Kommentar
07:55 Uhr, 03.08.2004

Kein einheitlicher Trend an den Rentenmärkten

Vor dem Hintergrund der undurchsichtigen Situation bei Yukos ist der Ölpreis auf knapp 44 US-Dollar geklettert. Das US-BIP legte im zweiten Quartal überraschend nur um drei Prozent zu. An den internationalen Rentenmärkten war in der Vorwoche kein einheitlicher Trend zu beobachten. Der Euro notierte zum Wochenschluss fast unverändert zum US-Dollar.

Mit Sorge blicken die Finanzmärkte auf die neuerlichen kräftigen Preiserhöhungen beim Rohöl. An den Terminmärkten verteuerten sich im Juli Ölkontrakte um bis zu 18 Prozent. Am Freitag kletterte der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Sorte WTI sogar auf knapp 44 US-Dollar. Vor allem die Vorgänge um den russischen Ölkonzern Yukos, auf den rund ein Fünftel der russischen Ölproduktion entfällt was etwa 3,6 Prozent der Weltfördermenge entspricht , beunruhigten die Marktteilnehmer. Die Gefahr von Lieferausfällen bei Yukos ist vor dem Hintergrund einer ohnehin angespannten Angebotslage zu sehen. Die Opec-Staaten haben ihre Förderkapazitäten inzwischen weitgehend ausgelastet. Auf der anderen Seite dürfte die Ölnachfrage durch die verstärkte weltwirtschaftliche Integration von aufstrebenden Ländern wie China oder Indien dauerhaft hoch sein. Hinzu kommt die latente Gefahr von Terroranschlägen gegen die Infrastruktur der Ölförderländer. Angesichts dieses schwierigen Umfelds ist in absehbarer Zeit jedenfalls nicht mit einem kräftigen strukturellen Rückgang der Ölpreise zu rechnen.

Der Ölpreisanstieg schlägt sich auch in den Konjunkturdaten nieder. Entgegen der Erwartungen vieler Marktteilnehmer nahm die Wirtschaftsleistung der VereinigtenStaaten im zweiten Quartal nur um 3,0 Prozent auf Jahresbasis zu nach einem Anstieg von 4,5 Prozent in den ersten drei Monaten des Jahres 2004. Entscheidend für die Abschwächung des Wachstumstrends war dabei der private Konsum, der lediglich um ein Prozent zulegen konnte, dem niedrigsten Wert seit dem zweiten Quartal 2001. Allerdings könnte es sich hier um eine Momentaufnahme handeln. Gegen eine dauerhafte Kaufzurückhaltung spricht die zuletzt ermittelte Stimmung unter den US-Verbrauchern, welche sich nach der Erhebung der Universität Michigan im Juli erneut verbessert hatte. Deutlich zugenommen haben im zweiten Quartal die Investitionen der Unternehmen, sodass der Aufschwung jetzt auf einer breiteren Grundlage steht. In dieses Bild passt auch der Freitag veröffentlichte Chicago-Einkaufsmanagerindex, der eine kräftige Aufwärtsbewegung verzeichnete. Insgesamt zeigt sich die US-Konjunktur damit in anhaltend robuster Verfassung. An den Rentenmärkten führte das positive Konjunkturumfeld in Verbindung mit den steigenden Ölpreisen zu leichten Renditesteigerungen. Mit knapp 4,5 Prozent liegt die Rendite zehnjähriger US-Treasuries gegenwärtig jedoch immer noch auf einem in Anbetracht des makroökonomischen Umfelds niedrigen Niveau, was für tendenziell steigende Renditen spricht. Die Verlangsamung des BIP-Wachstums hat von der Federal Reserve Bank jedoch Druck genommen. Die Wahrscheinlichkeit einer aggressiven Zinserhöhungspolitik ist damit geringer geworden.

Im Gegensatz zu den USA gaben im Euroraum die Kapitalmarktzinsen im Wochenverlauf leicht nach, obwohl sich die Anzeichen für eine Verbesserung der konjunkturellen Situation zunehmend verdichten. Positive Signale kommen insbesondere von Seiten der Binnennachfrage. Sogar aus Deutschland, wo die Konsumschwäche besonders hartnäckig erscheint, wird im Juni ein spürbarer Anstieg der Einzelhandelsumsätze vermeldet. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, nehmen die Chancen auf einen selbst tragenden Aufschwung zu. Bislang sind die Erholungstendenzen zu einem erheblichen Teil auf die kräftig gestiegene Exportnachfrage zurückzuführen. Dagegen verharrt die Teuerungsrate voraussichtlich auch in diesem Monat bei 2,4 Prozent und liegt damit nach wie vor über dem Zielwert von zwei Prozent. Da aber die Inflation in erster Linie auf Sonderfaktoren wie den Ölpreisanstieg und Verbrauchsteuererhöhungen zurückgeführt werden kann, ist in diesem Jahr mit keinen Gegenmaßnahmen der EZB in Form von Zinserhöhungen zu rechnen. Engagements in Kurzläuferfonds ergänzt um ausgewählte höherverzinsliche Papiere sollten daher im Mittelpunkt eines Rentenportfolios stehen.

Ausblick: Die größte Aufmerksamkeit dürfte in dieser Woche den US-Arbeitsmarktdaten zuteil werden. Daneben stehen beiderseits des Atlantiks die Einkaufsmanagerindizes zur Veröffentlichung an. Darüber, ob die Erholung in Deutschland nachhaltig ist, könnten die neuesten Auftragseingänge und Zahlen zur Industrieproduktion Aufschluss geben.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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