Kann uns nur noch Münchhausen retten?
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Die Finanzkrise, die von verschiedenen Notenbankern schon vor Wochen als gebändigt bezeichnet wurde, schnürt den betroffenen Staaten immer mehr die Luft zum Atmen ab. Mit normalen Mitteln scheint man dieser Krise nicht mehr Herr werden zu können. Dies wird nicht nur an den Ausführungen des Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, anlässlich der Pressekonferenz vom vergangenen Donnerstag deutlich. Nach den vorherigen Ankündigungen hatte man mit scharfer Munition, aber nicht mit Platzpatronen gerechnet. Also brauchen wir Hilfe von starken Typen!
Nach der griechischen Mythologie war es Herakles, der zwölf Aufgaben lösen sollte, die auf den ersten Blick unlösbar erschienen. Eine Aufgabe bestand darin, die seit 30 Jahren nicht mehr gereinigten Augias-Ställe, in der 3.000 Rinder gehalten wurden, in nur einem einzigen Tag auszuputzen. Herakles hatte dazu nach kurzer Überlegungsphase eine geniale Idee. Er brach die Fundamente der Ställe auf, leitete die Flüsse Alpheios und Peneios durch die Ställe und war aller Sorgen entledigt.
Einen solchen Geniestreich wünscht sich so mancher Marktbeobachter von den Verantwortlichen in Bezug auf die Finanz- und Schuldenkrise. Vielleicht halten sie aber eher Ausschau nach Wickie, dem kleinen Jungen aus dem hohen Norden, der immer die genialen Ideen hat. Oder kann uns nur noch Baron Münchhausen retten, der in der Lage ist, sich an dem eigenen Schopfe aus dem Morast (=Schuldensumpf) zu ziehen?
Alle drei Varianten sind keine echten Lösungen, aber wir brauchen eine!
Sommertheater in Berlin und München
Die politische Elite macht derzeit das, was auch die gewöhnlichen Bürger machen: Urlaub. Bundeskanzlerin Angela Merkel weilt in Tirol, der Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler an der Ostsee und die Grünen-Parteivorsitzende Claudia Roth in der Türkei. In Berlin sollte daher ein mediales Vakuum herrschen. Doch das wird von politischen Laienspielern wie SPD Parteichef Sigmar Gabriel oder auch dem bayerischen Finanzminister Markus Söder ausgefüllt. Sie nutzen die meldungsarme Zeit, um ihren Namen endlich mal wieder in den Schlagzeilen der Zeitungen zu finden. Vergeblich hatte Gabriel, der sich eigentlich in einer Babypause befindet, die Einführung von Euro-Bonds und die Unterstützung von spanischen Arbeitslosen mit den Einnahmen aus einer deutschen Finanztransaktionssteuer gefordert. Nun wirbt er für eine gemeinschaftliche Haftung für die Schulden aller Euro-Staaten bei gleichzeitiger gemeinsamer Haushaltskontrolle. Bedachte Äußerungen, um im Kampf um die Position als Kanzlerkandidat im Rennen zu bleiben? Während die Politiker aus der zweiten Reihe ihre Empörung kundtun, heißt es aus der Umgebung des Parteivorsitzenden: „Er will nur (mit-) spielen“. In der Causa "Griechenland" argumentiert Bayerns Finanzminister Markus Söder in die entgegengesetzte Richtung. Er fordert Griechenland auf, bis zum Jahresende aus der Euro-Zone auszuscheiden. Unterschiedlicher könnten die Ansätze nicht sein. Sie helfen allerdings lediglich den Medien in der nachrichtenarmen Zeit. In der Sache selbst schaden sie nur!
Ein Stern über Athen?
Kein Trick ist zu billig. Bis zum 20. August müssen die Helenen eine auslaufende Anleihe in Höhe von rund 3 Mrd. € an die Europäische Zentralbank (EZB) zurückzahlen. Aber die Kassen sind wieder einmal leer. Weil derzeit politisch keine weiteren Hilfszahlungen durchsetzbar sind, pumpt die EZB selbst Geld nach Griechenland, um die Zeit bis zur nächsten Zahlung der Rate aus dem Rettungspaket im September zu überbrücken. Die Zentralbank erlaubt der griechischen Notenbank die Ausgabe von kurzfristigen Anleihen. Diese werden von der griechischen Notenbank mit frischem Geld angekauft und die EZB ihrerseits räumt Notkredite in Höhe von 4 Mrd. € ein, also „linke Tasche rechte Tasche“. Ein Hütchen-Spieler würde vor Neid erblassen!
