Kommentar
11:19 Uhr, 15.12.2004

Japan: Tankan im Rahmen der Erwartungen

1. Der heute Morgen von der Bank of Japan veröffentlichte Tankan-Bericht sorgte zumindest auf dem ersten Blick nicht für große Überraschungen. Die Stimmung bei den großen Industrieunternehmen verschlechterte sich erwartungsgemäß von 26 Punkten im dritten Quartal auf 22 Punkte im vierten (Bloomberg-Umfrage: 22 Punkte, DekaBank: 21 Punkte). Leicht positiv ist zu bewerten, dass die Stimmung bei den großen Dienstleistungsunternehmen auf dem Vorquartal von 11 Punkten stagnierte. Hier wurde allgemein aufgrund eines sich schwächer entwickelnden privaten Konsums mit einer geringen Verschlechterung gerechnet (Bloomberg-Umfrage: 10 Punkte, DekaBank: 9 Punkte). Die Entwicklung der Umfragewerte in der Industrie passt sehr gut zum Gesamtbild: Während die großen und mittleren Unternehmen im dritten Quartal von der weltweit guten wirtschaftlichen Entwicklung profitieren konnten und daher die Umfragewerte für diesen Zeitraum recht hohe Werte aufweisen, schwächt sich die Konjunktur im vierten Quartal weltweit etwas ab, sodass in beiden Bereichen eine Stimmungsverschlechterung im vierten Quartal eintrat. Die kleinen Industrieunternehmen, die stärker von der Binnendynamik abhängig sind, lassen diese Stimmungsschwankungen so nicht erkennen. Im vierten Quartal betrug hier der Saldenwert wie im Vorquartal 5 Punkte.

2. Dem Tankan-Bericht lassen sich noch weitere Informationen entnehmen. Beispielsweise werden auch die laufenden Investitionspläne für das laufende Fiskaljahr (Ende: März 2005) abgefragt und diese haben sich im Vergleich zum Vorquartal nochmals verbessert. Vor dem Hintergrund, dass das Fiskaljahr bereits größtenteils abgelaufen ist, ist diese Aufwärtsrevision der Investitionspläne positiv zu bewerten. Betrüblich sind dagegen die Produktionserwartungen, die die Unternehmen für das erste Quartal 2005 haben. Mit Ausnahme der mittleren Dienstleistungsunternehmen wird durchgehend mit einer Verschlechterung im ersten Quartal gerechnet. Insbesondere die Industrieunternehmen sind, gemessen an den Umfragewerten für das vierte Quartal, richtiggehend pessimistisch.

3. Und somit fügt sich das Bild, dass man aus dem Tankan-Bericht herauslesen kann, in unseren Konjunkturausblick sehr gut ein: Das vierte Quartal 2004 wird, nicht zuletzt wegen der Aufräumarbeiten im Zuge der Beseitigung der Erdbebenschäden, vergleichsweise kräftig ausfallen. Das erste Quartal im neuen Jahr wird dann wieder schwächer sein.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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