Analyse
18:20 Uhr, 24.07.2024

JOST WERKE - Diese Aktien-Perle macht es richtig!

Derzeit wird alles, was nicht "irgendwie" KI ist, von den Anleger links liegengelassen. Das könnte sich als Fehler erweisen, wie das folgende Beispiel zeigt.

Erwähnte Instrumente

Es gibt viele Management-Regeln, z.B. dass sich ein Unternehmen auf seine Kernkompetenzen konzentrieren soll, dass es Partner suchen soll, für alles, was es nicht selbst machen kann oder will, und dass es dabei Win-Win-Situationen anstreben soll.

Ein Unternehmen, das bei diesen (und anderen Regeln) vieles richtig macht, ist der Nutzfahrzeugzulieferer Jost Werke, wie das folgende Beispiel zeigt. (Spoiler: Um KI geht es dabei überhaupt nicht!)

Keine Fantasie in der Old Economy?

Und da bei einem Old Economy-Unternehmen wie Jost, das vor allem "Teile aus Stahl" herstellt, ein Bezug zur KI schwer vorstellbar erscheint, könnte man meinen, dass auch in der Aktie keine Fantasie steckt. Doch weit gefehlt! So beteiligte sich Jost vor Kurzem an dem Start-Up Trailer Dynamics, das sogenannte eTrailer für die Logistikbranche entwickelt hat. Das Unternehmen, das 2018 gegründet wurde, bietet damit eine der wenigen praxisreifen Lö­sungen, um die CO2-Emissionen im LKW-Verkehr wirksam zu verringern.


In den Aktien-Perlen ist der Name Programm: Hier gibt es als Basisinvestments Aktien, die nicht nur langfristig aussichtsreich, sondern schon langjährig erfolgreich sind. Plus immer wieder vielversprechende kurzfristige Gelegenheiten.


Das Problem ist bekannt: LKWs sind vorerst weiterhin auf Diesel als Kraftstoff angewiesen, weil batterieelektrische Antriebe allenfalls im Kurzstreckenverkehr als Alternative infrage kommen und Wasserstoffantriebe nach wie vor im Versuchsstadium stecken.

Trailer Dynamics verlagert daher das "Antriebsproblem" in den Sattelauflieger, den sogenannten Trailer, der mit einem Batteriepaket zum eTrailer aufgerüstet wird. Das Besondere daran: Der eTrailer wird damit zum Hilfsantrieb, macht also aus einem konventionellen Sattelzug einen hybriden bzw. unterstützt eine eventuelle batterieelektrisch angetriebene Zugmaschine, die damit eine größere Reichweite hat.

Eine echte Plug & Play-Lösung

Damit das funktioniert, muss der E-Antrieb des eTrailers nicht nur eine eigene Antriebsachse haben, sondern sich auch dem Fahrverhalten der Zugmaschine anpas­sen – er soll aus dieser schließlich keine "Schub­maschine" machen oder den Sattelzug ruckeln lassen. Und damit eTrailer problemlos mit jeder Zugmaschi­ne eingesetzt werden können (eine Zugmaschine nimmt schließlich immer wieder neue, beliebige und un­bekannte Auflieger "an den Haken"), muss der Antrieb unabhängig von der Zugmaschine funktionieren.

Dazu hat Trailer Dynamics den "Haken", mit dem Zugmaschine und Auflieger verbunden werden – den so­genannten Königszapfen ("King Pin"), der am Auflieger befestigt ist –, mit einer Sensorik ausgestattet, die das Fahrverhalten der Zugmaschine bzw. des Sattelzugs insgesamt erkennt und entsprechend reagiert: Bei Bergauffahrten zum Beispiel wird der E-Antrieb die Zugmaschine stärker unterstützen als in der Ebe­ne; bei Bergabfahrten oder beim Bremsen wird dagegen durch die sogenannte Rekuperation, also den Be­trieb des E-Motors als Generator, wieder Energie für die Batterie gewonnen. Eben wie beim Hybrid-PKW.

Und weil der Königszapfen am Auflieger befestigt ist und sich auch die Steuerung sowie Batterie, E-Motor und Antriebsachse am Auflieger befinden, bleiben Auflieger und Zugmaschine wie bisher unabhängige Systeme und sind beliebig untereinander koppelbar. Es ist also eine echte Plug & Play-Lösung!

Natürlich ist ein eTrailer teurer als ein konventioneller ohne E-Antrieb, aber dafür spart er je nach Ladung und Fahrtroute 20 bis 40 % Kraftstoff. Und damit rentieren sich die (einmaligen!) Mehrkosten des Trailers.

Und hier kommt Jost ins Spiel!

„Königszapfen“ ist das Stichwort, bei dem Jost ins Spiel kommt. Denn dieser bzw. das Gegenstück an der Zugmaschine, der entsprechende Flansch („Sattel“), sind Hauptprodukte von Jost. Daher hat sich Jost als strategischer Investor an Trailer Dynamics mit 15 Mio. Euro beteiligt.

