Kommentar
12:21 Uhr, 29.07.2005

Japan: Verbraucherpreise fielen im Juni deutlich

1. Der nationale Verbraucherpreisindex fiel im Juni deutlich um 0,5 % mom (sb) und auch im Jahresvergleich um 0,5 %. Gleichzeitig ging die Kernrate bei 0,1 % mom zurück und fiel im Jahresvergleich um 0,2 %.

2. Die Detailergebnisse der einzelnen Komponenten des Verbraucherpreisindex zeigen, dass für den Preisrückgang in der Headline Inflation insbesondere der kräftige Einbruch der Kosten für frische Lebensmittel (–6,8 % yoy) verantwortlich ist, der nicht zuletzt auch dafür gesorgt hat, dass die Kosten für Lebensmittel insgesamt um 1,5 % yoy fielen. Bei der Berechnung der Kernrate werden die volatilen Preise für frische Lebensmittel nicht berücksichtigt, sodass für deren Rückgang vor allem der leichte Rückgang der Unterkomponente „Transport und Kommunikation“ (–0,1 % yoy) verantwortlich ist. Noch im Mai waren sie um 0,8 % yoy gestiegen. Ebenfalls rückläufig entwickelten sich die Preis für „Haushaltswaren“ (-2,3 % yoy), „Bücher und Freizeit“ (-0,8 % yoy), „Gesundheit“ (-0,2 % yoy) und „Wohnungsnutzung“ (-0,1 % yoy).

3. Wie die Protokolle der Sitzung vom 14./15. Juni (veröffentlicht am 19. Juli) zeigen, haben die Mitglieder des Policy Board der BoJ einer Beibehaltung der Politik der quantitativen Lockerung zugestimmt. Dieser Ansatz beinhaltet die ausreichende Bereitstellung von Liquidität sowie seine Aufrechterhaltung bis die Inflationsrate wieder nachhaltig ansteigt. Trotz dieses Bekenntnisses haben sich zwei Mitglieder für eine Absenkung des aktuellen Liquiditätsziels von 30-35 Bio. Yen ausgesprochen. Ein Vorschlag sah eine Reduzierung um 3 Bio. Yen vor, ein zweiter um 5 Bio. Yen. Gleichzeitig sollte die Klausel, die ein zeitweiliges Unterschreiten des Ziels erlaubt, aus den Zinsentscheiden gestrichen werden. Begründet wurden diese Vorschläge mit dem Hinweis auf den bestehenden Überschuss an Liquidität, eine nachlassenden Liquiditätsnachfrage seitens der Finanzinstitute sowie der verbesserten Stabilität des Finanzsystems. Die Nachteile der Liquiditätsbereitstellung würden seine Vorteile deutlich überwiegen: Der Prozess der Wiederherstellung eines funktionierenden Marktmechanismus würde dadurch behindert.

4. In der gegenwärtigen Phase einer eher moderaten konjunkturellen Entwicklung sah es die Mehrheit des Policy Board aber als angemessen an, das aktuelle Ziel beizubehalten. In Zukunft bestehe für die Bank aber die Möglichkeit, das Ziel vorsichtig zu senken. Dabei müsse den Marktteilnehmern aber deutlich kommuniziert werden, dass davon keine negativen Auswirkungen auf die Bekämpfung der Deflation ausgingen. Hinsichtlich der o.g. Klausel ließ die BoJ verlautbaren, dass es sich damit nicht um eine Vorwegnahme bzw. Einleitung einer zukünftigen monetären Entscheidung handele. Insbesondere sei es kein erster Schritt hin zu einer Normalisierung der Zinsen. Wir halten diese Aussage für wenig glaubwürdig, zumal die Notenbank keinerlei Hilfestellung über die von ihr beabsichtigte Interpretation der Klausel gibt. Stattdessen sehen wir die Klausel als eine Art „Versuchsballon“, mit Hilfe dessen die BoJ testen kann, wie eine Unterschreitung des Liquiditätsziels am Markt aufgenommen wird. Sollte es negative Marktreaktionen in Form steigender Kapitalmarktrenditen geben, kann sich die BoJ darauf zurückziehen, dass es nur eine Ausnahme gewesen ist. Bleibt die Marktreaktion aus, kann sie eine sukzessive Unterbietung der Banken nach Liquidität zulassen und später ggf. das Ziel entsprechend nach unten anpassen. Vor diesem Hintergrund erwarten wir kurzfristig keine Absenkung des Liquiditätsziels.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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