Kein weltwirtschaftliches Krisenszenario
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Die Aktienmärkte gingen in der letzten Woche dann doch heftiger als erwartet in die Korrektur über. Der Kurseinbruch in China sowie schwächere Konjunkturdaten in den USA haben letztendlich das Fass zum Überlaufen gebracht. Alle genannten Indikationen hält cominvest aber für ungeeignet, ein weltwirtschaftliches Krisenszenario abzuleiten. Dazu zählen wir auch das sukzessive Auflösen der sogenannten Carry Trades (Kreditaufnahme in Yen, Wiederanlage in höherverzinslichen Euro- bzw. Dollarpapieren). Die Heftigkeit der Korrektur lässt darauf schließen, dass die spekulativen Gelder, die die Märkte in den letzten Monaten auch nach oben getrieben haben, auf dem Prüfstand stehen. Beispiele für solche Spekulationen können Hedge Fonds und Anlagen in strukturierte Produkte sein. Beide Anlegergruppen arbeiten überwiegend mit derivaten Produkten. Bei deren Glattstellung kann es zu derartigen Überreaktionen kommen, insbesondere wenn Positionen gegen die Erwartung des Managements laufen und Stoppmarken nach unten ausgelöst werden. Die Aktienmärkte fielen in der letzten Woche weltweit um durchschnittlich 4,7%. Wie so oft in solchen Phasen gaben die europäischen Märkte mit -5,4% stärker ab als die USA mit nur -4,4%. Japan reagierte mit -5,1% ebenfalls stärker als der Durchschnitt.
An den Aktienmärkten ähnelt das aktuelle Korrekturverhalten dem der letztjährigen Korrektur im Mai/Juni 2006. Diese vollzog sich innerhalb von drei Wochen in zwei Abwärtswellen mit einer zwischenzeitlichen Erholung. Unterstellt man ein ähnliches Verhalten, dann ist ein Test der langfristigen Aufwärtstrendlinie bei aktuell 6.200 DAX-Punkten denkbar. Für die generelle Fortsetzung des langfristigen Aufwärtstrends sprechen die fundamentalen Rahmendaten. In den USA ist das Gelingen eines Soft Landings wahrscheinlich: Der Gewinntrend der Unternehmen bleibt aufwärtsgerichtet, wenn auch mit abnehmender Dynamik. Zudem schätzt cominvest die Bewertung für die Aktienanlage als unverändert günstig ein. Allerdings dürfte die Nervosität aktuell noch anhalten. Es ist somit nicht auszuschließen, dass die nächsten Konjunkturdaten auf ein mögliches Rezessionsszenario in den USA überprüft werden und somit kurzfristig für Verunsicherung sorgen können. Dabei dürfte der zuletzt wieder gestiegene Ölpreis ebenfalls eine Rolle spielen.
Der Rentenmarkt sollte diese Woche weiter ein Spielball des Aktienmarktes bleiben, die fundamentalen Daten werden hier deshalb nur eine untergeordnete Rolle spielen. In den USA steht an diesem Mittwoch die Veröffentlichung des Beige Book der US-Notenbank im Mittelpunkt des Anlegerinteresses; wir erhoffen uns dadurch Klarheit über die zukünftige Zinspolitik der Fed. Eine Zinssenkung in näherer Zeit wird aufgrund der Daten aus den USA als wahrscheinlich erachtet. Am Freitag werden dann noch die Zahlen über die neugeschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft veröffentlicht. Diese sollten im Vergleich zum Vormonat leicht unter Konsens liegen. In Euroland werden die Daten der Woche von der EZB-Sitzung am Donnerstag geprägt sein. Hier wird eine Zinserhöhung auf 3,75% erwartet. Desweiteren wird ein Ausblick für die nächsten Monate gegeben, der die Tür für eine weitere Zinserhöhung auf 4% offen lassen sollte. Zuvor werden am Mittwoch die Daten der Auftragseingänge bei der deutschen Industrie einen Anhaltspunkt als Frühindikator für die nächsten Monate darstellen. Cominvest schätzt den Markt diese Woche weiterhin sehr nervös ein, mit einer leichten Abwärtstendenz: Der Bund-Future sollte die Woche um 116,50 schließen.
Quelle: cominvest
Die cominvest Asset Management GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main wurde im Jahr 2002 durch Zusammenlegung der inländischen Asset Management-Aktivitäten der Commerzbank AG gegründet und ist seitdem eine hundertprozentige Tochter der Commerzbank. Aktuell verwaltet sie 55 Milliarden Euro, wovon 44% auf Privatkunden und 56% auf institutionelle Investoren entfallen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf europäischen Aktien- und Rentenfonds.
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