K: Deutsche Wirtschaft trotzt der Euro-Stärke (neu)
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Externe Quelle: ING BHF-Bank
Deutsche Wirtschaft trotzt der Euro-Stärke
Zum Jahresende 2003 wuchs das deutsche Bruttoinlandsprodukt mit 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal kaum stärker als im dritten Quartal. Nach den Beschäftigungsrückgängen und dem langen Gezerre um die Agenda 2010 und um das Vorziehen der Einkommensteuerreform ist dies auch nicht allzu erstaunlich. Aber die deutsche Wirtschaft fasst zunehmend Tritt. Die einkommensteuerliche Entlastung und der globale Wirtschaftsaufschwung dürften die zusätzlichen Belastungen durch die Gesundheitsreform, die Tabaksteuererhöhungen und die Euro-Aufwertung in ihren Gesamtwirkungen überkompensieren. Im laufenden und im nächsten Jahr kann die Wirtschaft um jeweils zwei Prozent wachsen.
Unter den Komponenten des Bruttoinlandsprodukts sanken die Privaten Konsumausgaben zum dritten Mal in Folge, zuletzt um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Gleichzeitig pausierte das Exportwachstum nach dem außergewöhnlich kräftigen dritten Quartal. Der gesamtwirtschaftliche Zuwachs ist lediglich der gestiegenen Investitionsnachfrage zuzuschreiben. In Bauten wurde erstmals seit 1999 wieder deutlich mehr als im Vorquartal investiert, vermutlich begünstigt durch einen Vorzieheffekt wegen der intensiv diskutierten Reduzierung der Eigenheimzulage. Auch die Ausrüstungen legten nach zwölf Rückgängen in Folge und bei zuletzt gestiegener Kapazitätsauslastung wieder kräftig zu. Schließlich lieferten die Vorratsveränderungen einen Beitrag von 0,9 Prozentpunkten zum Gesamtzuwachs. Gleichzeitig stiegen die Importe scharf an. Anscheinend erwarten die Unternehmen ein Anziehen der Privaten Konsumausgaben. Im vierten Quartal 2003 wuchs denn auch die Produktion im Produzierenden Gewerbe erstmals seit dreieinhalb Jahren wieder um mehr als zwei Prozent und die Auftragseingänge in der Industrie nahmen um fast vier Prozent gegenüber dem Vorquartal zu. Dabei stiegen die Inlandsaufträge nur wenig schwächer als die Auslandsnachfrage.
Die bisherigen Reformen in den Bereichen Arbeitsmarkt, Gesundheit, Rente und Einkommensteuer dürften auf die Privaten 2004 rein finanziell insgesamt mehr oder weniger neutral wirken und sie 2005 zweifellos belasten. Aber über ihre Anreizeffekte können diese Maßnahmen das Wachstum vor allem langfristig strukturell fördern.
Im Konsumentenvertrauen hat die Umsetzung der Reformen zu Jahresanfang tiefe Spuren hinterlassen. Nachdem im Januar die zentralen Teilindikatoren des GfK-Konsumklimas wegen der Belastung durch die Gesundheitsreform eingebrochen waren, zogen sie im Februar um so stärker an. Bei den meisten Arbeitnehmern dürfte die Einkommensteuerentlastung erst mit zeitlicher Verzögerung angekommen sein. Die konjunkturellen Perspektiven haben sich auch deshalb aufgehellt, weil die Beschäftigungsabnahme im Inland mittlerweile auszulaufen scheint und nach den Rückgängen der Privaten Konsumausgaben im letzten Jahr nun mit Aufholeffekten zu rechnen ist. Zumindest für den Jahresanfang ist daher ein deutlicher Anstieg der Inlandsnachfrage zu erwarten. Darauf deutet auch die bis zuletzt gestiegene aktuelle Geschäftslagebeurteilung des ifo-Geschäftsklimas hin.
