Kommentar
09:53 Uhr, 22.07.2009

Kinder im Umgang mit Geld erziehen ein Muss

Niemand wünscht sich die verkorksten finanziellen Verhältnisse, die RTL-Schuldnerberater Peter Zwegat bei seinen Einsätzen oft vorfindet. Tatsache ist aber: Viele der Betroffenen haben gar nie gelernt, mit Geld umzugehen. Da fragt man sich als Mutter unwillkürlich, wie dem eigenen Nachwuchs das Thema Geld nahebringen kann. Schließlich sollen die Kinder weder naiv, noch verschwenderisch noch übertrieben geizig werden. Gesucht sind also Erziehungstipps in Geldfragen. Einige habe ich hier für Sie zusammengestellt. Zunächst einmal geht es – ganz banal – ums Taschengeld. Die Kinder müssen selbst erleben, dass Geld ein knappes Gut ist und dass sie sich nur dann etwas Größeres leisten können, wenn sie ein wenig sparen. Das Jugendamt Nürnberg etwa empfiehlt folgende Beträge:

• 1 Euro pro Woche für Kinder unter 6,
• 2 Euro pro Woche für 6- bis 7-Jährige,
• 3 Euro pro Woche für 8- bis 9-Jährige,
• 14 Euro pro Monat für 10-Jährige,
• 16 Euro pro Monat für 11-Jährige,
• 20 Euro pro Monat für 12-Jährige,
• 22 Euro pro Monat für 13-Jährige,
• 25 Euro pro Monat für 14-Jährige,
• 30 Euro pro Monat für 15-Jährige,
• 35 Euro pro Monat für 16-Jährige,
• 45 Euro pro Monat für 17-Jährige,
• 70 Euro pro Monat für 18-Jährige.

Ab 16 sollte Taschengeld allerdings nur ausgezahlt werden, wenn die Kinder noch kein eigenes Geld verdienen. Grundsätzlich gilt: Das Kind darf selbst entscheiden, was es von seinem Taschengeld kauft. Notwendige Dinge wie Schulsachen, Essen und Kleidung sollten nicht inbegriffen sein. Wenn sich ihr Kind von seinem Taschengeld nur Süßigkeiten oder unnützes Spielzeug kauft, ist das seine Sache – die Erfahrung, was eine gute Anschaffung ist und was nicht, muss es selbst machen.

Glauben Sie aber nicht, Ihre Kinder würden allein durch Taschengeld lernen, vernünftig mit Geld umzugehen. Denn eine wichtige Erfahrung müssen sie zusätzlich machen: Dass das Geld nicht von allein kommt, sondern dass man hart dafür arbeiten muss. Viele Eltern vergessen, ihren Kindern diese Tatsache zu vermitteln. Das ist nicht erst ein Problem, seit uns Woche für Woche ein glücklicher Lottomillionär oder ein Quizgewinner bei Günther Jauch oder Jörg Pilawa präsentiert wird, der im Handumdrehen mehrere Zehntausend Euro gewonnen hat. Schon im Märchen „Sterntaler“ regnete es Münzen vom Himmel. In der Realität passiert das leider nicht.

Was also tun, damit die Kleinen das richtige Gefühl fürs Geld bekommen? Fördern Sie bei kleinen Kindern zunächst die Sammelleidenschaft: Würdigen Sie jede Sammlung, die Ihnen präsentiert wird, egal ob es Muscheln vom Strand, Kieselsteine vom Flussufer oder Schneckenhäuser aus dem Garten sind. Denn wer gern sammelt, spar auch gern. Ein solches Kind füttert später mit Freuden sein Sparschwein mit Münzen.
Und noch ein Tipp für kleine und große Kinder: Geben Sie Ihrem Nachwuchs die Möglichkeit, sich im Haushalt oder Garten ein paar Cent dazuzuverdienen. Meine drei sammeln mit Begeisterung im Garten Kiefernzapfen, auch mein Jüngster ist mit seinen drei Jahren schon begeistert dabei. Einen Cent gibt’s pro Stück, und natürlich finden die Kleinen es selbst prima, wenn sie beim Barfußlaufen nicht dauernd auf die holzigen Zapfen treten.
Bei älteren Kindern nimmt die Begeisterung für den Zusatzverdienst nicht ab. 10 Euro fürs Rasenmähen, 5 fürs Autowaschen. Warum nicht? Sie brauchen allerdings die normalen Haushaltspflichten nicht zu bezahlen. Auch dass müssen die Kinder lernen: Dass es nicht für jede Tätigkeit Geld gibt. Aber zumindest für Sondereinsätze.

Wenn ihr Kind einen Ferienjob will, unterstützen Sie das ruhig. Auch eine Tätigkeit als Zeitungsausträger ist lehrreicher als Sie glauben. Oder als Nachhilfelehrer. Ich selbst habe mein erstes Geld mit Klavierunterricht verdient und weiß aus dieser Zeit noch, dass ich ständig umgerechnet habe: Wie viele Stunden muss ich geben, damit ich mir das gewünschte Paar Schuhe oder das flotte Top leisten kann?

Übrigens: Den Kindern das Thema „Geld“ nahezubringen, das ist eines meiner großen Anliegen. Daher habe ich den Verein „Learn money“ ins Leben gerufen mit dem Ziel, das Fach Wirtschaft als Schulfach anzubieten. Kinder sollen lernen, mit Geld entspannt, aber souverän umzugehen. Denn wer in Finanzdingen frei und souverän agiert, hat es später leichter.

Carola Ferstl

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