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14:55 Uhr, 10.09.2004

K: OPEC - wie geht es weiter?

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Externe Quelle: Landesbank Rheinland-Pfalz

OPEC - wie geht es weiter?

Mit Spannung erwartet der Markt das für den 15. September 2004 in Wien angesetzte Treffen der OPEC-Mitgliedsländer. Das zuletzt geplante Treffen im Juni diesen Jahres wurde kurzfristig abgesagt, was nun einen höheren Druck auf die Entscheidungen der Ölförderländer ausüben dürfte.

In den vergangenen Monaten hat der Ölpreis eine Entwicklung gezeigt, die bisher nur aus absoluten Krisenphasen entstanden ist (Yom Kippur Krieg 1973/74, islamische Revolution im Iran/Wirtschaftsrezession in den Industriestaaten 1979/80/81, Einmarsch des Irak in Kuwait 1990). Fast täglich wurden neue Rekordpreise gemeldet, bis dann schließlich am 19. August das absolute Allzeithoch (Brent: 45,61 US$/boe) erreicht wurde und danach langsam wieder eine Reaktion nach unten einsetzte. Faktoren wie eine hohe Nachfrage aus China und geringe Lagerbestände und damit ebenso hohe Nachfrage aus den USA trugen neben Terrorängsten und vermeintlicher Angebotsknappheit (u.a. Yukos-Affäre) zu dieser Entwicklung bei (siehe hierzu TS vom 06. August 2004). Derzeit wird der Preis auch vermehrt von Hurrikan-Ängsten (Ivan) bestimmt.

Aktuell rangiert der Brentpreis bei 41,89 US$/boe. Dazu trug unter anderem eine sog. "Marketing-Aktion" der OPEC bei. So erhielten US-amerikanische Raffinerien Preisnachlässe beim Einkauf der saudischen Sorte "Arab Heavy". Dies hat unter den verschiedenen saudischen Sorten die geringste Qualität. Darüber hinaus kündigte der Irak an, man habe mittlerweile besondere Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz der teilweise durch Wüsten führenden Pipelines getroffen. Nach etlichen Anschlägen auf dortige Öleinrichtungen hat das zuständige Ministerium eine 14.000 Mann starke Schutztruppe zur Bewachung der Anlagen aufgestellt. Darüber hinaus will man örtlichen Clan-Führern für die Bewachung der Ölfördertürme/ Pipelines eine Bezahlung anbieten. Die am 8. Sept. von OPEC-Präsident Purnomo Yusgiantoro auf dem Weltenergiekongress in Sydney gehaltene Rede tat ihr Übriges dazu. Purnomo versicherte nochmals, dass die OPEC jederzeit in der Lage sei, die Stabilität der Märkte zu gewährleisten. Darüber hinaus sehe er in den derzeitigen Preisen einen großen Teil an Sonderfaktoren (Terror, Unsicherheit etc.), der insgesamt rund ein Drittel (10 - 15 US$/boe) ausmachen würde. Nach wie vor sei weltweit das Angebot höher als die Nachfrage nach Öl.

Im Juli produzierte die OPEC 10 rund 27,6 Mio. boe/Tag bei einer offiziellen Quote von 25,5 Mio. boe/Tag, d.h. es wurden rund 2,1 Mio. boe mehr gefördert als eigentlich angekündigt worden ist. Mit dem Irak zusammen versorgte die OPEC den Markt mit rund 29,5 Mio. boe/Tag. Ab August gilt eine offizielle Fördermenge von 26 Mio. boe/Tag. Leider liegen noch keine tatsächlichen Werte vor, jedoch kann auch hier wieder mit einer Überproduktion von mehr als 1,5 Mio. boe/Tag gerechnet werden.

Am Mittwoch nächster Woche wird man sich wieder zusammen setzen und über evtl. Fördermengenerhöhungen diskutieren. Unseres Erachtens ist trotz der relativ optimistischen Aussagen Purnomo's kaum noch Spielraum in den Outputmengen der Produktionsländer. Saudi-Arabien hat noch Kapazitäten für rund 1,5 Mio. boe/Tag, während alle anderen OPEC-Mitglieder bereits größtenteils an ihre Grenzen stoßen. Dass die OPEC nach den jüngsten Preisrückgängen nun eine weitere Erhöhung plant, ist unseres Erachtens daher eher unwahrscheinlich. Kurzfristige Preiserhöhungen wegen Ivan dürften daran nichts ändern.

Als wahrscheinlicher gilt unserer Meinung nach eine Diskussion über die Anhebung des Preiskorridors, den die Organisation für evtl. Handlungsbedarf vorgibt. Seit 2000 befindet sich dieser Korridor bei 22 bis 28 US$/boe und basiert auf dem OPEC-Referenzkorb, der aus sieben verschiedenen Ölsorten ermittelt wird (algerisches Sahara Blend, indonesisches Minas, Nigerias Bonny Light, saudisches Light, Dubai aus den arabischen Emiraten, Mexicos Isthmus und Venezuelas Tia Juana). Der OPEC-Korb notiert zur Zeit bei 38,19 US$/boe. Ursprünglich sollte bei Überschreitung der Preisspanne von mind. 20 Werktagen in Folge von der OPEC eine Fördermengenerhöhung vorgenommen werden. Dieser Mechanismus wurde im letzten dreiviertel Jahr nicht mehr als solcher angewendet.

Dass ein durchschnittlicher Ölpreis von 30 US$/boe angestrebt werden soll, ist unseres Erachtens realistisch. Ob die Spanne allerdings von 28 bis 32 US$/boe oder 26 bis 34 US$/boe (unser Tipp) reichen wird, ist unklar. Ebenso der Zeitpunkt einer solchen Anpassung. Wir gehen davon aus, dass trotz größeren Handlungsdrucks am Mittwoch eine solche Ankündigung noch nicht erfolgen wird. Konkrete Hinweise erhoffen wir uns jedoch schon.

Sollte die Preisspanne angehoben werden (evtl. beim nächsten Treffen oder auch schon zwischen beiden Terminen), dürfte der Ölpreis kurzfristig etwas entlastet werden. Nachhaltigkeit erwarten wir nicht dadurch. Was allerdings eine nachhaltige Erleichterung bringen dürfte, sind die im November anstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA. Sollten diese ohne größere Probleme vonstatten gehen, dürfte ein Großteil der Unsicherheit aus dem Preis genommen werden. Weiteres Potenzial nach unten sollte spätestens Anfang nächsten Jahres durch die Wahlen im Irak und eine damit hoffentlich einhergehende Stabilität und Beruhigung zu erreichen sein.

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