K: Deutschland der "Elefanten-Mensch"
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Externe Quelle: Bankgesellschaft Berlin
Deutschland der "Elefanten-Mensch"
Deutschland steht im Rampenlicht. Aber das Interesse, dass Deutschland derzeit entgegen gebracht wird, ist weniger auf seine besonderen Leistungen zurückzuführen, sondern ähnelt vielmehr einer Jahrmarktsausstellung zur Besichtigung des "Elefanten-Menschen". Er hat etwas Behäbiges, ein fast niedliches Aussehen; aber anstelle von Bewunderung wird ihm vielmehr nur noch Mitleid entgegen gebracht. Der Betrachter ist gleichzeitig von Angst und Neugierde erfüllt.
Der Elefanten-Mensch hat eine enorme Kraft. Richtig eingesetzt könnte er Berge versetzen und allen großen Nutzen stiften. Es gab Zeiten, da kamen die Besucher nur, um ihn zu sehen. Geschickt und wendig, schaffte er kleine Wunder. Gerät er jedoch aus der Bahn, ist mit einem erheblichen Schaden zu rechnen. Da wo er zuschlägt, wächst so schnell kein Gras mehr.
Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass die Wachstumsschwäche und Strukturprobleme Deutschlands im Mittelpunkt vieler internationaler Treffen stehen, wie zuletzt auch auf dem G20-Treffen in Berlin. Die Warnungen vor dem Niedergang Deutschlands sind vielerorts zu hören. Diese Warnung würde im Jahrmarktsbeispiel bedeuten, dass der Veranstalter bereits am Eingang des Jahrmarktes ein großes Schild aufhängt, das ausdrücklich vor dem Elefanten-Menschen warnt.
Solche Ankündigungen führen normalerweise dazu, dass die Besucher ganz ausbleiben. Angst und Unsicherheit bedingen, dass die Besucherzahlen fernbleiben, kein Geld mehr auf dem Jahrmarkt ausgeben. Nach einigen Jahren würde es diesen Jahrmarkt nicht mehr geben.
Der Veranstalter hat aber keine wirkliche Alternative. Da der Elefanten-Mensch unter gewissen Bedingungen tatsächlich die Besucher verletzten oder gar töten könnte, muss er präventiv handeln und die Besucher warnen. Die Warnung gilt aber nicht nur den Besuchern, sondern auch dem "Betreuer" des Elefanten-Menschen.
Es gab Zeiten, in denen der Elefanten-Mensch nicht nur harmlos, sondern sogar hilfreich war. Er war noch jung und er wurde gut behandelt. Eine wahre Freude für den ganzen Jahrmarkt.
Bezogen auf Deutschland war dies die Nachkriegszeit. Voller Dynamik und wenig wirtschaftspolitischer Fehler. Dann kamen jedoch die 70er Jahre mit ihren beiden Ölkrisen. Der Elefanten-Mensch vergiftete sich. In der Wirtschaftspolitik wurden zunehmend Fehler gemacht. Während in der Zeit davor die Zielsetzung vornehmlich darin bestand, den Elefanten- Mensch dynamisch und ausgeglichen zu halten, wurde in den 70er Jahren und nachfolgend wenig darauf geachtet, wie dynamisch der Elefanten-Mensch war. Die zunehmende Arbeitslosigkeit begann eine Belastung für die Volkswirtschaft zu werden. Verteilungskämpfe schwächten den Elefanten-Menschen. Trotz alledem war er selbst noch dynamisch genug, um sich immer wieder von dem "Fast Food" zu erholen, dass seine (politischen) Betreuer ihm immer wieder vorsetzten.
So überstand er mehrere Krankheiten (Rezessionen), ohne für seine Umwelt gefährlich zu werden. Wie bei einem Kettenraucher blieben jedoch Spuren zurück. Die Sockelarbeitslosigkeit in Deutschland erhöhte sich kontinuierlich und stellte zunehmend eine Belastung für die Volkswirtschaft dar. Aber anstatt dem Elefanten-Menschen das Rauchen zu verbieten, wurde nur auf die Gefährlichkeit des Rauchens hingewiesen.
