Kapitalmärkte 2010: "Ke Nako" - "Die Zeit ist gekommen"
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2009 war kein einfaches Jahr für die Finanzmärkte. Nach drastischen Kurseinbrüchen zu Beginn des Jahres setzte an den Aktienmärkten rund um den Globus eine Erholungsrallye von über 50 % ein. 2010 dürften die Anleger daher zwei wichtige Fragen bewegen: Haben die Kapitalmärkte die Finanz- und Wirtschaftskrise überwunden? Und wer wird Fußball-Weltmeister? Aus diesem Grund haben die Kapitalmarktanalysten von Allianz Global Investors unter Teamchef Hans-Jörg Naumer ihren Kapitalmarktausblick für 2010 unter das Motto der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2010 gestellt, welches "Ke Nako" lautet. Dies bedeutet soviel wie "Die Zeit ist gekommen". Sowohl im Fußball als auch bei der Kapitalanlage stellt sich derzeit nämlich die Frage nach der richtigen Aufstellung, um für die Herausforderungen des nächsten Jahres gewappnet zu sein.
Kapitalmärkte 2010: zwischen Abseitsfallen und Steilvorlagen
Im Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft dürfte sich das Wirtschaftswachstum zwischen Steilvorlagen und Abseitsfallen bewegen. Steilvorlagen sind zum einen die aktive Fiskalpolitik, die rund um den Globus für immense Konjunkturpakete gesorgt hat, und zum anderen das "billige Geld" der Zentralbanken. Beide Steilvorlagen bergen aber auch das Risiko, sich in Abseitsfallen zu verkehren, sobald die Wachstumsimpulse der Konjunkturpakete an Kraft verlieren und die Zentralbanken gefordert sind, vermehrt an einer "Exit-Strategie" zu arbeiten. So können sie der Gefahr einer monetär getriebenen Inflation, auch einer Inflation der Vermögenswerte, vorbeugen.
Den Rahmen für den weltweiten Konjunkturverlauf im Jahr 2010 und in den Folgejahren bildet dabei die "Neue Normalität". Deren wesentliche Kennzeichen sind ein "De-Leveraging", also eine Verringerung des Fremdkapitalhebels, eine "De-Globalisierung", also ein drohender Rückgang der internationalen Handelsaktivitäten aufgrund eines möglicherweise zunehmenden Protektionismus, sowie eine "Re-Regulierung", das heißt ein stärkerer Eingriff des Staates in das internationale Finanzsystem.
Taktische Asset Allokation - Mannschaftsaufstellung 2010
Was sollte der Anleger für 2010 bei der "Mannschaftsaufstellung" im Depot beachten?
Anleihen - Sicherheit ist teuer geworden!
Waren Anleihen im ersten Halbjahr 2009 noch Zufluchtsort vieler Investoren, ist eine Flucht in Sicherheit mittlerweile teuer geworden, d.h. die Renditen wertstabiler Anlagen sind deutlich gesunken. Daher ist es langsam an der Zeit, Staatsanleihen aus den Industrieländern gegen "eine Abwehr mit offensiverer Ausrichtung" auszuwechseln. Ein Beispiel sind Unternehmensanleihen: Infolge der in den letzten Monaten gestiegenen Risikoneigung gingen die Risikoprämien von Unternehmensanleihen zwar deutlich gegenüber Staatsanleihen zurück, dennoch bieten sich vor allem im Investmentgrade-Bereich noch Neuengagements an. Selektiv sollten Investoren auch bei Anleihen der aufstrebenden Staaten vorgehen. Dabei ist sinnvoll, das Hauptaugenmerk auf Anleihen jener Staaten zu legen, die über solide Staatshaushalte sowie hohe Devisenreserven verfügen und die sich durch fiskalische sowie geldpolitische Umsicht auszeichnen.
Steigende Gewinnrevisionen - Steilvorlage oder Abseitsfalle?
Die weltweiten Aktienkurse sind seit den Tiefstständen im März 2009 bis in den Herbst hinein um mehr als 50 % gestiegen. Grund war neben der Erwartung eines deutlichen Konjunkturaufschwungs auch eine Erholung auf Seiten der Unternehmensgewinne. Doch droht die Steilvorlage von 2009 im kommenden Jahr ins Abseits zu laufen? Immerhin sind die Erwartungen für 2010 deutlich angestiegen, was ein gewisses Enttäuschungspotenzial birgt. Hans-Jörg Naumer, Leiter Kapitalmarktanalyse bei Allianz Global Investors, bleibt jedoch optimistisch: "Sowohl die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen als auch die Ausblicke der Unternehmen lassen noch genügend Raum für weitere positive Überraschungen."