Im September will die Troika über die Auszahlung der nächsten Tranche in Höhe von 31 Mrd. € entscheiden, wenn Fortschritte bei Sparmaßnahmen und Reformen Athens zu sehen sind. Obwohl so gut wie nichts passiert ist, zweifelt niemand daran, dass diese Rate bezahlt wird, ansonsten müsste Athen den befürchteten Staatsbankrott anmelden. Die Troika bereitet bereits medial ihr „Placet“ (griechisch: παρακαλώ) für ihr Einverständnis vor, indem sie ein Licht am Horizont - sprich Fortschritte bei den Griechen - sieht. Ein Stern ging auf über Athen. Die Geschichte scheint sich nach über 2000 Jahren an anderer Stelle zu wiederholen.
Weniger ist mehr
„Weniger ist mehr“. Ein geflügeltes Wort, das wohl der englische Dichter Robert Browning Mitte des 19. Jahrhunderts zum ersten Mal verwendet hat. Im 20. Jahrhundert gehörte neben dem deutsch-amerikanischen Architekten Ludwig Mies van der Rohe vor allem der viel gescholtene ehemalige US-Notenbank-Präsident Alan Greenspan zu den Meistern dieser Maxime. Während van der Rohe sich bei seinen Entwürfen auf das Wesentliche beschränkte, wählte Greenspan seine Worte mit Bedacht, weil er sich deren Wirkung bewusst war. Diese Denkweise scheint dem aktuellen Chef der Europäischen Notenbank (EZB) Mario Draghi fremd zu sein. Vor der EZB-Sitzung hatte er noch Ende Juli in London verlauten lassen, dass die Zentralbank im Rahmen ihres Mandates „alles“ für den Erhalt des Euro tun wolle. Damit hatte er die Hoffnung der Märkte vor der Entscheidung am Donnerstag geweckt, dass die EZB ihr Programm zum Aufkauf von Staatsanleihen notleidender Euro-Länder wieder aufnimmt. Doch den großen Worten folgte eine riesige Enttäuschung, denn die gewaltigen Erwartungen der Märkte wurden nicht erfüllt. Offensichtlich war die Londoner Ankündigung nicht mit den Kollegen vom EZB-Rat abgestimmt, da diese ihren Chef anscheinend einbremsten.
4. Senioren-Rentenhändler-Treffen
An diesem Samstag, den 11. August 2012 findet zum inzwischen vierten Mal das "Senioren-Rentenhändlertreffen" statt. In diesem Jahr treffen sich ehemalige Börsianer aus dem gesamten Bundesgebiet in Düsseldorf, um über die aktuellen Ereignisse zu diskutieren.
Bei Interesse stelle ich gerne den Kontakt zu den Veranstaltern her.
Schuldenschnitt hat Vertrauen zerstört
Viele Anleger reiben sich immer wieder die Augen und können nicht glauben, was sie sehen. Negative Renditen bei Bundeswertpapieren und trotz drohender Rezession steigende Aktienkurse. Auch die Anleihen verschiedener Unternehmen profitieren von dieser Wertschätzung. Dies hat mehrere Gründe:
1. Anleger trauen der Werthaltigkeit von Unternehmen mehr als der von Banken und Staaten.
2. Mit dem ersten Schuldenschnitt bei griechischen Staatsanleihen hat man viel Vertrauen bei den Anlegern für immer zerstört. Die damaligen Versprechen haben sich als leere Worthülsen herausgestellt.
3. Wenn man demnächst per Gesetz bei bestimmten Anleihen als Bondholder zum Shareholder werden kann, dann kann man sich auch gleich die Aktien kaufen und schneller reagieren.
4. Mit den gezahlten Zinsen kann die Geldentwertung sowieso nicht mehr ausgeglichen werden.
Und schon wird das Bild wieder etwas klarer.
