Kommentar
10:20 Uhr, 23.02.2009

Jetzt beginnen die närrischen Zeiten!

In der nächsten Woche wird das närrische Treiben in den Karnevalshochburgen seinen Höhepunkt erreichen. Der Alkoholkonsum nimmt in der Krise zu. So konnte wohl auch der japanische Finanzminister Shoichi Nakagawa bei dem G7 Treffen in Rom nur unter starken Alkoholeinfluss die schlechtesten Wirtschaftsdaten Japans in der Nachkriegszeit ertragen. Seine Zunge war schwer und er wirkte auf der Pressekonferenz wie benebelt. Der Finanzminister musste aufgrund seines peinlichen Auftritts gleich seinen Hut nehmen. Immer mehr Regierungen und Minister kommen mit der gegenwärtigen Krise nicht mehr klar und kapitulieren. Die US-Notenbank hat zuletzt sogar erstmals Unternehmenskredite aufgekauft. Dies ist ein letztes Aufbäumen gegen die Krise, was nicht viel bewirken wird. Irgendwann wird auch die FED kapitulieren müssen, da die Schieflagen und die Verschuldung zu groß sind.

Wann aber werden wohl ganze Staaten kapitulieren, die dann einen Dominoeffekt im Finanzsektor auslösen? Der endgültige Rettungsplan von US-Finanzminister Geithner wurde bisher noch nicht verkündet. Es bleibt also abzuwarten, was für Art von Bad Bank die USA retten soll. Wahrscheinlich erkennt er erst jetzt die Größe der Schulden, die jedes US-Budget sprengen dürfte. Der IWF schätzt die faulen US-Kredite auf 2,2 Billionen USD. Der US-Ökonom Roubini geht sogar von 3,8 Billionen USD aus. Too big to fail!? Ich würde mich nicht wundern, wenn auch Geithner demnächst kapitulieren muss, ebenso wie Bernanke.

Aber auch andere Personen können an dem grundlegenden Verschuldungsproblem jetzt nichts ändern. Jeder Anleger muss sich vergegenwärtigen, dass die privaten USD-Schulden 42 Billionen USD betragen, so dass sogar ein Konjunkturprogramm von 782 Mrd. USD wie Peanuts aussieht. Auch eine Voll-Verstaatlichung des US-Bankensystems ist nicht ausgeschlossen. Die Problemkredite im Immobiliensektor machen 40% des BIPs in den USA aus, was weit mehr ist als bei den früheren Bankenkrisen in Japan oder Schweden (dort nur 13%). Es werden also weitere Horrornachrichten kommen müssen und darauf sollten Sie sich als Anleger auch einstellen Das Deleveraging wird weitere Opfer erzwingen. Es wird auch zu weiteren Zwangs-Mergern kommen.

Die japanischen Exporte brachen im 4. Quartal um 44% und das BSP nach amerikanischer Methode um 12% bzw nach deutscher Methode um 3% ein. Toyota muss 17.000 Mitarbeiter entlassen. Japan leidet jetzt ganz besonders unter der Schwäche der US-Konjunktur. Das US-BSP gab im 4 Quartal 2008 auch um 3,8% nach. Es entsteht jetzt ein Heer von Arbeitslosen auch in Japan und in den USA, wobei die Arbeitslosen in Japan und auch trotz Obama in den USA in ein soziales Loch fallen. Der schwedische Automobilkonzern SAAB musste Insolvenz anmelden. Schweden will aber im Gegensatz der deutschen Bundesregierung SAAB nicht künstlich am Leben erhalten. Weitere Automobilkonzerne stehen kurt von dem Konkurs. Frankreich will Peugeot und Renault mit 6 Mrd. € stützen, was zu Wettbewerbsverzerrungen führt. Opel braucht angeblich noch 3,3 Mrd. € und die Mutter General Motors noch über 30 Mrd. USD um kurzfristig zu überleben. Beide müssen nun einen Sanierungsplan vorlegen und der kann nur bedeuten: Massenentlassungen und Verkäufe von Tochtergesellschaften. Wenn GM oder Chrysler Chapter 11 anmelden muss, löst sich ein weiterer amerikanischer Traum im Nichts aus. Chrysler will mit GM mergen, was GM aber noch ablehnt. Zwei Kranke mit Krücken werden durch Zusammenschluss aber nicht gesünder. Warum also GM nicht gleich verstaatlichen, um Arbeitsplätze zu sichern?

