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11:35 Uhr, 04.10.2004

K: Im Herbst - Der Sommer geht!

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Im Herbst - Der Sommer geht!

"Der Sommer geht - der Herbst kommt." Doch geblieben sind die bekannten Muster an den Märkten. Nach einem kurzen, steilen Auf senkten die Bullen wieder den Kopf. Öl ist weiter auf Rekordjagd. Die Renditen sind erneut gesunken.

Lange Zeit sah es so aus, als könnten die Aktienmärkte die Statistik, wonach der September der schlechteste Monat an den Börsen ist, Lügen strafen. Die Leitindizes gingen mit Schwung in den Herbst: Der DAX konnte zwischenzeitlich die Marke von 4.000 Punkten knacken und der Dow Jones stieg über 10.300. Anschließend schlug jedoch die Statistik zurück. Die Aktienmärkte gaben nach dem seit Jahresanfang bekannten Muster der Schaukelbörsen wieder deutlich nach. Das Motto lautet somit: Wie gewonnen, so zerronnen. Was hat die Bullen ausgebremst? Fast schon langweilig, aber seit Monaten die Märkte prägend, war es vor allem der Ölpreis. Nordseeöl erreichte mit 46 US-Dollar je Barrel den höchsten Stand seit Einführung des Terminhandels und Öl der Qualität West Texas übersprang die psychologisch wichtige Hürde von 50 US-Dollar. Neben der bereits seit einiger Zeit starken Nachfrage und dem - zumindest auf kurze Sicht - starren Angebot war es zum einen Hurrikan Ivan, der die Versorgung mit Öl und Ölprodukten am Golf von Mexiko beeinträchtigte. Zum anderen sind die Ölbestände in den USA auf den niedrigsten Stand seit 30 Jahren gesunken. Als wäre das nicht genug, verschärften sich die Spannungen in den wichtigen Förderländern Saudi Arabien, Irak und Nigeria. Vor Beginn der Winterperiode ließ dies Befürchtungen aufkommen, eine ausreichende Versorgung mit Öl und seinen nachrangigen Produkten sei in den nächsten Monaten nicht gewährleistet. Nach dem bekannten Muster reagierte der Rentenmarkt auf den gestiegenen Ölpreis, nämlich mit sinkenden Renditen. Sowohl in den USA als auch im Euroraum gingen die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen auf unter 4% zurück. Ganz offensichtlich dominieren Konjunktursorgen und weniger die mit dem hohen Ölpreis in der Vergangenheit verbundenen Inflationsängste. Die ersten Herbststürme konnte auch der amerikanische Notenbankchef Greenspan nicht verhindern, der im Zuge der dritten "maßvollen"

Leitzinserhöhung auf nunmehr 1,75% den Märkten erklärte, sie lebten mehr oder weniger in einer der besten Welten: Nach einer Schwächeperiode im Sommer habe die US-Wirtschaft wieder Fahrt aufgenommen und werde von der Geldpolitik und dem Produktivitätswachstum weiterhin gestützt. Zudem seien Inflationsdruck und Inflationserwartungen zurückgegangen. Nur darauf hören wollte keiner.

Chance auf sonnige Abschnitte?

Auch wenn der Optimismus der US-Zentralbank auf taube Ohren an den Märkten gestoßen ist, gibt es durchaus berechtigte Anzeichen für sonnige Momente.

- Das Konjunkturbild hat sich in den letzten Wochen nicht großartig verändert. Die bislang vorliegenden Indikatoren in den USA (Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter, Einzelhandelsumsätze, Arbeitsmarkt) deuten darauf hin, dass dem schwächeren zweiten ein stärkeres drittes Quartal folgt und das reale BIP mit einer Jahresrate von etwa 4% zulegen dürfte.

- In der Eurozone sind die Daten vor dem Hintergrund des hohen Ölpreises nicht so schlecht ausgefallen wie zuerst befürchtet. Der belgische Frühindikator und der Ifo- Geschäftsklimaindex stagnierten und die ersten "harten" Daten (deutsche Produktion und Aufträge sowie Konsum in Frankreich) zeigen eine positive Tendenz.

- Vordergründig spricht die Entwicklung der Unternehmensgewinne gegen sonnige Abschnitte. Die negativen Warnungen vieler Unternehmen im Rahmen der so genannten "Beichtsaison" zeigen Wirkung: Zum ersten Mal seit mehreren Quartalen werden die Erwartungen im Vorfeld der Bilanzsaison (drittes Quartal) zurückgeschraubt. Nach einem Wachstum der Gewinne von mehr als 20% je Quartal seit dem dritten Quartal 2003 dürften die Gewinne im laufenden Quartal um "lediglich" 15% gegenüber Vorjahr zulegen. Aber was heißt lediglich? Im historischen Durchschnitt sind die Gewinne um 7% gestiegen. Derzeit zeigt sich also - analog zum Konjunkturzyklus - eine Normalisierung.

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