Sorgen bereitet allgemein die Euro-Stärke, welche die Auslandsnachfrage als weiterhin wesentlichen Konjunkturmotor Deutschlands empfindlich schwächen könnte. Das Geschäftsklima blieb davon in den vergangenen Monaten aber weitgehend unberührt. Erst seit Januar haben sich die ifo-Exporterwartungen wieder eingetrübt, wobei die Optimisten immer noch deutlich überwiegen. Die augenscheinlich schwache Sensitivität der Exporterwartungen dürfte mit der relativ geringen Bedeutung des Euro/Dollar-Wechselkurses für die deutschen Exporte zusammenhängen. Aussagekräftiger ist in dieser Beziehung der reale handelsgewichtete Euro-Wechselkurs, den die EZB berechnet. Und einen noch höheren Erklärungsgehalt für die deutschen Exporte hat der Indikator der preislichen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft auf Basis der Verbraucherpreise, den die Deutsche Bundesbank ausweist. Er bezieht auch die anderen EWU-Länder als wichtige Handelspartner ein und berücksichtigt, dass die anhaltend niedrige Inflationsrate Deutschlands dessen Wettbewerbsfähigkeit gerade im EWU-Vergleich ständig begünstigt. Steigt dieser "reale effektive DM-Wechselkurs" um ein Prozent gegenüber dem Vorquartal, dämpft dies das Exportwachstum im folgenden Quartal um durchschnittlich gut 0,5 Prozentpunkte. Angesichts üblicherweise hoher Wechselkursschwankungen ist dies eine beachtliche Wirkung. Allerdings verläuft der Wettbewerbsfähigkeitsindikator der Bundesbank wesentlich gedämpfter. Im vierten Quartal 2003 stagnierte er, während der Euro um 5,8 Prozent gegenüber dem Dollar zulegte.
Darüber hinaus scheint das weltwirtschaftliche Wachstum die deutschen Exporte am stärksten zu beeinflussen. Der OECD Leading Indicator für 23 Länder einschließlich Deutschland kann hier zwar nur begrenzt als Näherungsgröße dienen, zeichnet sich aber durch hohe Aktualität aus. Steigt dieser Indikator um ein Prozent gegenüber dem Vorquartal, erhöht sich das Exportwachstum im folgenden Quartal um durchschnittlich fast 0,7 Prozentpunkte. Gemäß den Indikatoren für Wettbewerbsfähigkeit und für globales Wirtschaftswachstum hätten die deutschen Exportzuwächse im Verlauf des vergangenen Jahres weniger starke Ausschläge zeigen und erst gegen Ende deutlich anziehen dürfen. Stattdessen brachen sie wegen des Irak-Krieges und wegen SARS im ersten Halbjahr ein und profitierten im dritten Quartal von einem Aufholeffekt, dem als Gegenbewegung eine Schwäche folgte. Derartige Sondereinflüsse sind modellmäßig nicht abbildbar, aber für die nähere Zukunft auch nicht abzusehen. Daher dürfte das deutsche Exportwachstum zunächst wieder dem Modellverlauf folgen und zumindest zu Jahresanfang 2004 durchaus zwei Prozent gegenüber dem Vorquartal betragen. Die Euro-Stärke wird für sich genommen die Exporte wohl erst im zweiten Quartal dämpfen. Die günstige Auslandskonjunktur dürfte dies aber wenigstens ausgleichen.
Außerdem hat die Euro-Stärke auch einen positiven Effekt, weil sie die inländische Kaufkraft stärkt oder zumindest die Wirkungen von Weltmarktpreissteigerungen für Importgüter wie Rohöl dämpft. Insgesamt sind daher die Perspektiven für die deutsche Wirtschaft immer noch recht rosig und ein Wachstum von zwei Prozent im laufenden und nächsten Jahr ist möglich. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass die Feiertagslage den Zuwachs 2004 um fast 0,6 Prozentpunkte begünstigt und 2005 um gut 0,2 Prozentpunkte dämpft. Dennoch dürften Rückgänge der Erwerbslosigkeit künftig auch wieder aus Beschäftigungswachstum und nicht nur aus Änderungen der Arbeitslosenstatistik resultieren.
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