Kommentar
15:55 Uhr, 13.08.2008

Japans Bruttoinlandsprodukt schrumpft im zweiten Quartal

1. Das Wachstum in Japan ist im zweiten Quartal 2008 negativ gewesen. Das reale Bruttoinlandsprodukt schrumpfte um 0,6 % im Vergleich zum Vorquartal (Bloomberg-Median und DekaBank: -0,6 %). Annualisert bedeutet dies für das zweite Quartal einen Rückgang um 2,4 %, im Vergleich zum Vorjahresquartal ergibt sich ein Plus von 1,0 %. Der BIP-Deflator verharrte mit -1,6 % deutlich im negativen Bereich. Allerdings ist dies vor allem auf das Minus beim Exportdeflator zurückzuführen. Die anderen Deflatoren sind bereits positiv. Die vergangenen Quartale wurden mit den heutigen Zahlen revidiert. Der Wert für das erste Quartal 2008 wurde um zwei Zehntel auf 0,8 % qoq und das Schlussquartal 2007 ebenfalls geringfügig nach unten korrigiert.

2. Im Vergleich zum Vorquartal wies im zweiten Quartal 2008 nur eine einzige Komponente einen Zuwachs aus. Der staatliche Konsum expandierte um 0,1 % und lieferte somit einen Wachstumsbeitrag von Null. Das ist auch schon das Höchste der Gefühle, denn (abgesehen von den Importen) vermochte keine BIPKomponente einen Beitrag zum Wachstum zu leisten, der über Null lag. Wachstumsneutral waren im zweiten Quartal neben dem staatlichen Konsum die gewerblichen Investitionen (Capex), die Lagerinvestitionen und die Nettoexporte. Dabei sind die Exporte um -2,3 % qoq und die Importe um -2,8 % zurückgegangen. Am stärksten gebremst haben im zweiten Quartal die privaten Konsumausgaben, die im Vergleich zum Vorquartal um 0,5 % schrumpften und das Wachstum somit um 0,3 Prozentpunkte belasteten. Die Wohnungsbauinvestitionen sind im zweiten Quartal nach einer temporären Erholung zum Jahresbeginn erneut zurückgegangen (-3,4 % qoq) und lieferten einen negativen Wachstumsbeitrag von 0,1 Prozentpunkten. Schließlich wurden die Staatsinvestitionen um 5,2 % im Vergleich zum Vorquartal eingeschränkt und bremsten das Wachstum um 0,2 Prozentpunkte. Die nun verbleibende große Frage lautet: Handelt es sich hierbei um Rezessionstendenzen in Japan und stehen uns noch weitere negative Quartale bevor, oder ist das schwache zweite Quartal als Ausreißer nach unten zu sehen, und die kommenden Quartale bringen wieder positives Wachstum?

3. Zwei Komponenten, nämlich die Investitionen und der Außenhandel, stützen eher das Bild von positiven Wachstumsraten im restlichen Jahr 2008. Wir sehen kaum stichhaltige Argumente für eine anhaltende negative Entwicklung bei den japanischen gewerblichen Investitionen und bei den Nettoexporten. Zwar verschlechtert sich die Stimmung bei den Unternehmen zusehends, aber die Auftragseingänge entwickeln sich weiterhin solide und lassen erwarten, dass die gewerblichen Investitionen nicht nachhaltig schrumpfen werden. Auch von den Nettoexporten erwarten wir für die kommenden Quartale wieder positive Wachstumsbeiträge, denn die Exportdynamik nach Asien sollte sich nicht zu stark abschwächen und in die USA dürfte sie sogar wieder etwas Fahrt aufnehmen. Zugleich dürften die Importe weiterhin nur schwach zunehmen. Ein großes Risiko für eine Rezession in Japan birgt jedoch die Entwicklung der privaten Konsumausgaben. Das Verbrauchervertrauen befindet sich auf dem tiefsten Stand seit Erfassung der Datenreihe im Jahr 1982 und die Realeinkommen sind im zweiten Quartal aufgrund der gestiegenen Inflation rückläufig gewesen. Zwar erwarten wir gegen Jahresende wieder eine Entspannung bei der Inflationsentwicklung, doch dürften noch in nächster Zeit die Teuerungsraten sowohl am Realeinkommen als auch an der Verbraucherstimmung und damit an der sowieso schon wenig ausgeprägten Konsumfreude der Japaner knabbern. Etwas Zuversicht in den Ausblick bezüglich der Entwicklung der privaten Konsumausgaben bringt aber noch immer der recht robuste Arbeitsmarkt.

4. Alles in allem erhöhen die heutigen Zahlen die Rezessionsrisiken für die japanische Volkswirtschaft. Unsere Prognose für das Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts im Gesamtjahr 2008 von 1,5 % werden wir nach unten revidieren müssen. Die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in Japan liegt unserer Meinung nach jedoch weiterhin unter 50 %.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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