Kommentar
11:59 Uhr, 20.12.2022

Japanische Notenbank schockt Märkte: DAX bricht komischerweise nur kurz ein, Dollar knickt ein, Goldpreis schießt nach oben

Nachdem die Fed- und gerade die EZB-Sitzung den Märkten Tiefschläge verpasst hatten, legt die japanische Notenbank völlig überraschend nach. Damit hat der DAX innerhalb weniger Tage fast 1.000 Punkte verloren. Umso wichtiger werden die nächsten Konjunkturdaten, gerade aus den USA.

Erwähnte Instrumente

  • USD/JPY
    ISIN: XC0009659910Kopiert
    Kursstand: 132,445 ¥ (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Nikkei225
    ISIN: XC0009692440Kopiert
    Kursstand: 26.513,53 Pkt (TTMzero Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Bis auf 13.800 Punkte war der DAX heute Morgen eingebrochen, ehe er sich etwas erholt hat. Grund für den Kurseinbruch war die Sitzung der japanischen Notenbank, die viele Investoren völlig auf den falschen Fuß erwischt hat, nachdem sich Notenbankchef Haruhiko Kuroda bislang gegen jedwede Verschärfung der Geldpolitik mit Händen und Füßen gewehrt hatte. Entsprechend entsetzt reagieren Investoren auf die heutigen Ankündigungen.

Zwar hat die Notenbank den Leitzins wie erwartet bei minus 0,1 Prozent belassen. Allerdings hat die Notenbank völlig überraschend angekündigt, dass die Zinsen für 10jährige Anleihen künftig in einer Bandbreite zwischen plus und minus 0,5 Prozent schwanken dürfen. Das entspricht einer deutlichen Verschärfung der Geldpolitik, nachdem das Band bislang zwischen plus und minus 0,25 Prozent gelegen war.

Zinsanstieg sorgt für Kurssprung beim Yen nach oben

Plötzlich waren die Zinsen für 10jährige japanische Anleihen bis auf 0,45 Prozent explodiert, ehe sie anschließend auf 0,40 Prozent zurückgegangen sind. Damit liegen sie immer noch um herbe 15 Basispunkte über dem Stand von vor der Sitzung. Das entspricht quasi einer Zinserhöhung um wahnsinnige 60 Prozent!!

Um die Turbulenzen am Anleihenmarkt nicht völlig eskalieren zu lassen, stockt die Notenbank die Anleihekäufe auf 9 Billionen Yen (68,1 Mrd. Dollar) pro Monat für den Zeitraum Januar bis März 2023 auf, gegenüber 7,3 Billionen Yen (55,2 Mrd. Dollar) zuletzt.

Der kräftige Anstieg der Zinsen für 10jährige japanische Anleihen lässt auch die Zinsen für 10jährige US-Anleihen nach oben schießen, zwischenzeitlich waren es 3,70 Prozent, ehe es leicht abwärts ging bis auf 3,67 Prozent. Ein kräftiger Zinsanstieg rund um den Globus ist eine denkbar schlechte Nachricht für viele hochverschuldete Volkswirtschaften, wie die USA, die Euro-Zone und die Weltwirtschaft insgesamt. Umso verwunderlicher ist es, dass sich der DAX nach dem Einbruch schnell erholt hat und über die Marke von 13.900 Punkte geklettert ist. Um es klar zu sagen: Das macht für mich absolut keinen Sinn.

Der kräftige Anstieg der Zinsen für 10jährige japanische Anleihen hat auch den Yen kräftig mit nach oben gezogen, sprich Dollar-Yen bricht ein. Im Gegenzug macht der Goldpreis einen Sprung nach oben und notiert bei 1.807 Dollar je Unze.

Umso gespannter warten Investoren auf eine Reihe wichtiger US-Konjunktur. Je nachdem, ob sie Inflations- und damit Zinssorgen, oder Rezessionssorgen schüren sollten, dürfte das für neuen Abwärtsdruck auf S&P500 und Nasdaq und damit auf den DAX sorgen. Wie gesagt, werde ich das alles in der Sendung ausführlich analysieren.


US-Neubaubeginne im Fokus

Am Dienstag werden um 14.30 Uhr die Daten zu den US-Baubeginnen veröffentlicht. Sie sollen im November leicht gesunken sein auf eine Jahresrate von 1,4 Mio. Einheiten, nach 1,425 Mio. Einheiten für Oktober. Zudem soll die Zahl der Baugenehmigungen etwas zurückgegangen sein auf 1,495 Mio. Einheiten nach 1,526 Mio. für Oktober. Mich würde es nicht überraschen, wenn beide Zahlen deutlich schwächer wären als erwartet.

