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11:00 Uhr, 24.11.2011

KfW-Konjunkturkompass: Deutscher Aufschwung zu Ende

Frankfurt (BoerseGo.de) - Die KfW Bankengruppe geht davon aus, dass der Wirtschaftsaufschwung in Deutschland zu Ende geht. Nach einem BIP-Zuwachs um 0,5 Prozent im dritten Quartal stehe die Wirtschaft nun vor einem schwachen Winterhalbjahr, teilte die KfW am Donnerstag mit. Der Konjunkturkompass der Bankengruppe prognostiziert für das Schlussquartal 2011 einen leichten BIP-Rückgang um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal und erwartet für das Gesamtjahr 2012 lediglich ein Wachstum von 1,0 Prozent. Dies entspräche nur noch einem Drittel der für das Jahr 2011 erwarteten Wachstumsrate von 3,0 Prozent.

"Nach zwei sehr starken Jahren steht das deutsche Wirtschaftswachstum vor einem deutlichen Rückschlag", kommentiert KfW-Chefvolkswirt Dr.
Norbert Irsch. Der Konjunkturausblick leide vor allem unter dem zurzeit außerordentlich hohen Ausmaß an Verunsicherung wegen der sich weiter zuspitzenden Eurokrise. Aber auch handfeste realwirtschaftliche Faktoren signalisieren laut Irsch ein Ende des deutschen Aufschwungs, beispielsweise die weltweite Wachstumsverlangsamung sowie die notwendigen fiskalischen Konsolidierungsanstrengungen insbesondere in der Eurozone, die für gut 40 Prozent der deutschen Ausfuhren stehe. Beides dämpfe die Nachfrage nach deutschen Exportgütern.

Wie es 2012 weitergeht, hänge entscheidend davon ab, ob in einem überschaubaren Zeitrahmen ein glaubwürdiger Ansatz zur Überwindung der Eurokrise gefunden werde, sodass sich die Unsicherheit wenigstens zum Teil auflöse und wieder mehr Zukunftsvertrauen einkehren könne. Unter diesen Bedingungen könnten Deutschlands fortbestehende Stärken - wettbewerbsfähige Unternehmen mit einer global interessanten Angebotspalette hochwertiger Kapitalgüter, robuster Arbeitsmarkt, vergleichsweise solide Staatsfinanzen - wieder vermehrt zum Tragen kommen und die temporäre Wachstumsschwäche im Verlauf von 2012 überwunden werden, schätzt Irsch. Ein im Wesentlichen von der Binnennachfrage getragener BIP-Zuwachs um 1,0 Prozent sei so erreichbar.

Sollte sich jedoch bis spätestens zum kommenden Frühjahr keine überzeugende Perspektive zur Kriseneindämmung abzeichnen, werde der Schwächeeinbruch der deutschen Wirtschaft tiefer und länger ausfallen. "Dann dürfte sich der Teufelskreis aus fallendem Vertrauen, zunehmendem Attentismus und sinkender Nachfrage intensivieren und nur noch schwer zu durchbrechen sein. Eine Rezession auch in Deutschland wird dann wahrscheinlich", warnt der KfW-Chefvolkswirt. Der KfW-Konjunkturkompass rechnet in diesem Risikoszenario für 2012 mit einer Schrumpfung des BIP um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. "Noch können EZB sowie europäische und nationale Wirtschaftspolitik dies verhindern. Entscheidend ist nach unserer Einschätzung, dass die Konsolidierungsmaßnahmen in den 'gestressten' Ländern mit wachstumsstärkenden Strukturreformen und Investitionen flankiert werden. Zudem muss die EZB glaubwürdig signalisieren, dass sie eine sich selbst verstärkende Liquiditätskrise, die letztlich in eine echte Solvenzkrise mit allen Folgen für die Realwirtschaft mündet, in großen europäischen Ländern nicht zulassen wird."

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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