Kein GAU? Nächstes Thema bitte!
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Die Medien ziehen weiter, suchen den nächsten Gaddafi oder Guttenberg. Die Tatsache, dass wir anscheinend an der ganz großen Katastrophe vorbei geschlittert sind, interessiert offenbar kaum jemand. Schöne, katastrophengeile Medienwelt.
Mit der ausbleibenden Kernschmelze könnte sich auch das voreilig herbeigerufene Ende der Atomkraft verschieben – überall außer in Deutschland natürlich. Ich war selber bisher weder ein fanatischer Gegner noch glühender Befürworter, und kann mich auch heute noch nicht richtig entscheiden. Vermutlich geht es vielen so. Man muss aber auch nicht zu allem eine feste Meinung haben, insbesondere wenn es sich um derart komplexe Themen handelt.
Aber objektiv betrachtet muss man feststellen: Trotz Beben Stärke 9,0 auf der Richterskala, trotz gewaltigem Tsunami, trotz Ausfall der Kühlsysteme - es gab im Zusammenhang mit der „Reaktorkatastrophe“ von Fukushima bisher keinen einzigen Toten zu vermelden. Dagegen sind z.B. allein aufgrund einer Explosion in einer japanischen Ölraffinerie Dutzende Tote zu beklagen, was den hiesigen Agenturen kaum eine Meldung wert war. So wenig beachtenswert wie die zehntausenden Bergarbeiter, die jedes Jahr beim Abbau von Kohle (und natürlich auch anderen Rohstoffen) in den Minen sterben. Das Leben ist lebensgefährlich, die Erde ist in kein Paradies, sondern Quelle ständiger Bedrohung.
Die Ungleichgewichtung von Opfern – je nach konkreter Todesursache - zieht sich durch viele Bereiche der öffentlichen Wahrnehmung. Beispiel Schweine-/Vogelgrippe: An der „normalen“ Grippe sterben alleine in Deutschland jährlich nach Schätzungen 20-40 TSD Menschen! Grippe kennt aber jedes Kind, damit kann man keinen mehr schocken. Auch AIDS ist inzwischen so „normal“geworden, dass man damit kein Titelblatt mehr füllen kann. Wenn aber eine Person an Vogelgrippe stirbt, dann gibt es eine „Sondersendung Spezial-Report hoch exklusiv“ dazu!
Ich will ganz bestimmt nicht die Risiken der Kernkraft kleinreden. Aber zuweilen tendieren wir zu irrationalen Reaktionen. Dazu gehört ganz bestimmt, jetzt in einer Blitzaktion einen großen Teil der deutschen Atommeiler abzuschalten. Die Tatsache, dass kein anderes Land der Welt so agiert, sollte uns doch zu denken geben.
In der Demokratie entscheiden die Bürger. In Deutschland scheint es eine große Mehrheit contra Atomkraft zu geben, und das muss man respektieren. Aber man sollte die Menschen auch über die Konsequenzen informieren. Und so zu tun, als könne man mit ein paar Solarzellen und Windrädern die Kernkraft ersetzen, ist lächerlich.
In meiner Heimat Bayern produzieren Kernkraftwerke gut 62% der Elektrizität. Schon alleine weil ich ein Fan dezentraler Energieerzeugung bin wäre ich dagegen, in Zukunft Strom stattdessen mit Hilfe riesiger noch zu bauender Trassen aus Offshore-Windanlagen aus der Nordsee zu beziehen. Und hat sich schon mal jemand Gedanken gemacht, was wohl passiert, wenn mal ein Tsunami die Nord/Ostsee heimsucht und die schönen Windparks unter sich begräbt? Wollen wir so unsere Stromversorgung strategisch sichern? „Das kann bei uns nicht passieren“ gilt nicht, denn genauso wird ja auch bei der Kernkraft argumentiert!
Wo wir hin müssen: Ganz neue Arten der Energieerzeugung plus Dezentralisierung der Strom-Produktion. Das kann vielleicht 50 Jahre und mehr in Anspruch nehmen. Bis dahin leben wir eben mit Kernkraft, Kohle und Gas sowie den bisherigen regenerativen Energien weiter. Mit weniger Dramatisierung der Gefahren (bis hin zur überhitzten CO2-Diskussion) und konsequenter Nutzung neuer Technologien werden wir das auch hinkriegen, auch wenn es immer mal wieder Rückschläge gibt. Wie sagen die Japaner: "Nana korobi, ya oki." (Siebenmal hinfallen, achtmal wieder aufstehen)."
Ihr
Daniel Kühn
Wenn Sie wissen möchten, wie ich den Markt handele, schauen Sie doch einfach hier vorbei:
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.