Kommt jetzt ein neuer M&A-Boom?
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Eigentlich ist jede Zeit eine gute Zeit für Fusionen und Übernahmen. In der Baisse lassen sich interessante Objekte günstig einkaufen, wohingegen während eines Booms die Möglichkeiten zur Refinanzierung sehr üppig sind, oder auch die Akquisitionswährung eigene Aktien einen ausgesprochen attraktiv bewertet sind. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass dies die Betrachtung mit dem „halbvollen Bierglas“ ist, denn die umgekehrten Rückschlüsse sind genauso konsistent: Demnach sind Zukäufe in Boomphasen unsinnig, weil die Zielobjekte zu teuer sind und in Baissephasen unmöglich, weil keine Finanzierung machbar ist. Die aus all zu ziehende Konsequenz müsste dann eigentlich lauten: Lege Dir in Boomphasen ein Polster in harter Währung (also cash, nicht eigene Aktien) an und gehe in den Zeiten, in denen die anderen darbenden entspannt auf Shoppingtour und sammel die eine oder andere Opportunität ein, denn sie ist billig zu haben.
Soweit die Theorie, in der Praxis ist die Umsetzung indes nicht ganz so leicht. Denn die Bereitschaft eines Kapitalgebers, Geld zur Verfügung zu stellen, welches erst in ein paar Jahren abgerufen oder eingesetzt wird, hält sich in Grenzen. Vielmehr ist das M&A-Umfeld doch eher prozyklisch. Die größten Volumina werden in euphorischen Phasen gedreht, auch wenn dann die Preise objektiv eher zu hoch als ausgesprochen niedrig sind. Und in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten sind die Käufer oft zurückhaltend, eben ob der schwierigen Refinanzierung und auch hinsichtlich der in ohnehin anspruchsvolleren Zeiten schwierigeren Integration.
Die nicht zu abzustreitenden Zyklik im Geschäft mit Fusionen und Übernahmen lässt sich wiederum dahingehend nutzen, dass die Intensität in diesem Business ein offenes Zeugnis bzgl. des momentanen Umfelds abgibt. Wenn sich keiner traut, ist es also eher trübe als heiter draußen in der freien Wirtschaft und auf dem Kapitalmarkt.
So gesehen macht es dann durchaus Mut, dass die eine oder andere Übernahme zuletzt Schlagzeilen gemacht hat: Die Offerte der im TecDAX gelisteten Sofware AG für den Indexnachbarn IDS Scheer ist hier ebenso zu nennen wie das zu Wochenbeginn veröffentlichte Übernahmeangebot durch die Robert Bosch GmbH für die börsennotierte Aleo Solar. Auch die nun bekannt gewordenen Gespräche zwischen der Deutschen Bank und der Privatbank Sal. Oppenheim gehören in diese Kategorie.
Wobei das letztere Beispiel zur Vorsicht mahnt. Den ob hier nun die für den Käufer charmante Preisbasis relevant ist oder ob das Zielobjekt getrieben von eigener Schwäche in starke Arme fliehen muss, ist eine spitzfinde Unterscheidung, die wohl nicht völlig gelingt. Sicherlich spielen hier beide Faktoren mit rein, also sowohl Aspekte, die den Käufer motivieren als auch Beweggründe des Verkäufers, genauer gesagt der Alteigentümer. Denn dieser Einstieg dürfte eher über eine Kapitalerhöhung als über den Abkauf von Anteilen ablaufen.
Doch egal ob Übernahmeofferten wie etwa bei Aleo oder auch Kapitalerhöhungen durch starke neue Aktionäre (wie etwa mittelbar Waren Buffett bei Kromi Logistik vor rund zwei Monaten): Die Signalwirkung ist positiv und eine zumindest gefühlte Anhäufung derartiger Meldungen ging einher mit einem gefestigten Aktienmarkt. Ein Nachlassen der Dynamik sollte entsprechend mit wieder nachgebenden Indizes einher gehen.
© 5. August 2009/Roger Peeters
*Roger Peeters ist Vorstand der Close Brothers Seydler Research AG, einer Tochter der Frankfurter Wertpapierhandelsbank Close Brothers Seydler Bank. Zuvor leitete Peeters viele Jahre die Redaktion der "Platow Börse" und beriet den von ihm konzipierten DB Platinum III Platow Fonds. 2008 erschien von ihm 'Finde die richtige Aktie - ein Profi zeigt seine Methoden' im Finanzbuchverlag. Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.
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