IWF macht Druck, aber nicht auf Athen
Erpressung scheint seit der Staatsschuldenkrise legitimiert zu sein. Der Internationale Währungsfonds (IWF) macht Druck auf die Euro-Staaten, einem zweiten Schuldenschnitt zuzustimmen. Ansonsten droht man mit einem Ausstieg aus der Rettung Hellas. Ein neuerlicher Schuldenverzicht käme einer Sozialisierung der Schulden gleich. Nachdem private Banken und Fonds den Griechen bereits 107 Mrd. € an Schulden erlassen haben, sollte der Verschuldungsgrad von 160 % der Wirtschaftsleistung (das Doppelte des deutschen Niveaus) auf 120 % gedrückt werden. Nicht einmal die größten Optimisten glauben daran, dass die Helenen das aktuelle Schuldenniveau in den kommenden Jahren weiter drücken können. Damit der Schuldenstand aber sinkt, sollen nun die europäischen Staaten - geht es nach dem Willen des IWF - auf weitere 30 % der Schulden Athens verzichten. Der IWF will dadurch die Staatsverschuldung rasch auf 100 % drücken. Für den „deutschen Michel“ bedeutet das, auf weitere 26 Mrd. € zu verzichten! Und das nur, damit sich der IWF weiter an der Hilfsaktion für Griechenland beteiligt. Doch wieso soll der Deutsche auf weiteres Geld verzichten, wenn die Griechen nicht einmal die einfachsten Zugeständnisse bei den Reformen und Sparbemühungen machen? Gleichzeitig würden wir uns über unseren Anteil am IWF mit noch mehr Geld in Griechenland engagieren. „Wutbüger“ wo seid ihr?
Ruhe vor dem Sturm?
Momentan herrscht am Primärmarkt für Euro-Corporates eine Totenstille. Dies ist einerseits auf die Unsicherheit an den Märkten zurückzuführen und andererseits auf das urlaubsbedingte Sommerloch am Kapitalmarkt. Was mehr für die Zurückhaltung der Emittenten herhalten muss, kann nicht auf Anhieb beurteilt werden. Generell kann aber konstatiert werden, dass viele Unternehmen in der ersten Jahreshälfte die günstigen Konditionen zur Finanzierung ihrer Vorhaben nutzten. Die Abkoppelung vieler Unternehmen von ihren Hausbanken kann allerdings zu einer über den Erwartungen liegenden Emissionstätigkeit führen.
Somit könnte es sich also auch um die Ruhe vor dem Sturm handeln. Denn Corporates Bonds gelten weiterhin als „Anleger’s Liebling“ und sollte sich auch noch die Europäische Zentralbank analog dem Verhalten der britischen Kollegen an diesen Märkten präsent zeigen, so ist für Phantasie gesorgt.
Neue Unternehmensanleihen
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Euro-Bund-Future
Bereits während der Erläuterungen zum Zinsentscheid durch den EZB-Präsidenten durchlebten die Rentenhändler am vergangenen Donnerstag sowohl den Himmel als auch die Hölle. War die erste Reaktion nach unten gerichtet, so wurde unvermittelt eine Gegenreaktion eingeläutet, die nicht erwartet werden konnte. Diese erhöhte Volatilität zeichnet nun seit mehreren Handelstagen den Rentenhandel aus. Ob es sich hierbei um die letzten Zuckungen handelt, kann nicht gesagt werden. Allerdings ist die Unsicherheit in den Märkten so groß, dass jedes Gerücht über anstehende Käufe von Peripheriebonds das Sorgenbarometer in sich zusammenfallen lässt und Dementis oder ausbleibende Bestätigungen unmittelbar eine Reaktion heraufbeschwören. Die Handelsrange verläuft aktuell zwischen ca. 142,00% und 145,17%. Zwar sind die meisten Marktteilnehmer eher verhalten negativ gestimmt, aber die Gefahr eines Fehlsignals durch das Durchbrechen der unteren Trendlinie darf nicht unterschätzt werden. Im Vorfeld des Münchner Oktoberfests können Rentenhändler bereits jetzt tagtäglich ihre Schwindelresistenz testen und sich auf das größte Volksfest der Welt einstimmen.
Deutschland
Der richtungsweisende Euro-Bund-Future schloss am gestrigen Abend mit einem gehandelten Volumen von 0,621 Mio. Kontrakten bei 142,75% (Vw.: 143,50%).
Die Tradingrange lag in der Berichtswoche zwischen 142,17% und 145,17% (Vw.: 142,64% und 145,11%).
Der Euro-Buxl-Future (Range:132,70% und 138,62%) schloss bei 133,80% (Vw.:134,88%),
der Euro-Bobl-Future (Range: 126,89% und 128,00%) bei 127,18% (Vw.: 127,36%)
und der Euro-Schatz-Future (Range: 110,81% und 110,99%) bei 110,865% (Vw.: 110,905%).
Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe (Bundesbankfixing) lag bei 1,44% (Vw.: 1,338%).
