei 10 Prozent gelegen. Aber von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte nehmen an, dass die Exporte in diesem Monat um 0,3 Prozent gestiegen sind - nachdem sie im April und Mai um 1,6 und 1,4 Prozent zurückgegangen waren. Das Statistische Bundesamt (Destatis) veröffentlicht die Daten am Donnerstag (8.00 Uhr).
Einen Tag zuvor (14.30 Uhr) kommen übrigens die Außenhandelsdaten der USA für den gleichen Monat. Bereits im April, nach dem "Liberation Day", war das Handelsbilanzdefizit von 138 Milliarden auf 60 Milliarden US-Dollar gefallen und war im Mai wieder auf 72 Milliarden gestiegen. Analysten rechnen gegenwärtig nicht damit, dass es im Juni weiter gesunken ist.
Deutsche Produktion sinkt im Juni
Zusammen mit den deutschen Handelsbilanzdaten kommen am Donnerstag die zur Produktion im produzierenden Sektor. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass der Output von Industrie, Bau- und Energiewirtschaft gegenüber dem Vormonat um 0,5 Prozent zurückgegangen ist, nachdem er im Mai um 1,2 Prozent gestiegen war. Im Mittel der Monate April und Mai war die Produktion gegenüber dem ersten Quartal um 0,2 Prozent gesunken, was zu dem inzwischen gemeldeten BIP-Rückgang passt.
Erste Hinweise auf die Entwicklung der Produktion könnten die am Mittwoch (8.00 Uhr) anstehenden Daten zum Umsatz im verarbeitenden Gewerbe geben. Allerdings ist hier Vorsicht geboten. Zuletzt war die Korrelation von Umsatz und Produktion nicht besonders eng gewesen. Zur gleichen Zeit veröffentlichen die Statistiker außerdem die Daten zum Auftragseingang im Juni.
Deutscher Auftragseingang steigt im Juni
Der Auftragseingang der deutschen Industrie dürfte im Juni nach dem Rückgang im Mai wieder gestiegen sein. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass die Bestellungen gegenüber dem Vormonat um 1,0 Prozent zugelegt haben, nachdem sie im Mai um 1,4 Prozent gesunken waren. Für einen positiven Trend sprechen die Ergebnisse von Unternehmensumfragen.
Weitere Daten mit konjunkturellem Bezug zu Deutschland sind der Sentix-Index für August (Montag, 10.30 Uhr), der Auftragseingang im Maschinen- und Anlagenbau im Juni (Montag, 10.00 Uhr sowie der Dienstleistungsumsatz im Mai (Dienstag, 8.00 Uhr).
Bank of England senkt Leitzins
Ökonomen und Börsianer erwarten, dass die Bank of England (BoE) bei der Sitzung am Donnerstag ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 4,00 Prozent senken wird. Bis zum Jahresende rechnen die Märkte mit einer weiteren Zinssenkung um 25 Basispunkte. Die BoE hat bei ihrer letzten Sitzung im Juni die Zinssätze bei 4,25 Prozent belassen, da sie angesichts der Befürchtungen einer wiederauflebenden Inflation weiterhin vorsichtig agiert. Allerdings hatten drei Ratsmitglieder für eine Senkung auf 4,00 Prozent gestimmt, während sich sechs für konstante Zinsen entschieden. Die Zinsentscheidung wird um 13.00 Uhr (MESZ) bekanntgegeben.
(Mitarbeit: Andreas Plecko)
Kontakt: hans.bentzien@dowjones.com
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