Kommentar
10:37 Uhr, 27.05.2005

Japan: Verbraucherpreise im April auf Vorjahresniveau

1. Der nationale Verbraucherpreisindex fiel im April im Monatsvergleich um 0,1 %. Im Jahresvergleich stagnierten die Preise allerdings. Der Verbraucherpreisindex ohne frische Lebensmittel stieg um 0,1 % im Vergleich zum Vormonat, ging aber im Jahresvergleich um 0,2% zurück.

2. Die Detailergebnisse der einzelnen Komponenten des Verbraucherpreisindex zeigen, dass sich im April eine Verschiebung der Haupttreiber der deflationären Entwicklung ergeben hat. Zwar kam auch weiterhin die größte Entlastung der Gesamtinflationsrate von den gesunkenen Preisen für „Möbel und Haushaltswaren“ (-2,4 % yoy), für „Bücher und Freizeit“ (-1,1 % yoy), für „Wohnungsnutzung“ (-0,3 % yoy) sowie für „Gesundheit“ (-0,1 % yoy).

3. Aber die noch in den vergangenen Monaten ebenfalls preisdämpfend wirkende Komponente „Transport und Kommunikation“ stieg im April um 0,6 % yoy an. Aufgrund des hohen Gewichts von rund 13 % im Verbraucherpreisindex leistete so der Anstieg der Kosten für „Transport und Kommunikation“ einen Beitrag zur Inflationsrate um 0,1 Prozentpunkte. Noch in den Vormonaten hat die Senkung der Preise für Festnetztelefonleitungen und Elektrizität, letzteres insbesondere aufgrund der Liberalisierung des Marktes, zu einem Rückgang des Verbraucherpreisindex beigetragen und somit den Ölpreisanstieg nahezu vollständig ausgeglichen. Diese Effekte waren aber im April nicht mehr stark genug (siehe Schaubild rechts). Darüber hinaus stiegen die Preise für „frische Lebensmittel“ (4,1 % yoy), „Bekleidung und Schuhe“ (0,7 % yoy), „Bildung“ (0,7 % yoy) sowie „Heizung, Strom und Wasser“ (0,7 % yoy).

4. Die Bank of Japan bereitete auch auf ihrer jüngsten Sitzung in der vergangenen Woche weiter vorsichtig eine Absenkung des Liquiditätsziels von derzeit 30 bis 35 Bio. Yen vor. Während es auf der zweitätigen Sitzung Anfang April eine Gegenstimme bei der Abstimmung über die Beibehaltung des Liquiditätsziels gab, waren es auf der Sitzung Ende April bereits zwei. Das Treffen im Mai endete erneut nicht mit einem einstimmigen, sondern nur mit einem Mehrheitsbeschluss. Darüber hinaus beschloss die BoJ überraschend, dass im Falle außergewöhnlich schwacher Nachfrage nach Liquidität seitens der Finanzinstitutionen das untere Band des Liquiditätsziels auch unterschritten werden kann. Unklar bleibt jedoch, ob das für jeden einzelnen Tag oder die gesamte Reserveperiode gilt. Insgesamt sehen wir in diesem Vorgehen die allmähliche, sehr vorsichtige Abkehr der BoJ von der Politik der quantitativen Lockerung. Mit den robusten BIP-Wachstumszahlen aus dem ersten Quartal dürfte sich die BoJ in ihrer Einschätzung bestätigt sehen, dass die japanische Wirtschaft die hohe Überschussliquidität nun nicht mehr benötigt. Bis es jedoch zu einer ersten Zinsanhebung kommt, bedarf es aber steigender Kern-Verbraucherpreise. Eine nachhaltig positive Kerninflationsrate erwarten wir jedoch nicht vor der zweiten Jahreshälfte 2006.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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