USA
Zweijährige US-Treasuries rentieren bei 0,29% (Vw.: 0,24%),
fünfjährige Anleihen bei 0,74% (Vw.: 0,65%),
die richtungsweisenden zehnjährigen Anleihen bei 1,70% (Vw.: 1,53%)
und Longbonds mit 30 Jahren Laufzeit bei 2,76% (Vw.: 2,60%).
Am Aktien- und Devisenmarkt waren gegenüber der vergangenen Woche folgende Änderungen zu registrieren:
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Im Vergleich zur Vorwoche notierten die I-Traxx-Indizes tiefer. Der I-Traxx Main -für Unternehmensanleihen guter Bonität- reduzierte sich um 8 auf 151 Punkte, was auf eine geringere Risikoeinschätzung der Anleger hinweist. Der I-Traxx-Cross-over, der für spekulative Hochzinsanleihen steht, gab sogar um 42 Punkte auf 587 nach, woran abzulesen ist, dass die Anleger ihre Risiken, die sie mit einem Engagement eingehen, deutlich geringer als in der Vorwoche beurteilen.
Die I-Traxx-Indizes bilden derivative Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps, CDS) ab, mit denen sich Investoren den Ausfall von Unternehmensanleihen absichern.
I-Traxx Entwicklung seit der vergangenen Woche:
aktuell |
Veränderung |
Tendenz |
|
ITRAXX MAIN |
151 |
-8 |
|
ITRAXX XOVER |
587 |
-42 |
Staatsanleihen und sonstige Neuemissionen
Dass die Europäische Zentralbank auch in der vergangenen Handelswoche dem Anleihemarkt fern blieb, ist angesichts der Äußerungen ihres Präsidenten Mario Draghi nicht sonderlich verwunderlich. Die Enttäuschung der Marktteilnehmer spiegelte sich umgehend in steigenden Renditen der spanischen und italienischen Staatsanleihen wider. Somit kann Spanien im Nachhinein froh sein, noch vor der EZB-Sitzung am vergangenen Donnerstag Anleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten im Volumen von ca. 3,1 Mrd. € begeben zu haben. Die Rendite der zehnjährigen Bonds war zu diesem Zeitpunkt noch bei 6,647%. Anschließend war die Rendite sogar zwischenzeitlich wieder über 7,00% geklettert. Die ursprünglich für Mitte August geplanten Auktionen wurden sowohl für Spanien als auch für Italien vorsorglich abgesagt. Ob das nur den aktuellen Konditionen oder auch dem hohen Prozentsatz des bereits refinanzierten Bedarfs geschuldet ist, darf gemutmaßt werden.
Die in Deutschland anberaumte Auktion der aktuellen zehnjährigen Bundesanleihe wurde planmäßig durchgeführt. Die Zuteilung der 1,8-fach überzeichneten Anleihe (113547) erfolgte bei einer Durchschnittsrendite von 1,42%. Nach der Aufstockung um 4 Mrd. € beläuft sich das Gesamtvolumen dieser Anleihe inzwischen auf 24 Mrd. €.
In diesem Zusammenhang sei aber auch erwähnt, dass es dem Euro-Rettungsfonds EFSF wiederum gelungen ist, beim Schuldenmachen noch Geld zu verdienen. Die dreimonatigen Geldmarktpapiere im Volumen von ca. 1,5 Mrd. € werfen für die Investoren einen Negativrendite von 0,0217% ab. Bei einer 3,2-fachen Überzeichnung ist das aller Ehren wert!
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Währungsanleihen
Auch wenn der Euro sich gegenüber dem US-Dollar erholen konnte, so wird im Vergleich zur norwegischen Krone das Ausmaß der Krise immer deutlicher. So konnte die seit vielen Monaten beliebte Nordwährung ein 9-1/2- Jahreshoch (7,2510 NOK) gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung erklimmen. Beflügelt wurde dieser Trend noch durch den gestiegenen Ölpreis und durch Tauschoperationen zugunsten der norwegischen - und zu Lasten der schwedischen Krone.
Die unverändert vorhandene Unsicherheit an den Kapitalmärkten lässt viele Investoren weiterhin Ausschau nach Alternativen zum Euro halten. Da aber auch an den Devisenmärkten die Kurse nicht nur eine Richtung kennen, ist es sinnvoller, nicht hinter dem Zug herzurennen, sondern auf „Zwischenstops“ oder „Rücksetzer“ zu warten.
Weitere Währungsanleihen mit ausführlichen Informationen finden Sie im [Link "Bondboard" auf news.baaderbank.de/... nicht mehr verfügbar]
Währung |
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