Ein besonderes Freudenfest stand mit der Hochzeit des Elefanten-Menschen auf der Agenda - die deutsch/deutsche Wiedervereinigung. Die Freude auf beiden Seiten der Familien war groß und man genehmigte sich mehr als einen Schluck zu viel. Am nächsten Morgen, nachdem die Euphorie abgeklungen und der Kater sich breit machte, stellte sich heraus, dass die Braut weniger schön war als vorher angenommen. Auch war die Mitgift viel kleiner als erwartet. Im Liebestaumel hatte der Elefanten-Mensch allerdings einen Ehevertrag unterschrieben, der von ihm viel abverlangte. Zur Finanzierung des neuen gemeinsamen Haushaltes musste der Elefanten-Mann enorme Anstrengungen unternehmen, die ihn an den Rand seiner Kräfte brachten.
Auch bei der Europäischen Währungsunion ließ sich der Elefanten-Mann auf einen Vertrag ein, der seine Möglichkeiten überschätzte. In seinen frühen Jahren hätte er der realen Aufwertung vielleicht noch Herr werden können, da er aber älter geworden war und auch seine (politischen) Betreuer nicht sehr viel Wert auf eine ausgeglichene und gesunde (strukturelle Rahmenbedingungen) Ernährung legten, wurde er zunehmend träge und missmutig. In den früheren Jahren war er immer die Attraktion auf dem Jahrmarkt gewesen, jeder wollte ihn gesehen haben. Nun lümmelte er in einer Ecke und schien nur noch eine schlechte Stimmung zu verbreiten.
Die Diagnose ist eindeutig. Der Elefanten-Mensch ist älter geworden und hat versäumt, seine Kinder anzulernen. Andere Attraktionen auf dem Jahrmarkt stehlen ihm mittlerweile die Show.
Wo ist der Ausweg? Gibt es überhaupt eine Hoffnung?
Die Rezepte liegen eigentlich auf der Hand. Zum einen muss der Elefanten-Mensch sich aufraffen, eine Diät machen, zu rauchen aufhören, Sport treiben und sich "runderneuern". Dies ist natürlich nicht mehr so einfach wie noch vor ein paar Jahren. Als er jung war, hätte er seine Fitness in relativ kurzer Zeit wieder erreicht. Jetzt aber, nachdem Herz, Lunge, Leber und so manches andere Körperteil geschwächt sind, bedarf es einer übergroßen Anstrengung. Im Wirtschaftsdeutsch wäre sicherlich das Wort Reformen angemessen.
Die Gegner dieser Therapie sind jedoch der Meinung, dass ein bereits geschwächter Elefanten- Mensch nicht noch weiter unter Druck gesetzt werden dürfe. Vielmehr sollte man ihm seine "Bonbons" doch gönnen, da er bereits so stark leide. Aufgrund seiner körperlichen Schwächen könne er viele Dinge bereits nicht mehr machen, so dass weitere Abstinenz ihm nicht zuzumuten sei.
Es ist klar, dass er allein die Attraktion "Elefanten-Mensch" auf Dauer nicht erhalten kann. Deswegen ist zum anderen notwendig, dass seine Kinder an die Show herangeführt werden. Sie müssen Fertigkeiten lernen, die andere auf dem Jahrmarkt nicht haben, so dass der "Elefanten-Mensch" wieder eine Attraktion werden kann. Erfolg All das kostet Zeit. Für eine Diät ist es aber nie zu spät und auch mit dem Rauchen aufzuhören bringt selbst nach jahrelangem Kettenrauchen eine Besserung für Raucher und Umwelt. Kurzfristig ist dies mit Leid verbunden. Entzugserscheinungen gehören dazu. Auch werden die ersten sportlichen Aktivitäten nach dem langen Lümmeln wenig Spaß bringen, ganz zu schweigen von anfänglich ausbleibenden Erfolgserlebnissen. Aber auch hier gilt, am Ende des Tages wird Ansprengung und Disziplin belohnt.
Ich empfehle also den Elefanten-Menschen, sich nicht weiter mit Süßigkeiten und Fast Food voll zu stopfen, auch wenn dies ganz kurzfristig zu einem positiven Sättigungsgefühl führt. Vielmehr ist Diät und Sport der richtige Weg. Dann kann der Elefanten-Mensch auch wieder eine Attraktion werden.
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