Zudem geben NIKE Inc. (103,05 $ -2,74 %), Fedex Corp. (168,78 $ -1,71 %)und General Mills Inc. (87,12 $ 0,22 %) die Quartalszahlen bekannt.


US-Verbrauchervertrauen und Verkäufe bestehender US-Häuser auf Agenda

Am Mittwoch gibt das Conference Board um 16 Uhr die Daten zum US-Verbrauchervertrauen bekannt. Es soll im Dezember leicht gestiegen sein auf 101,0 Punkte.

Ebenfalls um 16 Uhr werden die Daten zu den US-Verkäufen bestehender Häuser veröffentlicht. Sie sollen im November um 5,2 Prozent gegenüber dem Vormonat auf eine Jahresrate von 4,2 Mio. Einheiten gesunken sein, nach 4,43 Mio. für Oktober. Dabei hatte der Oktober-Wert schon einen Einbruch um 28,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Sollten die Verkäufe im November tatsächlich auf 4,2 Mio. zurückgehen, wäre das ein Kollaps um 33,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Folgen des kräftigen Anstiegs der Hypothekenzinsen sind also klar zu sehen. Und der Fed sind sie mit 6,3 Prozent für 30jährige Hypothekenkredite noch nicht hoch genug, weshalb sie die Hypothekenzinsen mit noch höheren Leitzinsen noch weiter nach oben treiben will. Wenn das mal eine gute Idee ist!

Nach Börsenschluss in den USA gibt der Speicherchiphersteller Micron Technology Inc. (51,72 $ -0,67 %) die Ergebnisse bekannt.


US-BIP im Blick

Am Donnerstag wird um 14.30 Uhr die 3. und damit letzte Schätzung für das US-BIP für das 3. Quartal veröffentlicht. Es soll um annualisiert 2,9 Prozent gewachsen sein und damit die 2. Schätzung bestätigen. Ich habe in der Sendung „Euer Egmond“ präsentiert von BNP Paribas Zertifikate wiederholt aufgezeigt, dass die US-Wirtschaft viel schwächer ist, als uns die Fed und viele „Experten“ weismachen wollen.

Ebenfalls um 14.30 Uhr werden die Daten zu den Erst- und fortgesetzten Anträgen auf US-Arbeitslosenhilfe bekanntgegeben. Werden gerade letztere die zunehmende Abschwächung des US-Arbeitsmarktes einmal mehr widerspiegeln?

Bevorzugter Inflationsindikator der Fed ganz oben auf der Agenda

Am Freitag werden um 14.30 Uhr die Zahlen zu den persönlichen Einkommen und Ausgaben der Amerikaner veröffentlicht. Investoren schauen dabei vor allem auf die Daten zur Kernrate des PCE-Preisindex, des bevorzugten Inflationsindikators der Fed. Die Kernrate soll im Monatsvergleich bei 0,2 Prozent liegen. Im Jahresvergleich soll sie auf 4,6 Prozent zurückgehen, nach 5,0 Prozent für Oktober. Sollten die Zahlen besser ausfallen als erwartet, könnten die Zinsen für 10jährige US-Anleihen einknicken und im Gegenzug S&P500, Nasdaq und DAX kurz Auftrieb bekommen. Die Betonung ist allerdings klar auf „kurz“, denn die Fed will in den nächsten Monaten die Leitzinsen weiter deutlich erhöhen, was die Rezessionssorgen schüren und damit die Aktienmärkte weiter belasten sollte.

Ebenfalls um 14.30 Uhr werden die Daten zu den US-Aufträgen langlebiger Gebrauchsgüter bekanntgegeben. Sie sollen Im November um 0,7 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken sein.

Um 16 Uhr folgen die US-Verkäufe neuer Häuser. Sie sollen im November auf eine Jahresrate von 600.000 gesunken sein, nach 632.000 für Oktober. Damit würde der Absatz im November um herbe 20,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr einbrechen.

Ebenfalls um 16 Uhr gibt die Universität Michigan die endgültigen Daten zum US-Verbrauchervertrauen für Dezember bekannt. Das wäre der Abschluss des Datenreigens dieser Woche.

In meiner Sendung "Euer Egmond" analysiere ich wöchentlich die Märkte!

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Egmond Haidt
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