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15:26 Uhr, 04.08.2004

K: EZB-Kompass signalisiert Zinserhöhungsdruck

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Externe Quelle: DekaBank

EZB-Kompass signalisiert Zinserhöhungsdruck

1. Wirtschaftliche Analyse: Der Score der wirtschaftlichen Analyse lag im Juli mit 58,0 Punkten höher als im Juni mit 55,8. Zu dem unerwarteten Anstieg trugen die Inflations- aber auch die realwirtschaftlichen Variablen bei. Entscheidend war, dass sich der Ölpreis seit der letzten Zinsentscheidung, in Euro gerechnet, um 28 % erhöhte. Gestiegen sind auch die annualisierte Sechsmonatsveränderung der Industrieproduktion und das Economic Sentiment im Juli. Wir erwarten, dass sich beide Variablen auch in den nächsten Monaten weiter verbessern werden. Da wir zudem davon ausgehen, dass der Aufwärtsdruck auf die Inflationsvariablen abnimmt, prognostizieren wir auf Sechsmonatssicht nur einen leichten Anstieg des Scores der wirtschaftlichen Analyse.

2. Monetäre Analyse: Der Score der monetären Analyse ging von 67,3 auf 66,5 leicht zurück. Wie bereits in den letzten Monaten war die Wachstumsrate von M3 rückläufig bei gleichzeitig moderat ansteigender Kreditvergabe. Zwar liegt die Kreditvergabe mit 6,0 % ggü. Vorjahr weiterhin unterhalb ihres Referenzwertes, jedoch bei weitem nicht mehr so ausgeprägt wie im Sommer 2003. Es kann von einer Normalisierung beider Variablen gesprochen werden.

3. Prognose des Kompass und der Leitzinsen: Nachdem sich im vorletzten Monat kein neuer ökonomischer Trend klar herauszubilden vermochte, ist in den letzten vier Wochen deutlich geworden, dass sich die Inflationsgefahren klar erhöht haben. Bemerkenswert ist, dass dies sowohl auf die realwirtschaftlichen Variablen als auch auf die Inflationsvariablen zurückzuführen ist. Entgegen früherer Prognosen sind diese Inflationsgefahren nicht nur ausgeprägter, sondern werden auch länger andauern als bislang von uns erwartet. Der Druck auf die EZB, die Leitzinssätze zu erhöhen, sollte vor allem zum Jahresende stark werden, wenn wir den Höhepunkt der realwirtschaftlichen Dynamik sehen, wie die ersten beiden der obigen vier Grafiken zeigen. Die nächste Zinsänderung dürfte damit eine Zinserhöhung werden. Dies legt auch die Verschiebung des Prognoseprofils in den unteren beiden der obigen vier Grafiken nah. Die Prognoseprofile zeigen, welchen aggregierten Datenverlauf wir in den jeweiligen Monaten erwartet haben. Ein höheres Prognoseprofil rechtfertigt das Einpreisen eines höheren Leitzinsniveaus. Es zeigt sich, dass sich die Prognoseprofile des Gesamtkompass und der wirtschaftlichen Säule zum Jahresende stark nach oben geschoben haben, bevor sie Mitte 2005 wieder zu dem bislang erwarteten Verlauf konvergieren. Rasche Zinserhöhungen sind jedoch noch nicht angebracht, da wir es bislang fast ausschließlich mit externen und nicht mit binnenwirtschaftlichen Inflationsgefahren zu tun haben. Sie liegen in dem starken Ölpreis und der starken Exportdynamik begründet. Beides kann die EZB mit Zinserhöhungen nicht bekämpfen. Die konjunkturelle Binnendynamik lässt noch auf sich warten, was u.a. auch die noch unterdurchschnittliche Kreditvergabe unterstreicht. Folglich gehen auch von der Lohnpolitik noch keine Gefahren für die Inflationsentwicklung aus. Es bestehen zudem keine Anzeichen dafür, dass die hohen Inflationsraten in den laufenden Tarifverhandlungen zu Zweitrundeneffekten führen werden. Im Gegenteil - die Diskussionen um die Ausweitung der Wochenarbeitszeit zeigen, dass die Tarifparteien bemüht sind, die Arbeitskosten pro Stunde eher zu reduzieren. Die fortwährend Strukturreformen auf dem Arbeitsmarkt fordernde EZB tut gut daran, diese zarten Strukturverbesserungen mit einer weiterhin expansiven Geldpolitik zu begleiten und den guten Willen der Arbeitnehmer nicht mit frühzeitigen Zinserhöhungen zu dämpfen. Wir gehen folglich davon aus, dass die EZB ihre Leitzinssätze im August wie auch in den folgenden Monaten konstant lässt.

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