Analyse
12:53 Uhr, 04.07.2005

K: Die Aussichten der Weltwirtschaft

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Externe Quelle: Schroders

Die Aussichten der Weltwirtschaft

Keith Wade, Chef-Volkswirt von Schroders, über die Aussichten der Weltwirtschaft im zweiten Halbjahr 2005, den politischen Umbruch in Europa und wie sich die Aktien-, Renten- und Währungsmärkte seiner Meinung nach entwickeln werden.

Wie hat sich die Weltwirtschaft entwickelt, jetzt, da gut die Hälfte des Jahres hinter uns liegt, und was können wir in den kommenden Monaten erwarten?

Bisher waren die Konjunkturdaten der weltweit wichtigsten Volkswirtschaften im Allgemeinen relativ verhalten. Die Produktion geht zurück, die Lagerbestände der Hersteller wachsen und die hohen Ölpreise haben die Kaufkraft der Verbraucher geschwächt und die Kosten der Unternehmen in die Höhe getrieben. Außerdem hat sich die wirtschaftliche Aktivität in China gegenüber den vor einem Jahr verzeichneten sehr starken Wachstumsraten abgeschwächt. All diese Faktoren hatten einen „Soft Patch“ in den USA, der weltweit größten Volkswirtschaft, zur Folge. Wir gehen nun davon aus, dass das globale Wachstum dieses Jahr um rund einen Prozentpunkt auf 2,4% sinken wird.

Sieht es durchweg schlecht aus? Welche wichtigen Herausforderungen stellen sich?

Es gibt durchaus Lichtblicke. Unseres Erachtens erleben wir derzeit eher eine Wachstumspause als eine nachhaltige Konjunkturabschwächung. Die Wirtschaft wird sich weiter mit einer Kombination aus schwachen und starken Daten durchschlagen. Letztendlich wird es aber zu einer Anpassung der Lagerbestände, einer Stabilisierung des Ölpreises und einem wahrscheinlich fortgesetzten Wachstum in China kommen. All diese Faktoren dürften dafür sorgen, dass die Weltwirtschaft weiter funktioniert. Die Unternehmen in den USA reagieren bereits, indem sie erneut Anreize einführen und ihre Preise senken. Wir gehen zudem davon aus, dass die Immobilienpreise und die Beschäftigtenzahlen in den USA weiter ansteigen werden, was die Ausgaben der privaten Haushalte stützen dürfte. Allerdings gibt es einige Bereiche, denen unser besonderes Augenmerk gilt. Angesichts der offensichtlichen politischen Sackgasse im Zusammenhang mit der EUVerfassung und der Abschwächung des Geschäftsklimas macht sich eine zunehmende Besorgnis über die Ereignisse in der Eurozone breit. In Großbritannien dürfte der nachlassende Immobilienmarkt die Verbraucherausgaben belasten, was ein schwächeres Wachstum nach sich ziehen könnte.

Können Sie mehr über die Ereignisse in Europa sagen? Warum sollten sich Anleger um die Politik kümmern?

Einige Ereignisse des vergangenen Monats lassen Zweifel an der politischen „Verbundenheit“ der Region aufkommen. In Deutschland wurden aufgrund des Vertrauensverlusts gegenüber der Partei von Kanzler Schröder vorgezogene Neuwahlen ausgerufen, die Franzosen und Niederländer stimmten gegen die EU-Verfassung, und nun streiten sich Tony Blair und Jacques Chirac um den britischen EU-Rabatt und die landwirtschaftlichen Subventionen Frankreichs. Abgesehen von der Politik haben sowohl die EZB als auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ihre Prognosen für das Wachstum der Region in 2005 und 2006 gesenkt. All diese Punkte schmälern das Vertrauen in die Euro-Zone.

Wie könnten sich diese Faktoren auf die Zinsen auswirken?

Was die EU-Zinsen betrifft, rechnen wir nicht mit Veränderungen. Eine flaue Konjunktur und eine unter dem Zielwert liegende Inflation bedeuten, dass die Zinsen nicht steigen können. Zugleich dürften sie aber aufgrund des rapiden Anstiegs der Geldmenge und der Kredite kaum gesenkt werden. Nach Meinung der EZB besteht der Wachstumsengpass nicht aufgrund einer mangelnden Liquidität, sondern wegen der Notwendigkeit struktureller Reformen in einigen Ländern. In den USA lassen offizielle Verlautbarungen der Federal Reserve (Fed) vermuten, dass sie die Geldpolitik als zu locker und als Widerspruch zu ihrem Ziel einer stabilen Inflationsrate erachtet. Wir gehen davon aus, dass die Fed weiterhin die Leitzinsen anheben wird; ein Zinssatz von letztendlich 4% wäre mit unserer Wirtschaftsprognose vereinbar. Unserer Meinung nach dürfte dieses Niveau Ende dieses Jahres erreicht werden. 2006 dürften dann die Zinsen vorerst unverändert bleiben. Für Großbritannien rechnen wir damit, dass die Bank of England die Zinsen als Antwort auf ein schwächeres Wachstum senken wird.

Sollten sich Aktienanleger Sorgen machen?

Zwar dürfte das geringere Gewinnwachstum der Unternehmen die Aktienmärkte belasten, allerdings sind die Rahmenbedingungen hinsichtlich Inflation und Zinsen immer noch relativ günstig, was die Bewertungen stützen dürfte. Unseres Erachtens tritt die Weltwirtschaft auf der Stelle und liefert nicht den Motor, der Aktien zu einer überdurchschnittlichen Wertentwicklung anspornt.

Wie sieht es mit Anleihen und Währungen aus?

Unsere zentrale These lautet auf steigende Renditen bei USAnleihen in der zweiten Jahreshälfte 2005 dank einer Konjunkturerholung und einer Anhebung der kurzfristigen Zinsen durch die Fed. Eine allmähliche Verbesserung der Inflation dürfte jedoch einen allzu starken Renditeanstieg verhindern, und nach einem Anstieg auf 4,5% bis Ende des Jahres rechnen wir 2006 wieder mit rückläufigen Renditen. Die Rentenmärkte andernorts werden davon beeinflusst werden. Angesichts der wahrscheinlichen Zinssenkungen der Bank of England dürften die Renditen von britischen Staatspapieren aber kaum deutlich zulegen. Bei den Währungen rechnen wir mit einem leichten Rückgang des US-Dollar, der allerdings größtenteils auf eine Wertsteigerung der asiatischen Währungen zurückzuführen sein wird. Auslöser hierfür dürften die Aufwertung des chinesischen Remnimbi in der zweiten Jahreshälfte und nachlassende Deviseninterventionen der asiatischen Zentralbanken sein. Der Euro dürfte unseres Erachtens größtenteils stabil bleiben, während das britische Pfund aufgrund des nachlassenden Wachstums und der sinkenden Zinsen voraussichtlich deutliche Abstriche verzeichnen wird.

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Über den Experten

Alexander Paulus
Alexander Paulus
Technischer Analyst und Trader

Alexander Paulus kam zunächst über Börsenspiele in der Schule mit der Börse in Kontakt. 1997 kaufte er sich seine erste Aktie. Nach einigen Glückstreffern schmolz aber in der Asienkrise 1998 der Depotbestand auf Null. Da ihm das nicht noch einmal passieren sollte, beschäftigte er sich mit der klassischen Charttechnik und veröffentlichte seine Analysen in verschiedenen Foren. Über eine Zwischenstation kam er im April 2004 zur stock3 AG (damals BörseGo AG) und veröffentlicht seitdem seine Analysen auf stock3.com (ehemals GodmodeTrader.de)

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