Kommentar
14:11 Uhr, 13.12.2005

Kein Fragezeichen hinter dem Aufschwung

1. Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland haben nach einer dreimonatigen Seitwärtsbewegung einen Satz nach oben gemacht und stiegen von 38,7 auf 61,6 Punkte. Damit wurden die Erwartungen der von Bloomberg befragten Volkswirte (Median: 41,0 Punkte) und selbst unsere optimistischere Prognose (45,0 Punkte) übertroffen. Gleichzeitig hat sich die Beurteilung der gegenwärtigen Lage spürbar von -55,2 auf -44,4 Punkte verbessert und kommt nun ihrem langfristigen Durchschnitt von 41,3 Punkten wieder sehr nahe, der seit Mitte 2001 ununterbrochen unterschritten wurde.

2. Was waren die Gründe für diese Zuversicht? Mit Blick auf die Lagebeurteilung dürften besonders die Meldungen über das unerwartet gute Weihnachtsgeschäft eine Rolle gespielt haben. Inzwischen wird ein Erreichen des Vorjahresniveaus als möglich erachtet, am ersten Adventssamstag klang das noch anders. Das würde bedeuten, dass der Einzelhandel zum ersten Mal seit vier Jahren im Weihnachtsgeschäft keine Einbußen hinnehmen muss. Unabhängig davon zeigt sich die Industrie angesichts voller Auftragsbücher ebenfalls in einer komfortablen Situation.

3. Die Verbesserung der Konjunkturerwartungen ist ein Spiegelbild der nach oben revidierten Konjunkturprognosen für das Jahr 2006. So haben in den letzten Wochen internationale Organisationen (OECD), Wirtschaftsforschungsinstitute (IfW, RWI) und viele Banken ihre Wachstumsprognosen für 2006 nach oben korrigiert. Dies wiederum hat seine Ursache in einer sehr robusten weltwirtschaftlichen Entwicklung, die dafür sorgt, dass das Zugpferd der deutschen Konjunktur – der Export – weitergaloppiert, und im Erstarken des deutschen Sorgenkindes – des privaten Konsums. Letzteres ist auf die für den 1.1.2007 angekündigte Mehrwertsteuererhöhung zurückzuführen, die die Haushalte veranlasst, Anschaffungen vorzuziehen, die eigentlich für 2006 noch nicht vorgesehen waren, um noch in den Genuss des geringeren Mehrwertsteuersatzes zu kommen.

4. Diese kräftige Stimmungsaufhellung kam zur rechten Zeit. Nach einigen schwächelnden Stimmungsindikatoren zeigen die ZEW-Konjunkturerwartungen, dass derzeit kein Fragezeichen hinter den Aufschwung zu setzen ist. Das Bruttoinlandsprodukt wächst dank Außenwirtschaft und „Mehrwertsteuer“ im kommenden Jahr spürbar mit 1,7 %. Da ein guter Teil dieser Entwicklung allerdings aus dem Jahr 2007 geborgt ist (Stichwort Vorzieheffekt) wird der Aufschwung im Jahr 2007 dann aber erst einmal unterbrochen werden. Wir erwarten daher für 2007 nur noch ein Wachstum von 0,4 %.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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