K: Trotz Fremdfonds keine unabhängige Beratung
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Externe Quelle: Morningstar
Trotz Fremdfonds keine unabhängige Beratung
Seit einigen Jahren bieten die Banken vermehrt hausfremde Fonds an. Ursprünglich wurden sie durch Onlinebroker und Direktbanken dazu getrieben. Doch dieser überfällige Prozess hat sich nun wieder verlangsamt, in einigen Fällen sogar umgekehrt. Nun spricht man vermehrt von ‚Guided Architecture'.
Damit ist gemeint, dass man die Vertriebsanstrengungen für Investmentfonds auf wenige Anbieter, sogenannte "Preferred Provider" (schon wieder ein Anglizismus!) konzentriert, anstatt fast alle verfügbaren Fonds zu offerieren, womit noch vor kurzem offensiv geworben wurde. In der Praxis gab es freilich schon immer Vorgaben von "oben", welche Fonds im Fokus der Beratung stehen sollen.
Doch warum werden bestimmte Fondsgesellschaften bevorzugt? Weil diese die besten Fonds für den Kunden zur Verfügung stellen können? Weil man so den Schulungsaufwand für die Bankberater in einem vernünftigen Rahmen halten kann?
Sicher spielen diese von den Großbanken und Versicherungen vorgebrachten Gründe eine Rolle. Verschwiegen wird dabei jedoch ein ganz anderes, wesentliches Element: die Aufnahme in den elitären Kreis der Partnerfonds lassen sich die Vertriebe versilbern. Im Zuge sogenannter (Vorsicht, schon wieder Englisch) Revenue Sharing Agreements treten die Fondsgesellschaften eine Teil der Verwaltungsgebühren und das Gros eventueller Vertriebsservicegebühren an die Bank ab.
Details zu diesen Arrangements sind unmöglich zu erhalten, diese Geschäftsgeheimnisse werden behütet wie Fort Knox. Eine Konsequenz dieses Gebarens ist jedoch logisch: teure Fonds haben es leichter, in diese Programme aufgenommen zu werden. Schließlich haben diese aufgrund ihrer hohen Gebühren mehr zu verteilen. Davon profitieren alle - außer dem Anleger natürlich.
Die Deutsche Bank beispielsweise arbeitet beim Fremdfondsvertrieb bevorzugt mit acht Gesellschaften zusammen, darunter finden sich mit Invesco, ACM, Merrill Lynch und Morgan Stanley interessanterweise auch solche Anbieter, die in den USA bereits in Visier der Behörden geraten sind. Aber auch bankenunabhängige Vermittlerorganisationen bandeln an: der Marktführer BCA etwa arbeitet eng mit Morgan Stanley, Merrill Lynch und JP Morgan Fleming zusammen.
Die Relevanz des Kostenfaktors für den langfristigen Fondsanlageerfolg wird hierzulande noch immer drastisch unterschätzt. In den USA ist man diesem Problem, nicht zuletzt aufgeweckt durch den Skandal um Markttiming und Late Trading, inzwischen aktiv auf der Spur. Man ist sich dort bewusst, das der finanzielle Schaden für die Anleger durch falsche Beratung wesentlich größer ist als die durch fragwürdige Handelspraktiken der Fonds entstandenen Verluste.
So wurde inzwischen aufgedeckt, dass Kunden der Brokerfirma Morgan Stanley massiv und systematisch in unpassende (teurere) Anteilsklassen von Fonds gedrängt wurden. Zudem wurden 16 Fondsgesellschaften bevorzugt verkauft, wofür Morgan Stanley Zahlungen von bis zu 0,2 Prozent bei Abschluss sowie zusätzliche Bestandsprovisionen erhielt. Gegen Zahlung von 50 Mio. Dollar wurde dieses Verfahren außergerichtlich beigelegt. Weitere Firmen dürften folgen.
Der deutsche Aufsichtbehörde BAFin hat sich in dieser Sache noch nicht zum Handeln aufraffen können, auch wenn ähnliche Praktiken in Deutschland gang und gäbe sind. Die Beweisführung durch bloßes Versenden von Fragebögen dürfte jedoch schwer fallen. Man ist wohl auch zu sehr damit beschäftigt, der einheimischen Fondsbranche durch die Genehmigung von Hedgefonds neue Absatzmöglichkeiten zu eröffnen. Diese Produkte sind übrigens noch undurchsichtiger hinsichtlich ihrer Gebührenpolitik als herkömmliche Investmentfonds. Aus Anlegersicht ist darin kein Fortschritt zu erkennen.
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