Kommentar
15:02 Uhr, 11.07.2007

Japan: Wolken am Himmel des Verbrauchervertrauens

1. Die Stimmung der japanischen Konsumenten trübte sich im zweiten Quartal 2007 ein. Der saisonbereinigte Indexwert fiel im Vergleich zum Vorquartal von 46,7 auf 44,3 Punkte. Diese Stimmungseintrübung ist als deutlich ausgeprägt einzustufen, wenn man die seit Mitte 2004 anhaltende tendenzielle Seitwärtsbewegung des Verbrauchervertrauens auf einem im historischen Vergleich recht hohen Niveau berücksichtigt. Interessant ist der Blick auf die Entwicklung der Unterkategorien. Bei allen erfragten Komponenten hat sich der Indexwert verschlechtert. Diese sind: allgemeiner Lebensunterhalt, Einkommensentwicklung, Arbeitsmarktlage und die Anschaffungsneigung für langlebige Güter. Während die japanischen Konsumenten im ersten Quartal noch bezüglich der Einschätzung der Arbeitsmarktlage optimistisch waren, sank der entsprechende Indexwert im zweiten Quartal unter die 50 Punkte-Marke. Damit liegt der Indexwert in keiner Unterkategorie mehr über 50 Punkte, was signalisiert, dass die Verbraucher in Japan in keinem der Kategorien eine Verbesserung erwarten. Am meisten Besorgnis bereitet ihnen – wie schon im Vorquartal – ihre Einkommensentwicklung, dicht gefolgt allerdings von der Beurteilung des allgemeinen Lebensunterhalts.

2. Zudem wurde das monatliche Verbrauchervertrauen veröffentlicht, das im Juni ebenfalls merklich gefallen ist. Da es sich bei den monatlichen Daten aber lediglich um eine nicht saisonbereinigte Zeitreihe handelt, die sich dementsprechend volatil zeigt und kaum als Indikator für den privaten Verbrauch verwendet werden kann, sollte dieser Index weniger beachtet werden.

3. Von der Entwicklung des Verbrauchervertrauens auf Quartalsbasis kann man am ehesten auf die Entwicklung des nominalen privaten Konsums schließen. Im vierten Quartal 2006 und zuletzt im ersten Quartal 2007 hat sich der Zuwachs des nominalen privaten Konsums merklich beschleunigt, während das Verbrauchervertrauen in diesem Zeitraum auf einem hohen Niveau verharrte. Für das zweite Quartal erwarten wir jedoch, nicht zuletzt angedeutet durch die Eintrübung des Verbrauchervertrauens, eine langsamere Ausweitung der nominalen Konsumausgaben. Da der Deflator des privaten Konsums im zweiten Quartal ähnlich wie im ersten im leicht negativen Bereich sein dürfte, gehen wir davon aus, dass der reale private Konsum im zweiten Quartal 2007 mit knapp 1,5 % qoq (ann.) ebenfalls deutlich weniger dynamisch expandieren wird als noch im ersten Quartal des Jahres. Diese Verlangsamung ist allerdings nicht weiter überraschend, wenn man sich die überaus kräftige Ausweitung der realen Konsumausgaben im ersten Quartal von 3,1 % qoq (ann.) vor Augen führt. Für den weiteren Verlauf des Jahres erwarten wir – nicht zuletzt aufgrund der nur moderaten Einkommensentwicklung – Zuwachsraten bei den realen Konsumausgaben der japanischen Haushalte in ähnlicher Größenordung wie im zweiten Quartal. Für den Jahresdurchschnitt 2007 ergibt sich ein Anstieg der realen privaten Konsumausgaben um reichlich 1,5 % im Vergleich zum Vorjahr.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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