Kommentar
15:25 Uhr, 11.08.2017

Junk-Bonds: Nichts wie raus!

Ramschanleihen waren einmal eine Geldmaschine. Anleger konnten stattliche Überrenditen erzielen. Das war einmal.

Letzte Woche wurde ein neuer Rekord aufgestellt. Die Rendite von Euro-Ramschanleihen sank auf ein neues historisches Tief. Die Rendite liegt nur noch bei knapp 2,5 %. Das ist wirklich wenig. Es ist sogar so wenig, dass es das Risiko nicht mehr ausgleicht.

Unternehmen, die High Yield Bonds begeben, zahlen im Normalfall eine höhere Rendite als Investment Grade Unternehmen, weil sie höhere Ausfallquoten haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Anleihe gar nicht mehr zurückgezahlt werden kann, liegt beim Vielfachen von der Wahrscheinlichkeit, dass z.B. eine Anleihe von BMW oder dem deutschen Staat ausfällt. Entsprechend muss bei der Rendite draufgepackt werden. So die Theorie.

In der Praxis gilt das immer weniger. Grafik 1 zeigt die Rendite für Euro- und US-Ramschanleihen im Vergleich. Es zeigt sich deutlich, dass sich der Euroraum massiv von den USA abgesetzt hat. Das ist fundamental kaum zu begründen. Die Ausfallquoten liegen in der Eurozone bei 2,1-2,5 %. Die Rendite ist damit fast weg.

Oftmals ist nicht das ganze Geld weg, wenn ein Unternehmen die Schulden nicht mehr bedienen kann. Aus der Substanz des Unternehmens lässt sich ein Teil des Geldes wiederbeschaffen, wenn z.B. Anlagevermögen verkauft werden kann. Trotzdem verdienen Anleger bei diesen Ausfallquoten – so niedrig sie im historischen Vergleich auch sind – nicht mehr als 1-1,5 %.

In den USA ist die Lage etwas besser. Die Ausfallquoten liegen bei ca. 3 %. Der High Yield Markt bietet eine Rendite von 5,6 %. Da bleibt immerhin noch ein bisschen was übrig. Viel ist es aber nicht, wenn man bedenkt, dass man mit relativ sicheren Staatsanleihen eine Rendite von 2,3 % erwirtschaften kann.

Die Zinsdifferenz zu Staatsanleihen, der Spread, zeigt, wieso die Renditen in der Eurozone so niedrig sind. Der Spread ist in Grafik 2 dargestellt. Hier liegt die Eurozone immer noch unter den USA, aber die Differenz ist nicht mehr so ausgeprägt wie beim direkten Vergleich der Renditen.

Der Spread ist ebenfalls so niedrig wie lange nicht. Das zeigt den Anlagenotstand bei Investoren. Für ein paar Basispunkte mehr werden gleich überproportional höhere Risiken eingegangen. Wie hoch das Risiko ist, zeigt der Vergleich der Renditen und Spreads zur Volatilität. Diese ist so niedrig wie seit fast drei Jahrzehnten nicht mehr. Es ist nur eine Frage der Zeit bis es zu einem Anstieg der Schwankungsbreite kommt. Dann ist Feuer unterm Dach.

Wie schon Ende 2014 und 2015 kann es relativ schnell zu einem Abverkauf kommen. Kursverluste von 20 % sind dann schnell erreicht. Bei der aktuellen Verzinsung ist die Aussicht auf so hohe Kursverluste nicht mehr vertretbar. Die Korrekturgefahr und Korrekturausdehnung ist ähnlich groß wie bei Aktien. Die Upside bei Aktien ist allerdings sehr viel größer.

Kurz gesagt: Ramschanleihen sind derzeit kein lohnendes Investment. Das Chance-Risiko-Verhältnis ist historisch schlecht.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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