K: Alles eingepreist
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Externe Quelle: Bankgesellschaft Berlin
Alles eingepreist
Die Märkte haben angefangen, den Rohölpreisanstieg zu ignorieren. Es scheint, als ob sich die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass die erwarteten negativen Auswirkungen bereits mehr als eingepreist sind. Somit ist der Weg für einen Anstieg der Aktienmärkte nach oben offen. Sollte der Rohölpreis nicht weiter steigen, sehen wir große Chancen zur Erreichung unseres DAX-Jahresendziels von 4,500 Indexpunkten.
Markt antizipiert Ölpreishoch
In der vergangenen Woche stieg der Brent-Ölpreis zeitweise über 47 US Dollar und die Aktienmärkte ignorierten es. Wir hatten bereits letzte Woche darauf hingewiesen, dass "die historische Erfahrung zeigt, dass der Aktienmarkt durchaus an Dynamik gewinnen kann, auch wenn der Ölpreis auf sehr hohem Niveau bleibt. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass die Marktteilnehmer zumindest keinen weiteren Anstieg mehr erwarten. In der aktuellen Lage sehen wir hierfür gute Chancen".
Historischer Vergleich
Vergleicht man das aktuelle Rohölpreisniveau mit der historischen Entwicklung, so ist der erste Eindruck erschreckend. Wir befinden uns tatsächlich auf einem historischen Höhepunkt.
Negativer Angebotsschock
Die bislang vorherrschende Angst im Markt vor den Auswirkungen eines Ölpreisschocks lassen sich sowohl empirisch als auch theoretisch erklären. Der negative Angebotsschock eines Ölpreisschocks hat unmittelbar einen Einfluss auf das gesamtwirtschaftliche Angebot. Die Produktionskosten der Unternehmen erhöhen sich, so dass sie bei gegebenem Output-Preis weniger produzieren (die Angebotskurve wird nach links oben verschoben).
Reallohnrigidität
Anders ausgedrückt: Bei gegebenen Löhnen, Gewinnmargen und einer gegebenen Arbeitsproduktivität führt ein Anstieg der Rohstoffpreise zu Kostensteigerungen. Bei einem gegebenen Outputniveau kommt es zu Preiserhöhungen. Das Ausmaß der Preiserhöhungen und des Produktionsrückgangs hängt von der Reallohnrigidität ab. Je rigider die Reallöhne sind, desto stärker ist der Preisanstieg und der Rückgang der Produktion. Bei einer hohen Reallohnflexibilität verschiebt sich die Angebotskurve mittelfristig wieder in ihre Ursprungslage zurück. A nach B
Die Effekte des negativen Angebotsschocks sind eindeutig: Es kommt zu einem Produktionsrückgang und einem Preisanstieg. Die Volkswirtschaft bewegt sich von Punkt A nach Punkt B.
Produktivitätserhöhungen wirken Ölpreisanstieg entgegen
Die Reallohnrigidität hat zwar einen entscheidenden Einfluss auf den Preis- und Produktionseffekt. Allerdings spielen auch Produktivitätsfortschritte eine wichtige Rolle. Diese wirken nämlich wie ein positiver Angebotsschock und können somit die Angebotskurve gleichzeitig nach rechts unten verschieben.
Empirie bestätigt Theorie
Die Empirie zeigt, dass seit dem Jahr 1973, als Öl zum entscheidenden Kostenfaktor der Unternehmen wurde, die USA bei einem Ölpreisschock jedesmal in eine Rezession rutschten. Auch die deutschen Rezessionen sind weitgehend auf Ölpreisschocks zurückzuführen. Die Rezessionen in Deutschland 1975 und 1982 können durch Ölschocks erklärt werden. Der hohe Ölpreis während des Golfkrieges führte die US-Wirtschaft 1991 in die Rezession. Dank des Wiedervereinigungsbooms blieb die deutsche Volkswirtschaft davon zunächst verschont. Der Abschwung in den USA und in anderen Teilen der Weltwirtschaft traf aber auch Deutschland mit zeitlicher Verzögerung 1993.
Was ist heute anders?
Vor diesem Hintergrund ist die Angst der Märkte berechtigt. Allerdings muss im Hinblick auf die aktuelle Lage der starke Anstieg des Rohölpreises relativiert werden.
Rohölabhängigkeit nimmt ab
So hat die Rohölabhängigkeit der deutschen Volkswirtschaft seit dem zweiten Ölpreisschock erheblich abgenommen.
Relativieren notwendig
Zudem muss der starke Anstieg in zweierlei Hinsicht relativiert werden. Bei dem ersten und zweiten Ölpreisschock kam es zu einer Vervierfachung bzw. Verdreifachung des Rohölpreises mit den entsprechenden negativen Auswirkungen auf Preise und Produktion. Im Vergleich zum Durchschnitt des vergangenen Jahres haben wir aktuell "nur" einen Anstieg um etwa 60%.
Deflationierung
Deflationiert man darüber hinaus den Rohölpreis langfristig mit dem allgemeinen Verbraucherpreisdeflator, so zeigt sich, dass derzeit das Rohölpreisniveau von 1980 noch gar nicht wieder erreicht wurde.
Negative Effekte derzeit kaum bemerkbar
Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass die Auswirkungen der "3. Ölpreiskrise" derzeit weit weniger stark sind als von vielen bislang angenommen. Außerdem muss beachtet werden, dass die aktuelle Ölpreiskrise nicht ausschließlich auf eine Angebotsverknappung, sondern auch auf eine Ausweitung der Nachfrage, insbesondere aus China zurückzuführen ist. Die dahinter steckende allgemeine hohe Nachfragedynamik mit ihren positiven Wirkungen auf das Weltwirtschaftswachstum hat die negativen Auswirkungen des Rohölpreisanstiegs auf der Produktionsseite weitgehend kompensieren können. Dies lässt sich an der hohen Exportdynamik in diese Region ablesen.
Euro mildert negative Preiseffekte
Während sich die positiven Mengeneffekte aus China positiv auf das Produktionsniveau ausgewirkt haben, hat die Euro-Kurs-Entwicklung die negativen Preiseffekte teilweise mildern können.
Märkte sortieren sich neu
Es scheint also, als ob sich die Märkte mehr und mehr dieser Effekte bewusst werden. Somit ist der Weg der Aktienmärkte nach oben offen. Sollte der Rohölpreis nicht weiter steigen, sehen wir die große Chancen zur Erreichung unseres DAX-Jahresendziels von 4,500 Indexpunkten.
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