Analyse
12:25 Uhr, 27.02.2007

K: Deutsche Private Equity-Fonds nutzen Investitionsgelegenheiten nicht

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Externe Quelle: Deutsche Bank

Research Autor: Thomas Meyer

Deutsche Private Equity-Fonds nutzen Investitionsgelegenheiten nicht

Der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) hat neue Zahlen für die deutsche Private Equity-Branche vorgelegt. Sie zeigen, dass Private Equity-Investitionen von in Deutschland ansässigen Fonds im Jahr 2006 um rund 20% gg. Vj. auf nun EUR 3,6 Mrd. gestiegen sind. In dieser Statistik wird nur das eingesetzte Eigenkapital erfasst, nicht aber eventuell aufgenommenes Fremdkapital. Presseberichte nennen bei Übernahmen häufig Kaufpreise, die sowohl Eigen- als auch Fremdkapital enthalten, daher erscheinen die vom BVK veröffentlichten Zahlen im Vergleich niedriger.

Der Anstieg der Investitionstätigkeit wird von einer Zunahme der Leveraged Buyouts (LBOs) getragen. Das sind Firmenübernahmen, die mit einem hohen Fremdkapitalanteil finanziert werden. Dieses Segment hat um mehr als 40% gg. Vj. zugelegt, während Venture Capital-Investitionen – also Investitionen in junge, wachstumsstarke Unternehmen – im gleichen Zeitraum um 20% abgenommen haben.

Allerdings zeichnet die Statistik des BVK ein unvollkommenes Bild der Investitionstätigkeit in Deutschland, denn sie misst grundsätzlich keine Investitionen, die von Private Equity-Fonds mit Sitz im Ausland durchgeführt werden. Ein Blick auf die Zahlen der European Private Equity and Venture Capital Association (EVCA) verrät, dass das Investitionsvolumen mit Ziel Deutschland deutlich höher ist als das Volumen, das in Deutschland verwaltet wird.

Nach Angaben der EVCA für das Jahr 2005, haben Fonds mit Sitz im Ausland rund 60% der in Deutschland getätigten Investitionen verwaltet. Diese Diskrepanz zwischen Zielland und Sitz der Fondsverwaltung deutet auf eine Schwäche Deutschlands als Finanzplatz hin – mit Nachteilen für den Standort. Schließlich können die ausländischen Akteure den Rückstand deutscher Fonds nicht ausgleichen: Während Private Equity-Investitionen in Europa 2005 im Durchschnitt ein Volumen von 0,42% des BIP ausmachen, betragen sie in Deutschland nur knapp 0,25% des BIP; sogar nur 0,12% wenn man ausschließlich Beteiligungen von Fonds mit Sitz in Deutschland zählt. Damit liegt Deutschland unter den europäischen Ländern lediglich auf Platz 9 (nach Zielland) bzw. Platz 11 (nach Fondsverwaltung).

Weniger Käufer in Deutschland bedeutet, dass deutsche Unternehmen häufig günstiger zu haben sind als ihre europäischen Pendants. Im letzten Jahr wurde bei LBOs in Deutschland durchschnittlich das 7,7-fache der EBITDA als Kaufpreis gezahlt. Der europäische Schnitt liegt beim 8,4-fachen.

Die aktuelle BVK-Statistik könnte die Unternehmen in Deutschland beruhigen. Zwar haben die volkswirtschaftlich bedeutenden Venture Capital-Investitionen abgenommen, aber nun spielen die in Deutschland ansässigen Fonds bei LBOs wieder eine relativ größere Rolle. Allerdings stehen hinter den großen LBOs häufig amerikanische oder pan-europäische Fonds. Sie unterhalten Büros in Deutschland und fallen so in die Statistik.

Letztlich leidet die deutsche Private Equity-Industrie unter zwei wesentlichen Nachteilen. Zum einen fehlt deutschen Akteuren die Erfahrung amerikanischer Fonds. Ohne langjährige Erfahrung und einen etablierten Track-Record erfolgreicher Übernahmen in der Vergangenheit fällt es zum Beispiel schwer, Geldgeber zu finden. Zum anderen sind die Rahmenbedingungen in Deutschland ungünstiger als in anderen Ländern. Steuern und Auflagen gelten als unattraktiv. Viele Deutsche scheuen sich davor, unternehmerisch tätig zu werden. Das verringert die Nachfrage nach Venture Capital. Zudem existieren in den Finanzzentren wie London oder New York dichte Netzwerke von Private Equity-Spezialisten: Fondsmanager, Fremdkapitalgeber, Berater, Analysten, etc. In diesen Netzwerken werden Informationen schnell und informell ausgetauscht.

Diese Nachteile tragen zur geringeren Investitionstätigkeit in Deutschland bei. Aber nur wenige Punkte bieten direkte Ansatzpunkte zur Verbesserung, z.B. die relativ hohe und teilweise unklare Steuerbelastung. Erfahrung und Netzwerke wachsen dagegen nur langsam.

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Über den Experten

Alexander Paulus
Alexander Paulus
Technischer Analyst und Trader

Alexander Paulus kam zunächst über Börsenspiele in der Schule mit der Börse in Kontakt. 1997 kaufte er sich seine erste Aktie. Nach einigen Glückstreffern schmolz aber in der Asienkrise 1998 der Depotbestand auf Null. Da ihm das nicht noch einmal passieren sollte, beschäftigte er sich mit der klassischen Charttechnik und veröffentlichte seine Analysen in verschiedenen Foren. Über eine Zwischenstation kam er im April 2004 zur stock3 AG (damals BörseGo AG) und veröffentlicht seitdem seine Analysen auf stock3.com (ehemals GodmodeTrader.de)

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