Jim Cramer ruft den Boden aus - Muß man jetzt Angst kriegen ?
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Vorgestern war es wieder einmal soweit, Jim Cramer rief in seiner Sendung "Mad Money" den Boden aus. "Yes, i call the bottom" brüllt Cramer in die Kamera und reißt dabei eine Bärenpuppe auseinander. "Bye, bye bearmarket ... say hello to the bulls ...". Also wieder einer seiner für uns Europäer gewöhnungsbedürftigen Auftritte.
Kollegen, die ihn noch nicht kennen und denen ich seine Videos vorführe, kommen aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. Ihnen muß ich mitteilen, dass der normal so ist.
Der Deal zwischen Merrill Lynch und Lone Star werde Signalwirkung haben, so Cramer. Merrill Lynch hatte in den zurückliegenden Tagen ein milliardenschweres CDO Paket an den Kredithändler Lone Star veräußern können. Öl und Gas würden korrigieren, die Marktstimmung sei extrem bärisch und somit ein Kontraindikator. Alles Argumente, die für einen Boden sprechen würden. Was die letztgenannten Argumente anbelangt, hat er meines Erachtens durchaus recht. Es ist jedoch nicht ganz nachvollziehbar, wieso Cramer gerade vorgestern bullisch geworden ist. Die Tage und Wochen zuvor hatte er die Lage als katastrophal beschrieben. Öl kommt nicht seit gestern zurück und das Sentiment ist nicht seit gestern stark bärisch.
Rechtsseitig ist ein Video mit Ausschnitten aus der gestrigen Show abspielbar. Schauen Sie es sich an.
In dieser Meldungsserie ganz unten ist das mittlerweile legendäre "He has no idea" CNBC Interview mit Cramer zu sehen. In einem medienwirksamen Tobsuchtsanfall hatte Cramer US Notenbankchef Ben Bernanke Unkenntnis, Verantwortungslosigkeit und Tatenlosigkeit angesichts der sich manifestierenden Kreditkrise vorgeworfen.
Wer meint, dass Cramer eine Art Pausenclown ist, der irrt. Seine Auftritte richten sich gezielt an die breite Öffentlichkeit. Zielsetzung scheint zu sein, alle Schichten (auch oder gerade die weniger gebildeten) für die Börse zu begeistern. Anders läßt sich nicht erklären, dass er teilweise ein Gehabe wie eine Comicfigur an den Tag legt. Es stellt sich die Frage, ob das wirklich erstrebenswert sei kann. Zum einen ist die Gefahr für weniger versierte Martteilnehmer, Geld an der Börse zu verlieren größer, zum anderen kann es nicht im Interesse des Marktes sein, eine völlig fach- und kenntnislose Klientel als Shareholder von Aktien zu gewinnen. Deren Reaktionen auf starke Kursbewegungen sind oft sehr emotionsgetrieben. Fondsmanager können ein Lied davon singen, wenn ihnen scheinbar unüberlegte und überhastete Reaktionen von unerfahrenen Privatanlegern die Kurse "kaputt" machen.
Cramer ist übrigens Gründer von Thestreets.com, einem US Finanzportal. Derzeit hält er noch ca. 15% der Aktien und ist auf dem Portal mit Kommentaren omnipräsent. Und wenn man seine Kommentare liest, wird man feststellen, dass er sehr wohl Ahnung von der Materie hat.
Gestern präsentierte das Unternehmen Quartalszahlen.
New York (BoerseGo.de) - Subprimekrise hin, flaue Konjunktur her, die Nachfrage nach Finanzinfos im Internet schäumt. Das zeigen jedenfalls die gemeldeten Quartalszahlen von TheStreet.com. Der direkt in der Wall Street ansässige Spezialist für Online-Finanzinfos steigerte seinen Umsatz gegenüber Vorjahr um 32% auf 19,7 Millionen Dollar, mehr als von den Analysten erwartet. Die Werbeeinnahmen sprangen sogar um 71%, die Einnahmen für Bezahldienste verbesserten sich um 9%. Der Gewinn je Aktie fiel allerdings auf 7 Cents (Vorjahr 12 Cents) und entsprach damit den Erwartungen. Für den Rückgang wurden höhere Abschreibungen verantwortlich gemacht.
Der Aktienkurs stieg 10,28% auf 6,76 Dollar.
Abschließend ein kleiner Multiple Choice Test. Mehrfach ankreuzen ist erlaubt.
A) Cramer ist ein fähiger Marktkenner, der dem Publikum didaktisch gekonnt schwierige Themen der Finanzmärkte näherbringen kann.
B) Cramer ist der Popstar der Börsianer. Das Entertainment zählt, der eigentliche Inhalt ist nicht so wichtig.
C) Völlig unverständlich, wie CNBC einem solchen Demagogen eine Plattform bieten kann.