Zudem könnte Hypo Real Estate AG schon bald in Deutschland verstaatlicht werden. Die Finanzierungszusagen und Garantien des Staates betragen schon 100 Mrd. €. Die HRE hat aber Derivate im Volumen von 1 Billion € in den Büchern bzw. zum Teil auch eben nicht in den Büchern. Die Bilanzsumme beträgt 400 Mrd. €. Too big to fail! Die HRE bleibt also ein Fass ohne Boden. Ich halte ehrlich gesagt auch wenig von den gegenwärtigen Mega-Konjunkturprogrammen. Sie werden nicht den erhofften Konjunkturaufschwung bringen; vor allen Dingen werden sie nicht die Arbeitsplätze schaffen, die man sich erhofft.

In den nächsten Wochen stehen für Politiker schwierigen Entscheidungen zur Rettung von Großkonzernen und wenn man so will, zur Rettung des Systems an. General Motors ist ein Symbol einer niedergehenden Wirtschaft mit einer zu hohen Verschuldung. Eine Marktbereinigung kann es aber nicht geben, wenn der Staat künstlich stützt. In diesen Krisenszenarien werden weitere „Madoffs“ und Opfer von Scharlatanen zu Tage treten. Nach Madoff ist nun angeblich Stanford der nächste große Betrüger in den USA mit einem Schneeballsystem und 8 Mrd-Verlusten für Anleger. In der Krise werden aber auch viele erst notgedrungen zum Betrüger und fälschen die Bilanzen.

Auch in Osteuropa wird es Konjunktureinbrüche geben und einige weitere Staaten können möglicherweise ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen, da die Kredite nicht umgeschuldet werden können. Zu den gefährdeten Ländern mit starkem Osteuropabezug zählt sogar Österreich, das sehr unter dem Einbruch in Osteuropa leidet und das nun auf EU-Hilfen angewiesen ist. In der Schweiz könnte das Bankgeheimnis geknackt werden. Amerika hat schon die UBS gezwungen, einige delikate Bankdaten von möglichen Steuerflüchtigen bekanntzugeben, da sie sonst UBS-Amerika schließen würden. Es kann gut sein, dass diese Erepressungs-Methode Schule macht und auch andere Staaten auf die Herausgabe von Kundendaten in Schweiz hinarbeiten. Auch Kapitalverkehrkontrollen sind nicht auszuschließen. In der Schweiz werden immerhin ein Drittel aller Vermögen der Welt vermutet, die jetzt der Staat dringend zur Finanzierung der Mega-Konjunkturprogramme braucht.

Die Welt hat sich schon jetzt verändert. Die Finanzmärkte sollen mehr kontrolliert werden. Die EU will Einigkeit zeigen und die soziale Marktwirtschaft ausgerechnet durch mehr Staatseingriffe retten. Steueroasen sollen bekämpft und Boni gekappt werden. Staaten mit hohen Leistungsbilanzdefiziten und Haushaltsbilanzdefiziten werden dennoch Probleme bei der Refinanzierung bekommen. Dies könnte sogar den Euro sprengen. In Italien hat sich schon die Staatsverschuldung von 102 auf 112% zum BSP erhöht. Weiter Währungskrisen sind jetzt schon vorprogrammiert.

Es ist einleuchtend, dass in einem derartig negativ belasteten Umfeld Aktienmärkte nicht haussieren können. Dabei liegen in den USA 3,9 Billionen USD fast unverzinslich in Geldmarktfonds und 5 bis 8 Billionen USD in geldnahen Anlagen. In Japan sind ähnliche Beträge geparkt, was Weltrekord ist. Sobald sich das konjunkturelle Umfeld wieder bessert – und sei es nur kosmetisch -, wird eine starke liquiditätsgetriebene Hausse an den Aktienmärkten noch in diesem Jahr geben. Wer zu früh einsteigt, wird aber bestraft werden. Noch befinden sich aber fast alle Weltbörsen im intakten Bärmarkt und setzen die Talfahrt in diesem Jahr fort. So fiel der Dow Jones Index am 20. Februar um 1,34% auf ein neues Jahrestief von 7365 Indexpunkte und der DAX sogar um 4,7% auf 4018 Indexpunkte.