Jost kann durch den Einstieg sicherlich kein schnelles Zusatzgeschäft erwarten, obwohl bereits mehrere namhafte Großspeditionen den eTrailer von Trailer Dynamics erfolgreich getestet und etliche hundert Modelle vorbestellt haben. Laut aktueller Planung wird die Typgenehmigung für die eTrailer für 2025 angestrebt. Dann soll die Vorserienproduktion beginnen, und für die kommenden 18 Monate ist geplant, die ersten marktreifen, industriell gefertigten Serien-eTrailer auszuliefern.

Durch die strategische Kooperation mit Trailer Dynamics kann Jost aber einerseits sein Knowhow an der Schnittstelle von Zugmaschine und Auflieger einbringen und ist andererseits bei der Elektrifizierung des Antriebsstranges bei Nutzfahrzeugen, insbesondere der Trailer-Elektrifizierung, direkt dabei. Jost erwirbt da­durch seinerseits wichtiges Knowhow in Bereichen, mit denen ein Hersteller "von Stahlteilen" sonst nicht in Kontakt kommt.

In guter Gesellschaft

So sehen dies übrigens auch andere namhafte Hersteller der Nutzfahrzeugbranche: Der zweitgrößte Hersteller von Sattelaufliegern in Deutschland, Krone, kooperiert mit Trailer Dynamics von Beginn an. Beide Unternehmen haben den eTrailer gemeinsam entwickelt, und Krone ist längst ebenfalls als Investor eingestiegen. Und jüngst hat neben Jost auch Thermo King, ein führender Hersteller von Klimaaufbauten und -aufliegern für Nutzfahrzeuge, eine Minderheitsbeteiligung von Trailer Dynamics er­worben.

Alle Beteiligten folgen damit den eingangs genannten Regeln: Sie konzentrieren sich auf ihre Kernkompetenzen, suchen Partner für Aufgaben, die sonst zu schwierig wären oder zu lange dauern würden und gewinnen so alle gemeinsam.

Zudem zeigt das Beispiel: Auch in der Logistikbranche, die oft als schwerfällig und konservativ angesehen wird, tut sich also was. Denn der wirtschaftliche und regulatorische Druck sind inzwischen so groß, dass (radikale) Änderungen un­vermeidlich sind. Der eTrailer ist eine vielversprechende Lösung für wichtige Probleme – und die Aktien-Perle Jost ist in guter Gesellschaft mittendrin.

Viele weitere interessante Anlageideen gibt es in meinem Börsenbrief Aktien-Perlen. Zum Beispiel Aktien als Basisinvestments, die nicht nur langfristig aussichtsreich, sondern schon langjährig erfolgreich sind. Plus immer wieder vielversprechende kurzfristige Gelegenheiten. Schau gerne einmal rein!

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1 Kommentar

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    Tolle, sehr interessante Hintergrundanalyse Torsten.

    Mehr davon😃

    Solche kleinen Hidden Champions der „alten“ Industrie-Gesellschaft werden im Moment durch die vielen hoch gepushten angeblichen KI Stars verdrängt. Aber diese Stetnchen kommen und viele gehen dann wieder, oder werden aufgekauft. Und so eine Perle, wie Jost Werke bleibt und bleibt, und erfindet sich immer wieder neu mit hochwertigen Produkten.

    Der Chart sieht auch interessant aus, steigende Tiefs, allerdings ein sehr lang gezogener Wimpel. Ist jetzt die Frage, in welche Richtung der Kurs ausschlägt?

    09:29 Uhr, 25.07.

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Torsten Ewert hat nach dem legendären Crash von 1987 die Welt der Börse für sich entdeckt – und nach und nach alle Möglichkeiten ausprobiert, die sich engagierten Privatanlegern im Lauf der Jahre anboten: Zunächst neben Aktien also vor allem Hebelprodukte, wie Optionsscheine und Zertifikate, später dann auch Futures, Optionen und CFDs. Seit inzwischen mehr als 15 Jahren arbeitet er erfolgreich als hauptberuflicher Trader, hauptsächlich mit Aktien und Aktienoptionen. Torsten Ewert macht seinen reichen Erfahrungsschatz auch anderen Anlegern zugänglich. So betreut er seit mehr als 10 Jahren erfolgreich zwei Börsenbriefe für langfristige, strategische Geldanlagen, die sich nach wie vor hoher Wertschätzung durch seine Leserinnen und Leser erfreuen. Darüber hinaus gibt Torsten Ewert auch Seminare und hält Vorträge zu verschiedenen Börsenthemen. Bei stock3 wird Torsten Ewert sein geballtes Wissen als Trademate mitbringen und im Service das Depot Supertrend-Aktien führen.

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