Analyse
14:55 Uhr, 18.01.2007

K: Sinkender Ölpreis: Gut oder schlecht für den Aktienmarkt?

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Externe Quelle: HVB

Sinkender Ölpreis: Gut oder schlecht für den Aktienmarkt?

Der Ölpreisrückgang beeinflusst über die Konjunktur das Aktienmarktumfeld. Es gibt u. E. keinen direkten („mechanischen“) Einfluss zwischen Änderungen im Ölpreis und der Aktienmarktperformance. Entscheidend ist, welche Veränderung im Makroumfeld die Preisbewegung signalisiert bzw. bewirkt. Die zentrale Frage lautet in diesem Zusammenhang: Warum fällt/steigt der Ölpreis? In den vergangenen Jahren bestand ein enger Zusammenhang zwischen der Ölpreis- und Konjunkturentwicklung (steigender Ölpreis = robuste globale Nachfrage, sinkender Ölpreis = Wachstumsschwäche; siehe dazu auch weiter unten).

Der Ölpreisrückgang ist von Sonderfaktoren geprägt. Der Ölpreis ist seit seinem Hoch im August 2006 bislang um rund 35% gesunken. Die jüngste Schwäche ist zum Teil auf das milde Wetter zurückzuführen, das zu einem Anstieg der Öllagerbestände geführt hat (im Herbst hatte die ausgebliebene Verschärfung des Iran-Konfikts zum Rückgang beigetragen). Die deutlichere Abschwächung des Spot-Preises im Vergleich zum Rückgang der Future-Preise für weiter in der Zukunft liegende Liefertermine spricht für die Bedeutung der Sonderfaktoren. Die Industrierohstoffe verzeichneten allerdings in den vergangenen Wochen ebenfalls Preisrückgänge.

Im aktuellen Umfeld gehen von dem Ölpreisrückgang positive Impulse auf den Aktienmarkt aus. Angesichts der Bedeutung der Sonderfaktoren lassen sich folgende positive Wirkungsketten für die Aktienmärkte hervorheben:

• Der Ölpreisrückgang bedeutet eine Stabilisierung der Kaufkraft der privaten Verbraucher und wirkt damit verstetigend auf die inländische Nachfrage in den ölimportierenden Ländern. Dies stärkt insbesondere in den USA die Chancen auf eine Konjunkturstabilisierung. Für den Aktienmarkt bedeutet dies, dass mit einer Stabilisierung der Konjunktur die Revisionsrisiken bei den Unternehmensgewinnen begrenzt werden.

• Der rückläufige Ölpreis wirkt dämpfend auf die Inflationsentwicklung. Der Ölpreis liegt derzeit um rund 19% unter dem Vorjahresniveau (in Euro gerechnet um rund 24%). Die dämpfende Wirkung wird in den kommenden Monaten basisbedingt anhalten und sich in der Headline-Inflationsrate (aktuell 1,9%) positiv widerspiegeln. Für die EZB bedeutet dies, dass sich der unmittelbare Inflationsdruck reduzieren wird (während die monetären Aggregate allerdings weiterhin eine hohe Wachstumsdynamik aufweisen). Der Rückgang in der Inflationsrate wird positiv auf den Rentenmarkt wirken. Für den Aktienmarkt bedeutet dies, dass angesichts der geringen Differenz zwischen Dividendenrendite und Kapitalmarktzinsen Umschichtungen zu Gunsten von Aktien attraktiv bleiben.


Ölpreisrückgang als Konjunkturindikator? Bei der positiven Wertung des aktuellen Ölpreisrückgangs für den Aktienmarkt sollten man jedoch die zuletzt bestehende Wechselwirkungen zwischen Ölpreistrend und Konjunktur in Erinnerung behalten. In den vergangenen acht Jahren bestand ein enger Zusammenhang zwischen Änderungen in der trendmäßigen Ölpreisentwicklung und dem Trend der Auftragseingänge. Die obige Grafik illustriert dies an Hand des deutschen Auftragseingangs aus dem Ausland (ein qualitativ gleiches Bild ergibt sich bei der Betrachtung der Auftragseingänge für Euroland insgesamt). Der Ölpreisrückgang seit August ist der stärkste seit 5 Jahren. Sollte sich die Schwächephase wider Erwarten länger fortsetzen, so dürfte dies erneut den Fokus auf das Thema „Konjunkturrisiken“ lenken.

Die Dynamik der Konjunkturentwicklung ist ein bedeutender Einflussfaktor für die Performance an den Aktienmärkten. Die Auftragseingangsentwicklung als Basis für die Gewinnentwicklung der Unternehmen spiegelt sich in der Aktienmarktentwicklung wider. Eine begrenzte Abschwächung der Wachstumsraten beim Auftragseingang ist angesichts prognostizierter niedrigerer BIP-Wachstumsraten zu erwarten und steht im Einklang mit unserer Prognose einer positiven Jahresperformance für die Aktienmärkte, die unter den Ergebnissen des letzten Jahres liegen sollte (Jahresendziel für den Euro STOXX 50 4400 Punkte, DAX 7100 Punkte).

Fazit: Wir werten den Ölpreisrückgang per saldo als positiv für die Aktienmärkte.

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Über den Experten

Alexander Paulus
Alexander Paulus
Technischer Analyst und Trader

Alexander Paulus kam zunächst über Börsenspiele in der Schule mit der Börse in Kontakt. 1997 kaufte er sich seine erste Aktie. Nach einigen Glückstreffern schmolz aber in der Asienkrise 1998 der Depotbestand auf Null. Da ihm das nicht noch einmal passieren sollte, beschäftigte er sich mit der klassischen Charttechnik und veröffentlichte seine Analysen in verschiedenen Foren. Über eine Zwischenstation kam er im April 2004 zur stock3 AG (damals BörseGo AG) und veröffentlicht seitdem seine Analysen auf stock3.com (ehemals GodmodeTrader.de)

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