Kommentar
08:43 Uhr, 06.07.2004

Keine Dynamik nach US-Zinsschritt

Die Leitzinssenkung in den USA fiel mit 25 Basispunkten im Rahmen der Erwartungen aus, sodass die Aktienmärkte kaum reagierten. Schwache Arbeitsmarkt- und Konjunkturzahlen sowie Sorgen über die Gewinnentwicklung bei den Technologieunternehmen belasteten ab Donnerstag jedoch die Stimmung an den Börsen.

Die Anleger an den US-Aktienmärkten zeigten sich mit dem Zinsschritt der FED auf nun 1,25 Prozent und den beruhigenden Worten eines angemessenen Tempos für weitere Leitzinserhöhungen zufrieden, ohne dass daraus neue Dynamik erwuchs. Stattdessen fanden die neuesten Konjunkturkennzahlen erhöhte Aufmerksamkeit, da sie insgesamt recht verhalten ausfielen. Zwar stieg im Juni das Verbrauchervertrauen überraschend deutlich. Der vom privaten Wirtschaftsforschungsinstitut Conference Board ermittelte Index für das Konsumentenvertrauen kletterte von revidierten 93,1 Punkten im Vormonat auf 101,9 Punkte. Dagegen gab aber der Einkaufsmanagerindex der Region Chicago im Juni unerwartet deutlich von 68,0 auf 56,4 Punkten nach und auch der ISM-Index blieb hinter den Prognosen zurück. Hinzu kamen enttäuschende Daten vom Arbeitsmarkt. So erhöhte sich die Beschäftigtenzahl außerhalb der Landwirtschaft im Juni nur um 112.000 statt der erhofften 250.000. Damit kamen erneut Zweifel über die Nachhaltigkeit des Aufschwungs auf. Entsprechend unerfreulich war der Wochenausklang an den Börsen, zumal wegen des Independence Day ein verlängertes Wochenende vor der Tür stand.

In sehr schwacher Verfassung präsentierten sich die amerikanischen Automobiltitel. Der weltgrößte Autokonzern General Motors musste im Juni auf seinem Heimatmarkt einen Absatzeinbruch von 15 Prozent zum Vorjahr hinnehmen und auch Konkurrent Ford meldete einen Rückgang. Beide Werte tendierten daraufhin merklich schwächer. Ansonsten litten vor allem Technologiewerte. Hierzu trug die Gewinnwarnung des Hardwareanbieters Maxtor bei, was Indexschwergewichte wie Intel und Hewlett-Packard belastete. Einige Marktteilnehmer befürchten, dass sich die Erträge der Hightechtitel nicht im erwarteten Maße entwickeln könnten. Zudem wird der Computerhersteller Apple seinen neuen iMac erst im September auf den Markt bringen und damit das umsatzträchtige Ende der Sommerferien verpassen. Ferner kündigte das Unternehmen an, wegen des Modellwechsels für die gegenwärtigen Versionen keine Bestellungen mehr anzunehmen.

Gewinnmitnahmen führten auch die Tokioter Börse in die Verlustzone. Der Tankan-Bericht der Regierung über die aktuelle Konjunkturentwicklung fiel zwar erwartungsgemäß positiv aus. Allerdings war dies in den Bewertungen bereits weitgehend eingepreist, sodass der Nikkei 225 Index nicht die Marke von 12.000 Punkten überwinden konnte. Stattdessen sorgten die schwachen US-Vorgaben zum Wochenschluss für ein Abbröckeln der Kurse, worunter insbesondere der Finanzsektor und der Technologiebereich zu leiden hatten.

Wenig Bewegung gab es an den europäischen Aktienmärkten. Vor der Zinsentscheidung der FED warteten die Anleger überwiegend ab, nach dem Zinsschritt drückten schwächere Konjunktur- und Unternehmensmeldungen auf das Börsenklima. Die Entscheidung der EZB, den Leitzins unverändert bei 2,0 Prozent zu lassen, hatte hingegen keine Auswirkung. Vor diesem Hintergrund rutschte der DJ EuroStoxx 50 wieder unter 2.800 Punkte. In Deutschland sah es kaum besser aus. Der DAX kämpfte nach zwischenzeitlichen Gewinnen wieder mit der 4.000er Linie, wobei Lufthansa und Deutsche Post die erfreulichste Wochenperformance aufwiesen. Unter Druck geriet hingegen die Aktie von Continental. Der Automobilzulieferer sicherte sich inzwischen genug Anteilsscheine für die Übernahme des MDAX-Unternehmens und Konkurrenten Phoenix. Gleichzeitig kündigte die EU-Wettbewerbsbehörde jedoch eine intensivere Überprüfung an. Auch die Aktien von VW und DaimlerChrysler mussten Einbußen hinnehmen. Rückläufige Absatzzahlen aus Amerika wirkten sich negativ auf die Wochenperformance aus. Der TecDAX büßte nach den schwächeren Vorgaben von der NASDAQ die vorherigen Gewinne wieder ein. Stärkere Ausschläge gab es hier beim Halbleiterausrüster Aixtron, der die Übernahme der britische Gesellschaft Genus meldete.

Mit negativen Vorzeichen ging auch die Mehrheit unserer Aktienfonds aus der Handelswoche: UniGlobal und UniEuropa tendierten jeweils um 1,1 Prozent leichter, während UniFonds um 0,7 Prozent nachgab. Ähnlich war die Entwicklung beim UniJapan, der 1,5 Prozent einbüßte. Ein leichtes Plus von 0,4 Prozent wies hingegen UniMid&SmallCaps: Europa auf.

Der gestrige Feiertag an den US-Börsen sorgte hierzulande für einen eher verhaltenen Wochenauftakt. Konjunkturdaten wie die Dienstleistungsindizes aus mehreren europäischen Staaten dürfte dagegen kaum für Impulse sorgen. Im weiteren Wochenverlauf ist auch aus den USA nur mit wenigen Wirtschaftsindikatoren zu rechnen. So stehen der ISM-Dienstleistungsindex sowie Zahlen zu den Verbraucherkrediten und Großhandelsumsatz auf der Agenda. Mehr Aufmerksamkeit dürfte die neue Quartalsberichtsaison der Unternehmen erfahren. Der Aluminiumkonzern Alcoa und der Internetdienstleister Yahoo eröffnen am Mittwoch den Reigen. Nach der Zinsentscheidung von letzter Woche richten sich die Börsenhoffnungen nun wieder auf die Entwicklung der Unternehmensergebnisse.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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