K: Ölpreisanstieg belastet
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Externe Quelle: HVB Group
Ölpreisanstieg belastet
Positive und negative Impulse halten sich die Waage: Die Seitwärtsbewegung setzt sich zunächst fort. Euro STOXX 50 und DAX bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Belastungen durch den steigenden Ölpreis einerseits und positiven Impulsen durch robuste Konjunkturdaten und einer per saldo positiven Berichtssaison der Unternehmen. Derzeit gibt es keinen Impuls der stark genug wäre, den Markt aus seiner Seitwärtsbewegung zu führen. Für Q3 erwarten wir eine Fortsetzung der Seitwärtsbewegung, in der die im bisherigen Jahresverlauf markierten Bandbreiten nicht wesentlich und dauerhaft überoder unterschritten werden sollten. In Q4 erwarten wir dann eine erneute Bewegung nach oben in Richtung unserer 6-Monatsziele (Euro STOXX 50 2950 Punkte, DAX 4250 Punkte).
Die Fed setzt die Normalisierung der Leitzinsen fort - die US-Wachstumsabschwächung in 2005 sollte moderat ausfallen. Bei dem nächsten Meeting der Fed (Dienstag, 10. August) dürfte die Fed eine weitere Zinserhöhung um 25 Basispunkte beschließen und damit den Prozess der Normalisierung der Leitzinsen fortsetzen. Unsere Volkswirte erwarten, dass die Fed Funds bis zum Jahresende auf 2,0% angehoben werden und sich das US-Wachstum 2005 auf 3,3% abschwächen wird. Die jüngsten US-Konjunkturdaten (u. a. Consumer Confidence, ISM Survey für das Verarbeitende Gewerbe sowie der für den Dienstleistungssektor) zeigten sich sehr robust und stehen im Einklang mit diesen Wachstumserwartungen. Die jüngsten Inflationsdaten (Anstieg des Core PCE um 1,5% gegenüber Vorjahr) machen ein schärferes Gegensteuern der Fed wenig wahrscheinlich. Die Zinsstrukturkurve in den USA ist steil und signalisiert kein gestiegenes Risiko für eine massive Wachstumsverlangsamung in den kommenden Monaten. Für den Euroland-Aktienmarkt bedeutet dies, dass das positive internationale Konjunkturumfeld mit Wachstumsimpulsen über den Außenhandel erhalten bleiben wird.
Eine weitere Zunahme der Beschäftigung in den USA wird zu einer Stabilisierung des Privaten Verbrauchs beitragen. Der Private Verbrauch hat sich in den USA im zweiten Quartal überraschend schwach entwickelt. Eine Verstetigung beim Privaten Verbrauch ist jedoch entscheidend für das Bild einer nur moderaten Wachstumsabschwächung in den USA in 2005. Wir erwarten, dass die Verbesserungen in der Beschäftigungsentwicklung die Belastungsfaktoren (u. a. Ölpreis- und Zinsanstieg, keine neuen Impulse durch Steuersenkungen) ausgleichen können und der Private Verbrauch robust bleibt. Positive Beschäftigungs-Subindizes der Frühindikatoren sprechen für einen weiteren Anstieg der Zahl der Beschäftigten.
Der zunehmende Trend hin zu einer Verlängerung der Arbeitszeit stärkt den positiven Gewinntrend der Unternehmen. In den letzten Wochen mehren sich in Deutschland die Meldungen über Vereinbarungen zwischen Unternehmen und Gewerkschaften über eine Flexibilisierung der Beschäftigungsverhältnisse (Stichwort "Arbeitszeitverlängerung"). Darüber hinaus gibt es Anzeichen, dass auch in anderen Ländern der EWU das Thema "Lohnkosten" eine stärkere Beachtung findet. Für den Aktienmarkt wäre eine "Flexibilisierung" auf breiter Basis mit einer Reihe positiver Implikationen verbunden:
- Die Maßnahmen bewirken eine weitere Senkung der Lohnstückkosten. Die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen steigt und der positive Gewinntrend der Unternehmen wird gestützt. Die Entlastung bei den Lohnstückkosten bildet für die betroffenen Unternehmen ein Gegengewicht zu den Belastungen durch den Ölpreisanstieg. Für die überwiegende Zahl der Unternehmen gilt, dass der Lohnkosten-Block wesentlich größer ist als der Kostenblock, der direkt oder indirekt vom Ölpreis abhängig ist.
