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15:17 Uhr, 12.08.2004

K: Deutschland: BIP - über Trendwachstum

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Externe Quelle: DekaBank

Deutschland: BIP - über Trendwachstum

1. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist nach der Schnellschätzung des Statistischen Bundesamtes im zweiten Quartal um 0,5 % qoq gestiegen. Von Bloomberg befragte Volkswirte wie auch wir hatten dies erwartet. Das Vorjahresniveau wird damit kalender- und saisonbereinigt um 1,5 % überschritten. Berücksichtigt man, dass es im zweiten Quartal einen Arbeitstag mehr als im Vorjahr gegeben hat, beträgt das Vorjahresplus sogar 2,0 %.

2. Details zur Zusammensetzung des Anstiegs des Bruttoinlandsprodukts werden zwar erst am 24. August veröffentlicht, doch lässt sich schon jetzt anhand der Konjunkturindikatoren folgendes Bild zeichnen:

• Wie im ersten Quartal kam es zu einem kräftigen Impuls von der Weltwirtschaft. Die Exporte haben im zweiten Quartal nicht viel weniger zugenommen im ersten Quartal (4,6 % qoq). Trotz des hohen Eurokurses werden deutsche Produkte weltweit nachgefragt. Hier zahlt es sich aus, dass die deutschen Unternehmen nicht auf Massenware, sondern auf technologisch anspruchsvolle und spezialisierte Produkte setzen. Zusammen mit dem hohen Qualitätsstandard und den produktbezogenen Dienstleistungen schaffen es die deutschen Exporteure, der Eurostärke zu trotzen.

• Den Indikatoren zufolge haben die Importe ungefähr wie im Vorquartal zugelegt. Der etwas schwächere Exportzuwachs hat zwar weniger die Vorleistungsimporte notwendig gemacht, dies wurde aber durch die bessere Entwicklung bei Konsum und Ausrüstungsinvestitionen aufgefangen. Zudem begünstigt der hohe Eurokurs Importe von in Dollar fakturierten Gütern.

• Ein bescheidenes Plus könnte der private Konsum - das Sorgenkind der Konjunkturbeobachter - hingelegt haben. Angesichts der Hoffnungen, die mit den steuerlichen Entlastungen verbunden waren, ist das aber enttäuschend. Zu sehr verunsichern immer noch die schlechte Arbeitsmarktentwicklung und die Wahrnehmung der Reformvorhaben die deutschen Konsumenten.

• Die Ausrüstungsinvestionen sollten sich im zweiten Quartal wieder belebt haben und an die Entwicklung im vierten Quartal des vergangenen Jahres anknüpfen. Doch auch hier glimmt das Konjunkturfeuer nur, anstatt hell zu lodern. Es sind nämlich nach dem Investitionsstau der vergangenen Jahre immer noch überwiegend Ersatz- und Rationalisierungsinvestitionen und nicht die für den Arbeitsmarkt so wichtigen Investitionen in eine Erweiterung der Produktionskapazitäten, die getätigt werden.

• Spürbare Bremseffekte kamen von den Bauinvestitionen. Sie zehrten das Mehr von privatem Konsum und Ausrüstungsinvestitionen auf, sodass als Wachstumsbeitrag der Binnennachfrage (einschließlich Staatskonsum und Vorratsveränderungen) nichts übrig blieb.

3. Auch wenn das Plus des Bruttoinlandsprodukts gemessen an den für diese Woche geäußerten Erwartungen vom vergangenen Freitag keine Überraschung war, muss man zugeben, dass noch zu Jahresbeginn nur wenige der deutschen Volkswirtschaft dies zugetraut hatten. Immerhin expandierte das Bruttoinlandsprodukt auf ein Jahr hochgerechnet (annualisiert) um 1,9 % und damit stärker als das langfristige Trendwachstum von rund 1½ %. Doch sind die Chancen relativ gering, dass es in diesem oder einem höheren Tempo weitergeht. Zunehmend entwickelt sich der Ölpreis zu einem Risiko. Auch wenn Deutschland bislang dank des starken Euro und der unveränderten Leitzinssätze eine Schonfrist hatte, ist angesichts der anhaltend hohen, ja sogar weiter gestiegenen Rohölpreise nicht mehr auszuschließen, dass es Bremsspuren geben wird. Dies wird nicht den Weg in die nächste Rezession bereiten, deckelt aber die Wachstumsaussichten. Denn es wird für den Konsum und die Investitionen zunehmend schwieriger, die Lücke auszufüllen, die die von uns prognostizierte langsamere Gangart der Weltwirtschaft öffnen wird.

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