Katrina wird zum Konjunkturrisiko
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Die Ölpreisentwicklung wird vor allem in den Vereinigten Staaten zunehmend als Konjunkturgefahr wahrgenommen. Entsprechende Renditerückgänge am Rentenmarkt waren die Folge. Auch im Euroraum gaben die Renditen daraufhin nach. Der Euro macht gegenüber dem US-Dollar deutlich an Boden gut. In der laufenden Woche stehen nur wenige Konjunkturdaten zur Veröffentlichung an.
USA: Katrina wird zum Konjunkturrisiko
Mit jedem Tag, an dem die Folgen des verheerenden Hurrikans Katrina deutlicher werden, wird am US-Rentenmarkt das Konjunkturrisiko höher eingeschätzt. Binnen einer Woche sanken die Renditen zehnjähriger amerikanischer Staatsanleihen um 15 Basispunkte. Der Abstand zur wichtigen Marke von vier Prozent ist auf geringe vier Basispunkte zusammengeschrumpft. Es stellt sich nun die Frage, warum im Gegensatz zu Naturkatastrophen in der Vergangenheit, die in der Regel nicht als Belastung für das Wirtschaftswachstum angesehen wurden, der Bondmarkt dieses Mal zu einer anderen Einschätzung kommt. Der Schlüssel dazu liegt bei der Ölversorgung. Durch Katrina wurde ein wichtiges Zentrum der US-Ölindustrie erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Dabei traf der Hurrikan auf einen Rohölmarkt, der ohnehin schon seit Monaten angespannt war, was sich bereits in stark steigenden Preisen niederschlug. Inzwischen wird der Ölpreis als echte Konjunkturgefahr angesehen, während mögliche Inflationsrisiken fast vollständig ignoriert werden. Am Markt spekuliert man darauf, dass die US-Notenbank ihren Zinserhöhungskurs eventuell unterbrechen wird. Bislang gingen Marktbeobachter davon aus, dass bis Jahresende die Fed Funds Target Rate in weiteren kleinen Zinsschritten auf bis zu 4,25 Prozent steigen könnte.
Euro mit Dreimonatshoch
Die Aussicht auf geldpolitische Zurückhaltung der Federal Reserve Bank sowie die Gefahr eines anschwellenden US-Haushaltsdefizits zur Behebung der Flutfolgen ließen den US-Dollar in den letzten Tagen auf Talfahrt gehen. Der Euro legte im Wochenverlauf gegenüber dem Greenback um über zwei Cent zu und kletterte auf den höchsten Stand seit drei Monaten. Damit scheint der Abwärtstrend der Gemeinschaftswährung, der seit Jahresanfang 2005 anhält, erst einmal unterbrochen.
Eurozone: US-Renten geben den Takt vor
Im Gefolge der Entwicklung am amerikanischen Rentenmarkt gaben auch im Euroraum die Renditen weiter nach. Zehnjährige Bundesanleihen rentieren nur noch knapp oberhalb der Drei-Prozent-Marke. Ein zinspolitisches Umfeld für einen kräftigen Konjunkturaufschwung sieht jedoch anders aus. Dazu passt, dass der Einkaufsmanager-Index für den Industriesektor auf 50,4 Punkte gefallen war. In Deutschland fiel der Rückgang von 49,8 auf 48,7 Punkte besonders signifikant aus. Zudem gaben die Einzelhandelsumsätze erneut nach. Ein Wirtschaftswachstum von mehr als einem Prozent wird damit immer unwahrscheinlicher. Die Europäische Zentralbank dürfte wie in der zurückliegenden Woche deshalb in diesem Jahr wohl auch nicht mehr an der Zinsschraube drehen und den Hauptrefinanzierungssatz bei 2,0 Prozent belassen. Daran sollte auch die über dem EZB-Zielwert liegende Inflationsrate die vorläufige Zahl für August liegt bei 2,1 Prozent nichts ändern. Am Rentenmarkt gibt es gegenwärtig keine Anzeichen für anziehende Renditen. Besitzer von Euro-Anleihen können daher beruhigt in die nähere Zukunft blicken.
Ausblick:
Die Ölpreisentwicklung dürfte auch in dieser Woche das Geschehen an den internationalen Rentenmärkten bestimmen. Nach der teilweise Freigabe von staatlichen Ölreserven ist es zwar zuletzt zu einer leichten Entspannung am Ölmarkt gekommen, ob dies aber so bleibt, darf bezweifelt werden. Von Konjunkturseite stehen indes nur wenige Veröffentlichungen auf der Agenda. In den USA ist heute zudem Feiertag (Labour Day). In der Eurozone dürften vor allem Daten aus Deutschland im Mittelpunkt des Interesses stehen. Hier werden die Auftragseingänge und die Industrieproduktion für Juli bekannt gegeben. In den USA könnte das Beige Book Hinweise darauf geben, wie bei der Fed die Konjunktursituation eingeschätzt wird und damit eventuell einen Anhaltspunkt für die weitere Zinspolitik in diesem Jahr liefern.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 122 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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