D) Cramer ist ein durchgeknallter Typ.
E) Cramer ist ein durchgeknallter Typ, aber an der Börse gibt es ohnehin viele "Verrückte".
Abschließend möchte ich konstatieren, dass wir bei GodmodeTrader.de vor 2 Wochen auf die Möglichkeit einer Bärenmarktrallye hingewiesen hatten und diese Einschätzung bis heute beibehalten haben. Wirklich gut fühlt man sich nicht, wenn Cramer nun mit maximaler Lautstärke den amerikanischen Privatanleger auf einen Boden einstimmt.
Wie dem auch sei, haben Sie viel Spaß und Freude beim Anschauen der Videos.
Herzliche Grüße,
Ihr Harald Weygand
Man mag es kaum glauben, aber hatte er recht ?
Datum 12.02.2008 - Uhrzeit 01:00
Können Sie sich noch erinnern ? In einem Interview auf CNBC Anfang August 2007 flippte der US Börsenkommentator Jim Cramer völlig aus. Ein solcher Auftritt wäre hier in Deutschland absolut inakzeptabel gewesen.
Aber weshalb regte sich Cramer so medienwirksam auf ?
Die beiden Hedge Funds von der US Investmentbank Bear Stearns waren ins Trudeln geraten, schemenhaft deutete sich die Kreditkrise in ihren ersten aber wuchtigen Zügen an. In dem Interview wirft Cramer der US Notenbank FED vor, den Ernst der Lage zu verkennen. Die FED schlafe.
Cramer wörtlich : "In the fixed income markets we have Armageddon."
Zigtausend Menschen würden Gefahr laufen, ihre Häuser zu verlieren. Cramer fordert Bernanke brüllend auf, den US Leitzins zu senken und den ins Schlingern gekommenen Bankhäusern unter die Arme zu greifen.
Zum Zeitpunkt des Interviews stand die Fed Funds Rate bei 5,25 %. Im September begann die US Notenbank dann den Leitzins peu a peu abzusenken. S. beigefügte Tabelle.
So durchgeknallt der TV Auftritt auch war, die Einschätzung und die Forderungen waren nicht falsch.
Wenn derzeit in den Medien der US Leitzins diskutiert wird, - beachtet Helikopter Ben nicht mehr die Gefahren inflationärer Tendenzen ? -, muß ich schmunzelnd an Cramers Auftritt denken.
Scrollen Sie in dieser Meldung ganz nach unten. Dort finden Sie in der Meldung vom 18.08.07 das Video mit dem TV Auftritt Cramers. Sehen Sie das Interview als kleine Entertainmenteinlage im derzeit nervenaufreibenden Börsenalltag.
Das da ... das ist der Steve ... und der Steve ... Datum 18.08.2007 - Uhrzeit 16:00
... der ist manchmal etwas "crazy" drauf.
Steve Ballmer, seines Zeichens CEO des Unternehmens, dessen Betriebssystem auf den meisten Computern dieser Welt läuft: Microsoft. Ballmer ist für seine kompromißlose Loyalität zu seinem Unternehmen bekannt. Immerhin begleitet er das Unternehmen seit seiner Entstehung in verschiedenen Funktionen. Der folgende Auftritt vor Mitarbeitern des Unternehmens ist legendär. Das Video ist Kult. Zeigt es doch einen Mann, der von einer Idee, einem Unternehmen, regelrecht besessen zu sein scheint. Natürlich geht es dabei auch darum, diese Verbissenheit, den "Spirit", auch an die eigene Belegschaft zu transportieren. Insofern eine Mischung aus Affekt und Kalkül ...
Wieso habe ich das Ballmer-Video nochmals hervorgekramt? Nun, weil mich der Interview-Auftritt von Jim Cramer, einem bekannten Börsenkommentator in den USA, in den vergangenen Wochen daran erinnert hat. Die beiden Herren ähnlich sich nicht nur äußerlich, sondern auch in ihren Auftritten. Und natürlich ging es bei Jim Cramer darum, seine eigene Börsensendung auf CNBC zu promoten. Die Hedgefunds von Bear Stearns waren in Schieflage geraten, die Märkte begannen in Windeseile zu fallen, die breite Öffentlichkeit wurde auf das Thema der Finanzmärkte gestoßen. Eine bessere Situation hätte Cramer für seine Showeinlage also nicht abpassen können. Was tut man nicht alles, um sein(e) Produkt oder Dienstleistung zu bewerben. Keine Frage. In Deutschland würde man jemanden nach einem solchen TV Auftritt direkt in die Psychiatrie begleiten.
Schauen Sie sich die Videos ruhig mal an. Es darf herzhaft gelacht werden. Nächste Woche holt uns dann wieder die knallharte Börsenrealität ein.
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