Darüber hinaus erscheinen Aktien trotz der deutlichen Kursgewinne der weltweiten Aktienmärkte seit März 2009 auch aus Sicht der Bewertung noch attraktiv. Doch in Zeiten, in denen die Gewinnschätzungen der Analysten größeren Unsicherheiten unterliegen und Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) größeren Schwankungen unterworfen sind, erscheinen weniger volatile Bewertungskennzahlen empfehlenswerter. Dazu gehören z. B. das KGV auf Basis der rollierenden Gewinne der letzten 10 Jahre seit 1871 oder das Preis-Buchwert-Verhältnis (P/B-Verhältnis). Nach diesen beiden Kriterien liegen die Bewertungen leicht über bzw. deutlich unter den langfristigen Durchschnitten. Daher bieten sich Möglichkeiten, strategisch die nach wie vor attraktiven Bewertungen zu nutzen.
Emerging Markets - Torgefährlich
Die Aktien-"Fans" dürften auch im kommenden Jahr die aufstrebenden Staaten verfolgen, da diese hohe Torgefährlichkeit versprechen. Dabei wird allerdings augenscheinlich, dass sie keine homogene Ländergruppe sind. Die Länder Osteuropas sind mit am stärksten von der Krise betroffen, da sie starke Ungleichgewichte in Form von Leistungsbilanzdefiziten oder einer hohen Auslandsverschuldung aufgebaut haben. Die makroökonomischen Verwerfungen in einzelnen Ländern dürften sich auch 2010 noch auswirken, was ein verhaltenes Wirtschaftswachstum erwarten lässt. Lateinamerika hat sich in der aktuellen Krise dagegen dank der verbesserten makroökonomischen Rahmenbedingungen und eines deutlichen Anstiegs der Devisenreserven deutlich besser als in früheren Krisenzeiten geschlagen. Auf dem Wachstum dürfte in den nächsten Jahren aber der Konsolidierungsbedarf der öffentlichen Haushalte lasten. Die asiatischen Schwellenländer dürften sich dagegen während der nächsten Jahre am dynamischsten entwickeln. Sie haben sich mit erheblichen Konjunkturpaketen gegen die Krise gestemmt und dürften von der Wiederbelebung des Welthandels profitieren. Im Doppelpass mit der konjunkturellen Entwicklung stehen dabei die nach wie vor moderaten Bewertungen ihrer Börsen.
Branchen - von Defensive auf Offensive!
Der Leitspruch der Fußball-Weltmeisterschaft - "Die Zeit ist gekommen" - scheint auch auf zyklische Sektoren zuzutreffen - zumindest, wenn die Depotaufstellung etwas offensiver ausfallen soll. Waren es Anfang 2009 die eher klassisch defensiven Branchen, die mit ihrer Eigenschaft als sicherer Hafen bei den Anlegern hoch im Kurs standen, so dürften 2010 die Zykliker (u. a. Grundstoff-, Industrie- und Energiebranche) in der Startelf stehen. Denn in Phasen einer wachsenden Wirtschaft scheinen sich diese Branchen in aller Regel besser zu entwickeln als der Gesamtmarkt. Sollte allerdings die konjunkturelle Erholung nicht im erhofften Maße voranschreiten, könnten im Portfolio Anpassungen in der taktischen Ausrichtung vorgenommen und dividendenstarke Titel aus defensiven Branchen (u. a. Telekommunikations-, Gesundheits- oder Versorgerbranche) eingewechselt werden.
Zeit für eine Mannschaftsaufstellung, die in die Offensive gehen kann, die Abwehr aber nicht vernachlässigt
Fazit: Trotz der guten Ballvorlagen aus dem Konjunkturausblick dürfen im kommenden Jahr einige potenzielle Abseitsfallen nicht übersehen werden. Dazu gehören neben den Aufräumarbeiten im Finanzsektor der US-Immobilienmarkt, die Abkehr von einer monetär getriebenen Geldpolitik sowie mittelfristig eine steigende Inflation. Die Empfehlung der Kapitalmarktanalysten von Allianz Global Investors lautet daher: Aktien taktisch vorerst noch neutral allokieren, denn einige Abseitsfallen sind noch nicht aufgelöst. Strategisch und vor dem Hintergrund eines langfristigen Investmenthorizonts scheint es langsam an der Zeit, Aktien gegenüber Anleihen überzugewichten, denn Sicherheit ist teuer geworden. Damit gilt das Motto der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2010 - "Ke Nako", also "Die Zeit ist gekommen" - auch für die Anleger. Naumer: "Die Zeit ist gekommen für eine Mannschaftsaufstellung, die in die Offensive gehen kann, aber die Abwehr nicht vernachlässigt."
Quelle: Allianz Global Investors
Allianz Global Investors Deutschland verwaltet rund 270 Milliarden Euro (Stand: 30.09.2008) für private sowie institutionelle Anleger und ist damit Deutschlands größter Asset Manager. Weltweit gehört Allianz Global Investors mit 969 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen zu den größten aktiven Vermögensverwaltern und ist in mehr als 25 Wirtschafts- und Wachstumszentren mit über 900 Investmentprofis vertreten.
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