Japans Underperformance dürfte sich bald auflösen
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„Die Zeiten, in denen japanische Aktien gegenüber anderen Märkten eine kontinuierliche Underperformance hinlegten, sind lange vorbei“, sagt Alex Lee, Portfoliomanager für japanische Aktien bei Columbia Threadneedle, in einem aktuellen Kommentar.
Für den Rückstand im laufenden Jahr sieht Columbia Threadneedle vor allem drei Gründe. Erstens die zurückhaltenden Gewinnausblicke der Unternehmen, welche die Erwartungen der Analysten belastet hätten. Die meisten japanischen Firmen veröffentlichten ihre Ausblicke im April oder Mai – in diesem Jahr ein ungünstiger Zeitpunkt. „Der Ausblick für das Konjunkturumfeld war unklar, denn in Japan und vielen anderen Ländern stiegen die Corona-Infektionszahlen wieder“, sagt Lee. „Daher gehen wir davon aus, dass sich die Gewinnausblicke der japanischen Manager-Teams als sehr konservativ herausstellen werden – und dass die Konsensschätzungen Luft nach oben haben.“
Der zweite Grund sei die zunächst schleppende Entwicklung der Corona-Schutzimpfungen. Die USA und Europa seien bei den Impfkampagnen deutlich schneller vorangekommen, während Japan fast durchgehend im Lockdown gesteckt habe. Lee: „Der Ausblick ist jedoch freundlicher. Nach einem langsamen Start hat Japans Impfprogramm in den vergangenen Monaten deutlich an Fahrt aufgenommen.“ Damit sei der Weg frei, um die Wirtschaft des Landes schrittweise wieder zu öffnen.
Als dritten Grund nennen die Experten die politische Situation. Am 21. Oktober finden planmäßig Neuwahlen zum Unterhaus statt. In deren Vorfeld ist Premierminister Yoshihide Suga kürzlich zurückgetreten, nachdem er in der Bevölkerung an Beliebtheit verloren hatte – unter anderem wegen des Corona-Managements seiner Regierung. Daisuke Nomoto, Leiter für japanische Aktien bei Columbia Threadneedle, bewertet den Rücktritt aus Anlegersicht positiv: „Er reduziert die Wahrscheinlichkeit eines ungünstigen Ergebnisses für die amtierende Regierungspartei bei den anstehenden Unterhauswahlen“, schreibt er in einem aktuellen Kommentar und verweist darauf, dass der japanische Aktienindex Topix nach dem Rücktritt auf den höchsten Stand seit 30 Jahren gestiegen sei.
Die Experten von Columbia Threadneedle sind zuversichtlich: „Die langfristigen Aussichten für den japanischen Aktienmarkt sind günstig, in Anbetracht seiner attraktiven Bewertung und vor dem Hintergrund einer strukturellen Verbesserung der Kapitalrenditen“, sagt Lee. Der Portfoliomanager verweist darauf, dass die Firmen ihre Corporate Governance in den vergangenen zehn Jahren deutlich verbessert hätten. Zudem hätten sie sich angesichts des Mangels an Arbeitskräften effizienter aufgestellt. „Es kann immer mal wieder zu Störungen kommen, wie wir in diesem Jahr gesehen haben“, sagt Lee. „Doch Japan hat viele großartige Unternehmen, die in ihren Bereichen führend sind. Diese Firmen können nicht ewig unter dem Radar bleiben.“
Mit Blick auf die anstehende Wahl ergänzt Nomoto: „Falls die regierende Partei LDP ihre Mehrheit behält, können wir mit einer starken Marktreaktion rechnen. Für den japanischen Index könnte das in Anbetracht der Underperformance in diesem Jahr ein Katalysator sein, um zu den Indizes für die USA und Europa aufzuschließen.“
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