- Die Belastungen für die Kaufkraft der Beschäftigten dürften gering bleiben, da sich die Maßnahmen stärker auf eine Mehrarbeit und weniger auf eine Kürzung der Lohnzahlungen richten. Neueinstellungen dürften dadurch zwar kurzfristig für die betroffenen Unternehmen weniger "dringend" werden, längerfristig sollten jedoch positive Effekte durch zusätzliche Investitionen aufgrund der steigenden Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Standorten in anderen Länder zu verzeichnen sein.
- Die Verhandlungen signalisieren ein gestiegenes Problembewusstsein der Gewerkschaften hinsichtlich der Auswirkungen der Globalisierung und der EU-Osterweiterung auf die Wettbewerbssituation des "Standort Deutschlands". Diese Entwicklung sollte Befürchtungen über eine Lohn-Preis-Spirale infolge des Ölpreisanstiegs dämpfen und damit auch Befürchtungen über eine Zinserhöhung der EZB noch in diesem Jahr zurückdrängen.
Der Ölpreis bleibt der zentrale Risikofaktor für den positiven Aktienmarktausblick - die Wachstumsbelastungen aus dem bisherigen Anstieg sollten jedoch begrenzt bleiben. Der Ölpreis hat vor dem Hintergrund des schwelenden Yukos-Konflikts einen neuen Jahreshöchststand erreicht. Unserem Aktienmarktausblick liegt die Annahme zugrunde, dass sich der Ölpreis unterhalb der bisherigen Jahreshöchstkurse stabilisieren wird, wenngleich wir keine schnelle Entlastung erwarten. Die Ölpreisentwicklung bleibt der zentrale Risikofaktor, die aktuelle Entwicklung sollte jedoch nicht zu negativ eingeschätzt werden:
- Ein Ölpreisanstieg ist dann für den Aktienmarkt besonders schädlich, wenn er aufgrund einer Krise (schnell) erfolgt. Ein (langsamer) Ölpreisanstieg der primär Folge einer robusten Weltkonjunktur ist, steht demgegenüber einem Anstieg der Aktienmärkte nicht im Wege. Den negativen Kosteneffekten stehen dann positive Volumeneffekte gegenüber. Ein Vergleich der Ölpreisentwicklung der vergangenen Quartale mit den Konsensschätzungen für das globale Wachstum legt den Schluss nahe, dass der Preisanstieg bislang überwiegend eine starke globale Konjunkturentwicklung widerspiegelt. Sollte sich die derzeit schwelende aber bislang unbegründete Sorge über eine Unterbrechung der Ölförderung zurück bilden, wäre dies positiv.
- Der IMF und die International Energy Agency schätzen, dass ein "dauerhafter Anstieg des Ölpreises um 10 USD" jeweils zu einer Verminderung des globalen Wachstums um 0,4%-Punkte im Jahr des Anstiegs und im Folgejahr führt (für Euroland 0,5%-Punkte). Die Belastungen, die sich aus dem bisherigen Anstieg ergeben sind somit moderat (Jahresdurchschnitt 2003: 28,80 USD je Barrel Brent, Durchschnitt vom Jahresanfang bis heute: 34,30 USD). Eine Reduzierung der BIP-Konsenschätzung für Deutschland um 0,5%-Punkte wiederum würde ein Revisionsrisiko für die FY2-Indexgewinne von rund 8-10% implizieren - und sich damit innerhalb des Risikoabschlags bewegen, den wir bei der Ermittlung unserer Indexziele ohnehin vornehmen.
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