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14:09 Uhr, 16.03.2004

K: Konjunkturerwartungen - Das Eis wird dünner

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Konjunkturerwartungen - Das Eis wird dünner

1. Die ZEW-Konjunkturerwartungen gaben im Februar unerwartet stark von 69,9 auf 57,6 Punkte nach. Von Bloomberg befragte Analysten hatten mit einem Rückgang auf 65,8 Punkte gerechnet, wir prognostizierten eine Eintrübung auf 64,0 Punkte. Die Lagebeurteilung verschlechterte sich entgegen den Erwartungen von -70,2 auf -72,7 Punkte (Bloomberg: -66,0 Punkte; DekaBank: -67,0 Punkte).

2. Der Rückgang der Konjunkturerwartungen kam nicht unerwartet, zu hoch waren die Erwartungen in den Himmel gewachsen und zu groß die Risiken für die Konjunktur. Vor allem die außenwirtschaftliche Flanke zeigt sich in Deutschland verwundbar. Der starke Euro hat sich schon negativ auf die Exporte in die Vereinigten Staaten ausgewirkt, doch noch stützen die anderen Märkte - allen voran in der Europäischen Währungsunion - die Exportentwicklung genauso wie die im vergangenen Jahr getätigten Wechselkurssicherungsgeschäfte. Aber die Ungleichgewichte - das Zwillingsdefizit im Haushalt und in der Leistungsbilanz der USA - bestehen weiterhin und werden tendenziell zu einer weiteren Aufwertung des Euro führen. Hinzu kommt die Erwartung einer sich verlangsamenden weltwirtschaftlichen Entwicklung, die dann den Wind aus den ohnehin schon währungsbedingt verkleinerten Segeln nimmt. Häufig übersehen und nicht minder problematisch sind die Auswirkungen auf die Importe in Deutschland: Wenn der Euro aufwertet, verbilligen sich die Importgüter und ein zunehmender Teil der Inlandsnacversickert im Ausland. Angesichts einer nur zögerlichen Belebung der Binnenwirtschaft stellt die Verwundbarkeit der außenwirtschaftlichen Flanke ein beträchtliches Risiko für die konjunkturelle Entwicklung dar.

3. Im Erhebungszeitraum prasselten darüber hinaus einige schlechte Nachrichten auf die befragten Finanzmarktanalysten ein: Mehrere Konjunkturprognosen, darunter die von namhaften Wirtschaftsforschungsinstituten, wurden unter anderem mit Blick auf die Eurostärke nach unten revidiert. Es herrscht also immer mehr die Ansicht vor, dass das BIP im laufenden Jahr wohl nicht so kräftig wie zuvor vielerorts erwartet wachsen wird und dass das kommende Jahr sogar eine Verschlechterung bringen könnte. Aus den USA kamen bescheidene Konjunkturdaten: Der Arbeitsmarkt erholt sich langsamer als erwartet, und die Stimmungsindikatoren sinken auf angemessenere Werte. Der Ölpreis macht keine Anstalten, sich in die Richtung der Mitte oder gar Untergrenze des OPEC-Bandes zu bewegen, was noch vor einiger Zeit erwartet wurde. Schließlich zeigten sich die Aktienmärkte im Befragungszeitraum tendenziell schwach. Die Attentate von Madrid fanden nach ZEW-Angaben kaum Eingang die Befragung (vor den Attentaten: 59,1 Punkte, danach 55,9 Punkte). Das war aber auch nicht zu erwarten, denn die Attentate ereigneten sich am vorletzten Tag des Befragungszeitraums. Es waren also die ökonomischen und nicht die politischen Risiken, die die Zuversicht trübten.

4. Wir fühlen uns durch den Rückgang der Konjunkturerwartungen in unserer Einschätzung der Risiken auf mittlere Sicht bestätigt. Schmerzlicher aber ist der Rückgang der Lagebeurteilung. Diese hat einen recht ordentlichen Gleichlauf mit der Vorjahresveränderungsrate des Bruttoinlandsprodukts. Wenn sich hier in der Tendenz eine Stagnation oder gar ein Rückgang herausbildet, dann könnten sich die Prognosen von 0,4 % qoq für das Wachstum im ersten Quartal als zu optimistisch erweisen. Auch die Auftragseingänge und Produktionsdaten vom Januar mahnen hier zur Vorsicht. Noch ist es zu früh zum Revidieren - wir warten noch auf die Februardaten für die Realwirtschaft -, doch die Risiken für das erste Quartal nehmen zu, und jedes Zehntel weniger Wachstum in diesem Zeitraum führt zu einer entsprechenden Korrektur des Jahresdurchschnitts. Bislang erwarten wir ein gesamtwirtschaftliches Wachstum von 1,7 % in diesem Jahr und 1,4 % im kommenden Jahr.

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