Kommentar
07:26 Uhr, 31.08.2020

Konflikt USA-China: Ende nach den Wahlen in den USA?

In den USA wird bald gewählt. Wer auf die Demokraten setzt und meint, dass sich viele Krisenherde weltweit sofort entspannen, liegt vermutlich falsch.

Die Konfrontation mit China hat bisher keine nennenswerten Erfolge hervorgebracht. Der größte Erfolg war der Phase 1 Deal. Dieser wurde zwar beschlossen und unterschrieben, nur umgesetzt wird er praktisch nicht. Es ist vollkommen aussichtslos, dass China die vereinbarten Mengen an Gütern in den USA einkauft. Die Lücke ist nach acht Monaten zu groß, um sie bis Jahresende noch zu schließen. Vielleicht setzt China auf die Wahlen Anfang November. Ist einmal gewählt und wird Trump dabei abgewählt, passiert politisch für gewöhnlich nicht mehr viel. Die wenigen Wochen kann China noch durchhalten, doch Trumps Abwahl ist nicht sicher. Einige sind sogar davon überzeugt, dass sich China eine Wiederwahl Trumps wünscht. Trumps Herangehensweise („mit der Brechstange geht alles“) hat den USA geschadet. Da die USA ihren Freunden wie Feinden gleichermaßen vor den Kopf stoßen, kommt keine Allianz gegen China zustande. Ohne eine solche Allianz wird jedoch nicht viel geschehen.

Auch Europa blickt kritisch nach China. Es wird aber nicht auf Konfrontation gehen, sondern sich nur passiv durch Gesetze schützen. An der Seite der USA könnte man sich eine aktivere Rolle vorstellen, doch eine Allianz mit den USA, die EU-Produkte mit Zöllen belegen, steht außer Frage.

Die USA sind mit der Politik „einer gegen alle“ isoliert und daher schwach. Eine schwache US-Regierung ist genau das, was Peking nutzt. Unter einem anderen Präsidenten, einer vorhersehbaren Politik und der Pflege von Allianzen könnte China mehr unter Druck kommen. Dafür wäre es überhaupt erst wieder möglich vernünftig miteinander zu reden. Vernunftgetriebene Verhandlungen sind nicht unbedingt schlechter, selbst wenn die USA wieder an Ansehen und Einfluss gewinnen.

Das Thema wird die Welt jedenfalls auch in den nächsten vier Jahren beschäftigen, egal, ob ein Republikaner oder Demokrat im Weißen Haus sitzt. Wirtschaftlich hat der Konflikt nur minimal geschadet. Die USA importieren wegen der Zölle weniger direkt aus China, was das Wachstum negativ beeinflusst (Grafik 1). Ein Großteil der Entkoppelung im Handel hat bereits stattgefunden. Selbst neue Zölle würden den Status nun kaum mehr ändern.


Dafür hat China noch mehrere Pfeile im Köcher. Das Handelsbilanzdefizit der USA mit China ist Trump ein Dorn im Auge. Dabei vergisst er, dass US-Unternehmen in China Milliarden scheffeln. Ein Fünftel aller US-Unternehmen mit Bezug zu China sehen China als ihre höchste Priorität an. Weitere 60 % haben China als eine ihrer Top 5 Prioritäten (Grafik 2).

Unternehmen wie GM verdienen in China mehr Geld als im Heimatmarkt. Daher will auch niemand aus China abwandern und wer abwandern will, der geht nicht zurück in die USA (Grafik 3).


China ist für viele US-Unternehmen enorm wichtig. Facebook, Google und Amazon sind praktisch nicht vertreten, dafür Apple und jeder, der produziert. US-Industrieunternehmen ohne China sind größtenteils bankrott. China kann noch viel Druck aufbauen und den USA schaden, vor allem der Industrie, die ja eigentlich durch die Zölle geschützt werden sollte. Unter diesen Voraussetzungen wären vernunftgetriebene Verhandlungen wohl für alle die bessere Alternative.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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