Nachdem der Dow Jones die 7800-Marke durchbrochen hatte, gaben auch die meisten Ostbörsen kräftig nach. Genau das hatte ich auch erwartet mund letzte Woche „angekündigt“. Anleger können sich nur mit knappen Stopp-loss-Marken vor zu großen Kursverlusten schützen. Noch chancenreicher sind nach Chartausbrüchen aber Short-Positionen. So verlor der RTS-Index letzte Woche um 16,4% auf 527 Indexpunkte, nachdem er sich zuvor von -21% in den Plusbereich bewegt hatte. Die Sberbank verlor sogar 26% und die VTB Bank 21% an Wert. Auch dies bestätigt meine Prognose der volatilen Seitwärtsbewegung für das erste Halbjahr, was ein Eldorado für geübte Trader ist. Auch an den anderen Ostbörsen gab es kräftige Kursabschläge, was mich nicht überrascht hat. Ich hatte empfohlen, auch an den Ostbörsen voll in Liquidität zu gehen, wenn der Dow Jones unter 7800 Indexpunkte fällt.

Ich rate nach wie vor zu einer Cash-Quote von 70-80%. Wenn Sie zu 80% oder mehr in Cash sind, ist dies eine gute Ausgangsposition, um zu Ostern einige Osterschnäppchen zu erwischen. Eine Buy and Hold-Strategie ist unter solchen Umständen aber sehr verlustträchtig und die falsche Strategie. Ich bevorzuge weiterhin den selektiven Trading-Ansatz, wobei auch Short-Positionen nach Chartausbrüchen in die Strategie gehören.

Bullish bleibe ich dagegen nur für russische Goldaktien, die ihren Haussekurs fortsetzten, was bei einem Goldkurs von 997 USD/Unze auch nicht verwundert. Auch im nächsten EAST SOCK TRENDS werde ich einige aussichtsreiche Goldaktien vorstellen. Einige Goldaktien haben sich im Kurs seit dem Tief in 2008 jetzt schon mehr als verdreifacht, wobei das Kurspotential noch nicht ausgeschöpft ist. Nach dem starken Kursanstieg ist aber demnächst eine Korrektur auch des Goldpreises und auch bei Goldaktien eher wahrscheinlich. Gold wird jetzt Probleme haben, die wichtige 1000-er Marke nachhaltig zu überschreiten. Geht der Goldpreis aber über 1100 USD/Unze, ist der Weg nach oben frei.

Ansonsten bleibe ich sehr defensiv eingestellt, denn zu der Aneinanderreihung von schlechten Konjunkturnachrichten gesellen sich auch marktechnische Gefahren. Der Dow Jones und S&P haben schon Verkaufssignale bei unter 7880 bzw. unter 800 Indexpunkten ausgelöst. Beim DAX wird es sehr kritisch und bearish, wenn der DAX unter 4000 Indexpunkte fällt. Falls der Dow Jones unter 7200 fällt und zudem der DAX unter 4000, sollte Sie auch, falls noch nicht geschehen, an den Ostbörsen vollständig in Liquidität oder short gehen, denn es drohen dann weitere starke Kursverluste. Jetzt beginnen die närrischen Zeiten - auch an den Börsen, aber am Aschermittwoch ist alles vorbei! Der Mondkalender hatte übrigens mal wieder recht mit den fallenden Kursen in den letzten beiden Wochen. Nach dem Mondkalender wird es nach Aschermittwoch wieder zu einer Gegenbewegung nach oben geben, was aber nur für geübte Kurzfrist-Trader eine Einstiegschance für ein Pull back bedeuten kann. Es wird in jedem Fall weiter volatil bleiben, solange die Horrornachrichten anhalten. Nutzen Sie daher auch die Trading-Signale und Trading-Chancen auf der Ostbörsen-Hotline 09001-8614001 (1,86 € /Min.).

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